Swiss-Re-CEO Stefan Lippe.
Zürich – Der Rückversicherer Swiss Re hat im dritten Quartal den Gewinn überraschend deutlich gesteigert. Gewinnrealisierungen im Anlageportfolio, Reserveauflösungen für Geschäft aus früheren Jahren und eine gute Steuerquote waren mit ein Grund dafür. Doch auch im Kerngeschäft setzte sich die gute Entwicklung aus dem Vorquartal fort. Der erfreuliche Ergebnisausweis und die intakten Wachstumsaussichten treiben den Aktienkurs in die Höhe.
Den Reingewinn steigerte Swiss Re in der Berichtsperiode um 118% auf 1,35 Mrd USD. Dabei hätten Sonderfaktoren das Ergebnis mit rund 700 Mio begünstigt, erklärte CFO George Quinn an einer Telefonkonferenz. «Ohne diese Effekte hätte der Gewinn immer noch 650 bis 700 Mio betragen.» Im Vergleich dazu hatten Analysten im Vorfeld mit einem Überschuss von 463 bis 703 (AWP-Konsens: 534) Mio gerechnet. Das Eigenkapital stieg seit Jahresbeginn um 2,5 Mrd auf 27,8 Mrd USD. Die annualisierte Eigenkapitalrendite betrug sehr hohe 20,5%.
Breit abgestütztes Wachstum
Zum «ausgezeichneten» Ergebnis leisteten alle Geschäftssegmente einen Beitrag. Im Bereich Property & Casualty sank das operative Ergebnis im Vergleich zum sehr guten Vorjahreswert um lediglich 7,3% auf 1,01 Mrd. Die Schadenbelastung aus dem Hurrikan Irene schätzt Swiss Re auf rund 100 Mio. Ausserdem wurden die erwarteten Kosten für die Erdbebenschäden in Neuseeland um 185 Mio nach oben korrigiert. Demgegenüber stehen Reserveauflösungen von netto 193 Mio.
Tiefe Combined Ratio
Der Schaden-Kostensatz verschlechterte sich leicht, lag aber immer noch auf sehr guten 80,4% nach den rekordtiefen 76,4% aus dem Vorjahr. Dabei seien die Kosten für Naturkatastrophen geringer ausgefallen als ursprünglich erwartet, so Quinn. Nehme man einen «normalisierten» Schadenlauf und würden die Sonderfaktoren nicht berücksichtigt, dann resultiere für die Combined Ratio mit 90,2% ein nach wie vor sehr guter Wert. Im Life&Health-Geschäft stieg das operative Ergebnis auf 145 Mio USD nach zuvor 119 Mio. Die Leistungsquote verbesserte sich auf 83,6% nach 93,3%.
Geringeres PIIGS-Exposure
Der Bereich Asset Management erzielte der Konzern ein zum Vorjahr um 2,3% höheres operatives Ergebnis von 1,20 Mrd. Die annualisierte Anlagerendite betrug 6,7%. Dank Währungsabsicherungen und der Neubewertung (mark-to-market) von Staatsanleihen wurden Gewinne im Umfang von netto 354 Mio realisiert. Swiss Re sei kaum in Staatsanleihen von hochverschuldeten Ländern der Eurozone engagiert, so Quinn. Das PIIGS-Exposure betrage lediglich 74 Mio, wobei keine griechischen Staatspapiere gehalten werden. Vom Eurozone-Exposure von über 12 Mrd sind drei Viertel in deutschen und französischen Staatspapieren angelegt.
Profitables Wachstum
Das Prämienwachstum der Gruppe betrug 14% auf 5,74 Mrd und war vom Sach- und Haftpflichtgeschäft getrieben. Dort wuchsen die Einnahmen um 18% (in LW +13,%) auf 3,40 Mrd. Swiss Re war beim Durchsetzen höherer Preise und beim Zeichnen von neuem Geschäft erfolgreich. Das Geschäftsvolumen im Bereich Life&Health stieg um 5,1% auf 3,14 Mrd USD. Der Rückversicherer will weiter profitabel wachsen und geht davon aus, dass es im Sach- und HUK-Markt zu einer mässigen, aber breit abgestützten Preiswende kommen wird. Ausserdem setze Swiss Re alles daran, die Finanzziele 2011–2015 zu erreichen.
Kursavancen
Der weitere Geschäftsverlauf sei allerdings weiterhin mit grossen Unsicherheiten behaftet. So könnten steigende Zinsen in der Bewertung von Bonds negative Effekte auslösen, so Quinn. Ausserdem dürften die Überschwemmungen in Thailand gravierende Auswirkungen auf lokale Produktionsstätten von Industrieunternehmen haben. Für eine zuverlässige Schätzung der Schadenlast sei es noch zu früh. An der Börse wurden die Zahlen von Swiss Re mit Applaus aufgenommen. Bis um 13 Uhr gewinnen die Titel bei hohen Volumen 6,4% auf 49,16 CHF dazu, während der Gesamtmarkt (SMI) um 0,41% steigt. (awp/mc/upd/ps)