Michel M. Liès, CEO Swiss Re. (Copyright: Swiss Re)
Zürich / Monte Carlo – Die Swiss Re setzt auch in Zukunft auf Profitabilität vor Wachstum. Im Geschäft mit Naturkatastrophenrisiken bleibt das Marktumfeld herausfordernd und der Rückversicherer rechnet weiterhin mit Preisdruck, wobei sich der Preisrückgang abschwächen dürfte. Wachstumschancen sieht Swiss Re in den globalen Wachstumsmärkten und in einer Reihe von Geschäftsfeldern, die es zu bearbeiten gilt. Dabei will die Gruppe wieder stärker im Haftpflichtgeschäft tätig werden.
«Wir jagen nicht jedem Geschäft nach, um wachsen zu können. Vielmehr wollen wir langfristig Wert schaffen», erklärte Swiss Re CEO Michel Liès am Montag am Branchentreffen in Monte Carlo die Strategie der Gruppe, wenn es darum geht Rückversicherungsverträge abzuschliessen. Liès ist sich sicher, dass es mit dieser Ausrichtung auch in einem Markt mit sinkenden Preisen Wachstumschancen gibt.
Wachstumsmärkte als Chance
Allen voran in den Wachstumsmärkten etwa Asiens oder Lateinamerikas sieht Liès gute Chancen, um das Geschäft von Swiss Re voranzutreiben. In der Deckung von Sachrisiken stelle beispielsweise der zunehmende Wohlstand eine solche dar. So habe die wachsende Mittelklasse das Bedürfnis, ihre Vermögenswerte zu versichern, wobei die von Erstversicherern gezeichneten Risiken teilweise an die Rückversicherer weitergegeben werden. Zudem stütze dort auch die Zunahme von Naturkatastrophen die Nachfrage.
Einen Boom verzeichne etwa die Landwirtschaft, die weltweit Flut- und Dürrerisiken ausgesetzt sei, so der Swiss Re Chef weiter. Mit Blick auf die Versorgungssicherheit stelle die Versicherungsindustrie einen Teil der Lösung für diese Gefahren dar. Wachsende Märkte seien im Rahmen der aktuellen demographischen Entwicklung, in der die Menschen immer älter werden, das Lebengeschäft und mit den steigenden Ausgaben für Medikamente und auch die Health-Versicherung. Zudem werde Swiss Re im Bereich Infrastruktur sowohl als Rückversicherer als auch als Investor auftreten.
Attraktive Wachstumsgelegenheiten sieht der Rückversicherer auch im Haftpflichtgeschäft. In diesem Bereich strebt die Gruppe einen «vorsichtigen Ausbau» des Versicherungsbestandes an, immer unter der Voraussetzung, dass die minimalen Ertrags- und Preiskriterien erfüllt blieben, heiss es.
Weniger Preisdruck
In der Vergangenheit hatte das Ausbleiben von grossen Naturkatastrophen stark auf die Rückversicherungspreise in diesem Segment gedrückt. Mit der stärkeren Konzentration von Vermögenswerten und dank der erwarteten zunehmenden Häufigkeit von extremen Wetterereignissen werde sich die Nachfrage wieder beleben, ist sich Liès sicher. Dabei rechnet Swiss Re von 2012 bis 2020 mit einer Zunahme der Nachfrage nach Naturkatastrophendeckung von rund 50% in den reifen und gar mit einer Verdoppelung in Wachstumsmärkten.
Was allerdings bleiben wird, sind Hedge Funds oder Pensionskassen, die im Tiefzinsumfeld auf der Suche nach Rendite ihr Kapital etwa über Naturkatastrophenbonds in die Rückversicherungsindustrie einschleusen und so auf die Preise drücken. Insgesamt rechnet die Swiss Re mit einer Verlangsamung des Preisrückgangs.
In den weiteren Sparten werde eine gemischte Preisentwicklung erwartet, hiess es weiter. Etwa im US-Haftpflichtgeschäft dürften die Raten steigen, dagegen sei im Motorgeschäft eine Seitwärtsentwicklung zu erwarten. In den Special Lines (u.a. Marine, Aviation) sei mit einem anhaltenden Anstieg der Exposure bei unterschiedlichen Preisentwicklungen zu rechnen.
An der Börse haben die Aktien der Swiss Re auf die News aus dem Branchentreffen kaum reagiert. Bis um 16.25 Uhr verlieren die Papiere 0,1% auf 75,90 CHF (SMI: -0,02%). Die Branchennachbarn Munich Re (Aktie -0,1%) und Hannover Rück (+0,2%), die ebenfalls mit einer Stabilisierung der Preise rechnen, bewegen sich ebenfalls kaum. (awp/mc/upd/ps)