Michel M. Liès, CEO Swiss Re. (Copyright: Swiss Re)
Zürich / Monte Carlo – Der Rückversicherer Swiss Re rechnet auf kurze Sicht mit sinkenden Preisen für Naturkatastrophen-Deckung. Im Jahr 2014 dürfte sich die Preisentwicklung dann aber stabilisieren. Grosses Wachstumspotential bietet sich der Branche in den Schwellenländern, aber auch in den entwickelten Märkten dürfte die Nachfrage nach Rückversicherungsdeckung steigen.
Preisdruck erzeugt etwa alternatives Kapital von grossen Anlegern wie Pensionsfonds, das im gegenwärtigen Tiefzinsumfeld über das Verbriefen von Katastrophenrisiken zunehmend in den Rückversicherungsmarkt fliesst. Dieses Kapital werde vornehmlich für Spitzenrisiken in den Nat Cat-Märkten der USA eingesetzt, wo die Marktzutrittsschranken tief und die Margen hoch seien, teilte Swiss Re am Montag anlässlich des Branchentreffens in Monte Carlo mit. Das Ziel der Player sei es, attraktive Anlagemöglichkeiten zu erschliessen.
Eigenes Geschäftsmodell nicht bedroht
Swiss Re schätzt die «alternative Kapazität» gegenwärtig auf rund 40 Mrd USD weltweit. Ob sich allerdings die alternativen Kapitalquellen auch bei ansteigenden Zinsen oder bei grossen Verlusten aufgrund von Naturkatastrophen behaupten können, werde sich noch zeigen, so Swiss Re weiter.
Der Rückversicherer sieht jedenfalls das eigene Geschäftsmodell durch die Konkurrenz mit alternativem Kapital nicht bedroht. Die veränderte Marktdynamik dürfte vor allem für wenig diversifizierte Rückversicherer anspruchsvoll sein. «Wir können uns dagegen durch massgeschneiderte Lösungen, unsere Kundenorientierung und unser Expertenwissen im Markt abheben», wird CEO Michel Liès in der Mitteilung zitiert.
Wachstum in Schwellenländern
Swiss Re diversifiziert sich auch geographisch stark und geht dabei in den Wachstumsmärkten davon aus, dass sich die Nachfrage nach Rückversicherungsdeckung für Naturkatastrophen bis 2020 verdoppeln wird. Dies habe etwa mit der wachsenden Mittelschicht und dem damit steigenden Bedürfnis nach Versicherungsdeckung zu tun. Zudem würden die Staaten vermehrt Nat Cat-Risiken an den Privatsektor übertragen.
«In der heutigen vernetzten Welt ist der Risikotransfer komplexer geworden», so Rückversicherungschef Christian Mumenthaler. Dabei biete Swiss Re ein globales Kundenservice-Modell mit fundiertem Expertenwissen und Risikotransfer. In den entwickelten Märkten erwartet Swiss Re ebenfalls bis 2020 einen Anstieg der Nachfrage nach Katastrophen-Deckung um 50%.
Höhere US-Haftpflichttarife
Mit Blick auf weitere Rückversicherungssparten geht die Swiss Re mit einem sich «verhärtenden» US-Haftpflichtmarkt auf. In anderen Haftpflichtmärkten sei es allerdings noch unklar, in welche Richtung sich die Preise entwickeln dürften. Reservenanpassungen für bestehendes Geschäft dürften dabei wohl zu einem Preisanstieg führen.
In anderen Sach-Rückversicherungssparten wie dem Motorfahrzeuggeschäft oder verschiedenen Spezialversicherungen sei derweil insgesamt mit einer stabilen Preisentwicklung zu rechnen, so die Mitteilung. (awp/mc/upd/ps)