Swiss Re schreibt wegen Covid-19 im ersten Quartal einen Verlust
Zürich – Absagen und Verschiebungen weltweiter Grossanlässe haben im Startquartal die Rechnung des Rückversicherers Swiss Re schwer belastet und zu roten Zahlen geführt. Nach wie vor unklar bleibt, welche Schäden die Coronapandemie im weiteren Verlauf des Jahres hervorbringen wird.
Das Jahr 2020 hätte ein Jahr der sportlichen Highlights werden sollen: Die Olympischen Spiele in Tokio oder die Fussballeuropameisterschaft waren für den Sommer vorgesehen. Beide Grossevents mussten aber wegen der Coronapandemie auf das nächste Jahr verschoben werden. Das ist mit hohen Kosten verbunden.
Gegen Absagen und Verschiebungen haben sich etwa die Veranstalter in Japan versichert. Einen Teil der Kosten – sei es direkt oder über eine Rückversicherung – trägt daher auch die Swiss Re mit. «Die Verschiebung der Olympischen Spiele löst bei uns maximal eine Belastung von rund einer viertel Milliarde Dollar aus», sagte Finanzchef John Dacey am Donnerstag an einer Medienkonferenz. Wie viel davon bereits verbucht wurde, wollte er nicht sagen.
Coronafolgen belasten
Insgesamt hatten die Folgen von Covid-19 das Sach- und Haftpflichtgeschäft der Swiss Re im Startquartal mit knapp einer halben Milliarde Dollar belastet und zu einem gruppenweiten Verlust von 225 Millionen geführt. Vor einem Jahr hatte noch ein Gewinn in Höhe von 429,0 Millionen resultiert.
Im Kerngeschäft der Sachrückversicherung blieb der richtungsweisende Schaden-Kosten-Satz mit 110,8 Prozent deutlich über der Schwelle von 100 Prozent liegen. Die Marke zeigt an, ob mit dem Geschäft Gewinne oder Verluste geschrieben werden. Ohne Corona-Einflüsse hätte die sogenannte Combined Ratio mit 97 Prozent so viel betragen, wie die Swiss Re allgemein in Zeiten mit einem «normalen» Schadenverlauf anpeilt.
Belastet hatten auch höhere Aufwendungen für Naturkatastrophen, etwa für die Wald- und Buschbrände in Australien oder die Winterstürme in Europa. Dass in der Sparte unter dem Strich trotzdem ein kleiner Gewinn von 61 Millionen Dollar verblieb, war in erster Linie den besser als erwarteten Ergebnissen mit Kapitalanlagen zuzuschreiben.
«Wir haben rechtzeitig umfassende Massnahmen ergriffen, um unsere Bilanz zu schützen und Anlagepositionen abzusichern», sagte Dacey. Das schützte auch das Leben- und Krankengeschäft, wo ein Gewinn von knapp 300 Millionen Dollar erzielt wurde.
Umbau der Firmenversicherung auf Kurs
Schwer tut sich die Swiss Re weiterhin mit der Erstversicherungssparte Corporate Solutions (Corso), die umgebaut und zurück in die Profitabilität geführt werden soll. Im ersten Quartal machten aber die Coronapandemie und Rückstellungen im Umfang von 223 Millionen Dollar einen Strich durch die Rechnung. Die Sparte schloss mit einem Verlust von 167 Millionen ab.
Der Turnaround sei aber auf Kurs, versicherte Dacey. Schliesslich läge die Combined Ratio ohne die Corona-Kosten bei 103,2 Prozent und damit nahe an der Gewinnschwelle. Tatsächlich befand sich der Schaden-Kosten-Satz aber auf unüblich hohen und damit schwachen 125,8 Prozent.
Das Geschäftsvolumen der gesamten Gruppe wuchs derweil im ersten Quartal um gut 7 Prozent auf 9,59 Milliarden Franken. Stark zulegen konnte die Nichtlebenrückversicherung mit einem Wachstum von 12 Prozent. Und im Corso-Teil hätten sich die Preise im ersten Quartal um 13 Prozent erhöht, was Teil der Turnaround-Bemühungen sei.
Die gute Preisdynamik hat sich auch in der April-Erneuerungsrunde gezeigt, wo Rückversicherer vor allem in Japan die Verträge mit ihren Kunden erneuern. Das Vertragsprämienvolumen stieg dort um 4 Prozent, wobei ein Preisanstieg von 8 Prozent erzielt wurde.
Unsicherheiten bleiben
Wie sich die Swiss Re in den kommenden Quartalen präsentieren wird, bleibt ungewiss. Einerseits dürften für abgesagte Events weitere Kosten anfallen. Andererseits sei derzeit kaum abschätzbar, wie hoch die Kosten für Mortalitäts- oder schwere Krankheitsrisiken, Kreditausfälle oder Geschäftsunterbrüche ausfallen werden, sagte Dacey.
Die Unsicherheit kam am Donnerstag an der Börse schlecht an. Die Anleger brachten die in den vergangenen Tagen erzielten Kursgewinne teilweise ins Trockene und bis Börsenschluss büssten die Papiere 5,5 Prozent ein. (awp/mc/pg)