Zürich – Der Ukraine-Krieg, Covid-Belastungen, die Inflation und verheerende Naturkatastrophen haben die Swiss Re im vergangenen Jahr auf Trab gehalten. Dank eines fulminanten Schlussspurts weist der Rückversicherer für 2022 dennoch einen Gewinn aus und sieht sich für die kommenden Quartale gut aufgestellt.
«Swiss Re hat im 2022 mit viel Gegenwind zu kämpfen gehabt», erklärte Konzernchef Christian Mumenthaler am Freitag vor den Medien. Hagel in Europa, Überschwemmungen in Australien oder der US-Hurrikan «Ian» hatten die Rechnung mit 2,7 Milliarden US-Dollar belastet. Letzte Ansprüche zur Covid-Pandemie sowie die Verwerfungen an den Börsen drückten mit je 0,6 Milliarden auf das Ergebnis. Und wegen der Inflation wurden die Reserven um 1,1 Milliarden aufgestockt.
Am Ende verblieb in der Konzernrechnung ein Gewinn von 0,47 Milliarden Dollar nach einem Plus von 1,44 Milliarden im 2021. Das ist ein deutlicher Rückgang, doch nach neun Monaten hatte Swiss Re noch im roten Bereich gelegen. Nur dank eines Gewinns von 0,76 Milliarden im vierten Quartal gelang dem weltweit zweitgrössten Rückversicherer der Sprung ins Plus.
Sachgeschäft unter Druck
Vor allem im Sach- und Haftpflicht-Rückversicherungsgeschäft (P&C Re) litt Swiss Re unter den zahlreichen Belastungen. Dadurch verschlechterte sich der Schaden-Kosten-Satz um 5,3 Prozentpunkte auf 102,4 Prozent. Liegt der Wert über 100 Prozent, dann ist dieses Geschäft operativ nicht profitabel.
Besser schloss der Konzern im Lebengeschäft ab, wo ein Gewinn von 416 Millionen Dollar erzielt wurde verglichen mit einem Verlust von 478 Millionen im Jahr davor. Und das Erstversicherungsgeschäft von Corporate Solutions trug 486 Millionen zum Gewinn bei nach einem Plus von 578 Millionen. Derweil schreibt der White-Label-Versicherers IptiQ nach wie vor hohe operative Verluste (2022: 0,36 Mrd).
Der Generalversammlung im Frühling schlägt der Verwaltungsrat erstmals eine Dividendenzahlung in Dollar vor, und zwar von 6,40 Dollar je Aktie. Das entspreche in etwa dem Niveau der im letzten Jahr in Franken geleisteten 5,90, sagte Finanzchef John Dacey. Die Basis zur Dividendenzahlung liefert die robuste Kapitalausstattung. Die Quote zum Schweizer Solvenztest (SST) lag zu Jahresbeginn geschätzt auf hohen 280 Prozent.
Preise steigen
Doch nicht nur das dicke Kapitalpolster, sondern auch die anhaltend guten Preistrends stimmen das Management für das laufende Jahr optimistisch. In der wichtigen Vertragserneuerungsrunde Januar konnten die Tarife um deutliche 18 Prozent erhöht und das Volumen deutlich ausgeweitet werden. Und auch in den kommenden Runden im April und im Sommer dürften die Tarife weiter steigen.
Mit höheren Tarifen im Rücken strebt die Swiss Re im laufenden Jahr in der Sparte P&C Re einen Schaden-Kostensatz von unter 95 Prozent an. Zudem soll die Lebensversicherung mit rund 900 Millionen Dollar deutlich mehr als im letzten Jahr zum Gruppengewinn beisteuern. Diesen will der Konzern über die Schwelle von 3 Milliarden Dollar bringen.
Die Swiss-Re-Aktien schlossen praktisch unverändert bei 96,14 Franken. (awp/mc/ps)