Zürich – Die Swiss Re hat im Sommer die gewaltigen Verluste, die ihr die Coronapandemie einbrockt hatte, deutlich eindämmen können. Nach neun Monaten beläuft sich das Defizit auf 691 Millionen Dollar.
Zur Jahresmitte hatte der Traditionskonzern noch einen Verlust von 1,1 Milliarden Dollar ausgewiesen. Die Erholung gelang dem zweitgrössten Rückversicherer der Welt dank einem Gewinn von 444 Millionen Dollar im dritten Quartal, wie er am Freitag bekannt gab.
Dabei hat die Swiss Re für Corona-Schäden und -Rückstellungen noch einmal 428 Millionen Dollar zur Seite gelegt. Insgesamt summieren sich die Corona-Schäden und -Rückstellungen seit Jahresbeginn nun auf 3,0 Milliarden Dollar.
Ohne diese Pandemieschäden hätte der Konzern in den ersten neun Monaten einen Gewinn von 1,6 Milliarden Dollar erzielt, schrieb die Swiss Re am Donnerstag in einem Communiqué. Damit wäre der Vorjahresgewinn von 1,3 Milliarden Dollar übertroffen worden. Man habe sich an den Finanzmärkten gut geschlagen und ein starkes Anlageergebnis erzielt.
Erwartungen übertroffen
Mit den Zahlen hat die Swiss Re deutlich besser abgeschnitten, als die Finanzgemeinde erwartet hatte. Dies freute die Investoren: Die Aktie war bis kurz vor Mittag mit einem Plus von 2,2 Prozent der beste Titel im Index der Grosskonzerne (SMI) an der schwächeren Schweizer Börse.
Ein Drittel der gesamten Corona-Schäden von 3,0 Milliarden Dollar verursachten Betriebsunterbrüche, erklärte die Swiss Re. 681 Millionen Dollar gingen für auf das Konto von Veranstaltungsabsagen. Beinahe ebenso viel verschlang die Rückversicherung von Lebensversicherungen wegen der vielen Corona-Toten in den USA und Grossbritannien.
«Angesichts der zwischenzeitlichen Entwicklungen sind wir davon überzeugt, dass unser Reservierungsansatz weiterhin angemessen ist und die anhaltenden pandemiebedingten Unsicherheiten widerspiegelt», erklärte Konzernchef Christian Mumenthaler.
Bei 67 Prozent dieser Schäden handle es sich um Rückstellungen für Schäden, die eingetreten, aber noch nicht gemeldet seien, erklärte der Rückversicherer: Es bestehe aber nach wie vor eine hohe Unsicherheit in Bezug auf die Pandemie. Damit könnten die tatsächlichen Schäden in den kommenden Quartalen entweder positiv oder negativ von den Schätzungen der Swiss Re abweichen.
«Aber das ist nicht vorbei – es ist nicht vorbei für uns, es ist nicht vorbei für die Branche», sagte Finanzchef John Dacey in einer Telefonkonferenz. Es werde mehr Corona-Schäden und -Tote geben.
Ungewöhnlich viele Naturkatastrophen
Gleichzeitig wüteten ungewöhnlich viele Naturkatastrophen, die zusammen mit von Menschenhand verursachten Katastrophen in den ersten neun Monaten Schäden von 1,5 Milliarden Dollar anrichteten. Schuld waren unter anderem die Hurrikane «Laura» und «Sally», die Waldbrände und die Stürme in den USA sowie Überschwemmungen am Jangtse in China und der Taifun Haishen.
Die grösste von Menschen angerichtete Katastrophe war die Explosion im Hafen von Beirut, die schätzungsweise Schäden in zweistelliger Milliardenhöhe anrichtete. Bei der Swiss Re schlug sie 222 Millionen Dollar zu Buche, wie Dacey sagte.
Fortschritte machte der Konzern beim Turnaround seines Sorgenkinds. Das Erstversicherungsgeschäft von Grossunternehmen (Corso) hätte ohne die Coronas-Schäden wieder einen Gewinn von 211 Millionen Dollar erzielt.
Bei rund der Hälfte der Corona-Schäden in der Sparte handle es sich um Rückstellungen für Absagen von Veranstaltungen – ein Geschäftsfeld, aus dem Corporate Solutions 2019 ausgestiegen sei. Der übrige Teil stehe im Zusammenhang mit der expliziten Deckung sachschadenunabhängiger Betriebsunterbrechungen und Schäden im Kredit- und Kautionsgeschäft.
Keine Prognose
Für das gesamte Geschäftsjahr wollte Finanzchef Dacey keine Prognose abgeben. Er könne die Entwicklung der Pandemie und der Bekämpfungsmassnahmen der Behörden nicht prognostizieren. «Wir tun unser Bestes, den Gewinn von 444 Mio im dritten Quartal zu wiederholen. Wir werden sehen, wo wir am 31. Dezember landen.» (awp/mc/ps)