Swiss Re steigert Gewinn trotz teurer Katastrophen
Zürich – Hurrikane in den USA und der Karibik, Taifune in Japan oder Probleme wie etwa beim Flugzeugbauer Boeing hinterlassen auch im laufenden Jahr ihre Spuren in der Rechnung von Swiss Re. Gleichwohl kletterte der Gewinn des Rückversicherers nach neun Monaten in die Höhe, auch weil mit den Kapitalanlagen gutes Geld verdient wurde.
Der Gewinn nahm um beinahe einen Viertel auf 1,34 Milliarden US-Dollar zu, wie Swiss Re am Donnerstag bekanntgab. Dabei hatten sich im Verlauf des Jahres Kosten für Grossschäden im Umfang von 1,7 Milliarden angehäuft. Im Jahr davor lag dieser Wert rund 100 Millionen tiefer.
Die Hauptsaison für Unwetter auf der Nordhalbkugel ist im Spätsommer und Herbst. Das war auch diesmal so: Anfang September fegte der Wirbelsturm «Dorian» mit Windspitzen von bis zu 300 Kilometern pro Stunde über die Bahamas hinweg und zog später – abgeschwächt als Tropensturm – an die US-Ostküste. Kurz darauf tobte an den Küsten um Tokio der Taifun «Faxai».
Hohe Katastrophenschäden
Bei «Dorian» rechnet Swiss Re, dass Erstversicherer Leistungen im Umfang von rund 300 Millionen Dollar geltend machen. «Faxai» dürfte mit 460 Millionen noch deutlicher ins Gewicht fallen. Hinzu kommen 310 Millionen zu sogenannt von Menschenhand verursachten Schäden, wie jene zum Flugverbot für Maschinen des Typs Boeing 737 Max oder zur Zwangsliquidation des Reiseveranstalters Thomas Cook.
Die Schäden führten in der Hauptsparte Sach- und Haftpflicht-Rückversicherung (P&C Re) dazu, dass sich der Schaden-Kostensatz um 1,9 Prozentpunkte auf 101,4 Prozent verschlechterte. Bei einem Wert von über 100 Prozent ist das Geschäft versicherungstechnisch nicht profitabel. Dank hoher Anlagegewinnen verzeichnete die Sparte dennoch einen Gewinnanstieg auf 880 Millionen Dollar von 634 Millionen.
Life & Health Reinsurance stabil
Einen stabilen Gewinn in Höhe von 651 Millionen Dollar erzielte die Sparte Life & Health Reinsurance; auch hier dank Erfolgen mit Kapitalanlagen. Diese lieferten gruppenweit eine Rendite von 4,3 Prozent nach 2,8 Prozent im Vorjahr. Der Verkauf der Beteiligung am brasilianischen Versicherer SulAmérica half dabei.
Neupositionierung von Corporate Solutions kommt voran
Schlecht schnitten die in der Sparte Corporate Solutions zusammengefassten Erstversicherungen für Firmen ab. Dort resultierte mit Blick auf die Umstrukturierung eine hohe Combined Ratio von 127,0 Prozent nach 105,4 Prozent im Vorjahr und ein Verlust von 441 Millionen Dollar nach einem zuvor in etwa ausgeglichenen Ergebnis.
Im Sommer kündigte Swiss Re an, dass man Corporate Solutions am Markt neu positionieren will. Der Umbau komme voran, verschiedene Versicherungsportefeuilles seien bereinigt worden, sagte Finanzchef John Dacey an einer Telefonkonferenz. Die Preisqualität sei um rund 10 Prozent verbessert worden.
Steigende Preise
Die Lage an der Wetterfront bleibt angespannt: In Kalifornien wüten derzeit Waldbrände und in Japan hatte Anfang Oktober mit «Hagibis» ein weiterer Taifun zu grossen Überschwemmungen geführt. Um eine Kostenschätzung dazu abzugeben, sei es noch zu früh, sagte Dacey. Doch die «Hagibis»-Kosten dürften über jenen von «Faxai» liegen.
Die Unwetterkosten der letzten Jahre haben für die Branche jedoch den Vorteil, dass der Druck auf die Preise nachgibt. In den direkt von Katastrophen betroffenen Bereichen sei oft ein Preisanstieg zu sehen, erklärte Dacey.
Das verbesserte Preisumfeld und die «sehr starken» Kapitalausstattung laden dazu ein, ins Wachstum zu investieren. Bereits in den Monaten Januar bis September legten die verdienten Nettoprämien um 10 Prozent auf 28,4 Milliarden Dollar zu, primär dank dem P&C Re-Geschäft. Auf die zweite Tranche des Aktienrückkaufs wird Swiss Re hingegen verzichten. Zu hoch war die Schadenbelastung und zudem fehlt das Geld, das über den schlussendlich abgesagten Börsengang der Tochter ReAssure in die Kasse hätte fliessen sollen.
An der Börse verlor die Swiss-Re-Aktie am Donnerstag 0,8 Prozent. Händler sehen Gewinnmitnahmen als Grund dafür. Mit dem Verzicht auf den zweiten Teil des Aktienrückkaufs und dem Gewinnanstieg hatten Investoren gerechnet. (awp/mc/pg)