Swiss Re bleibt in günstigem Marktumfeld auf Zielkurs
Zürich – Der Rückversicherer Swiss Re hat den Gewinn im ersten Halbjahr stark gesteigert. Der Konzern profitierte von weiteren Preiserhöhungen, während sich die Kosten aus Naturkatastrophen in Grenzen hielten. Ob die gesetzten Ziele erreicht werde, hängt auch vom Verlauf der Hurrikan-Saison in den USA ab.
Swiss Re-Chef Christian Mumenthaler sieht den Konzern auf Kurs, um den für 2023 angestrebten Gewinn von über 3 Milliarden US-Dollar zu erreichen, wie er am Freitag an einer Telefonkonferenz sagte. Zu Halbzeit wurde mit einem Plus von 1,45 Milliarden knapp die Hälfte des Versprechens bereits eingelöst.
Swiss Re konnte das Ergebnis verglichen mit dem enttäuschenden Vorjahr (H1: 157 Mio) deutlich steigern. Damals hatten Turbulenzen an den Finanzmärkten, Rückstellungen zum Ukraine-Krieg oder auch Belastungen im Nachgang der Corona-Pandemie die Rechnung belastet.
Weniger Katastrophenschäden
Das operative Geschäft läuft wieder in geordneten Bahnen. Besonders in der Sach- und Haftpflichtrückversicherung (P&C Re) gelang es, den Schaden-Kosten-Satz um 3,8 Prozentpunkte auf 94,7 Prozent zu senken. Je klarer dieser Wert unter 100 Prozent liegt, desto lukrativer ist das Geschäft.
Die Rechnung sei im zweiten Quartal von grösseren Naturkatastrophen verschont geblieben, begründete Finanzchef John Dacey das gute Abschneiden. Im ersten Halbjahr summierten sich die Kosten aus Naturkatastrophen schlussendlich auf 634 Millionen Dollar nach knapp einer Milliarde im Vorjahr. Die Hauptlast ging auf das Konto des Erdbebens in Syrien und der Türkei.
Das bedeute aber nicht, dass sich kaum Naturkatastrophen ereignet hätten, betonte Dacey. Vielmehr sei Swiss Re im Geschäft mit zweitrangigen beziehungsweise Secondary-Peril-Katastrophen wie Hagel, Feuer oder Fluten zuletzt zurückhalten gewesen. So fielen die Waldbrände in Kanada oder die Überschwemmungen in Italien im Halbjahresabschluss 2023 kaum ins Gewicht.
Im P&C Re-Geschäft verdreifachte Swiss Re den Gewinn auf 904 Millionen Dollar. Und auch in der Lebensrückversicherung zog der Überschuss auf 393 Millionen stark an. Hier fielen Zahlungen zur Corona-Pandemie weg. Corporate Solutions steuerte weitere 323 Millionen zum Gruppengewinn bei.
Vorteilhaftes Preisumfeld
Seit nunmehr gut fünf Jahren profitiert Swiss Re von steigenden Rückversicherungspreisen. Die Trendwende ausgelöst hatten damals schwere Hurrikan-Katastrophen in den USA und die sich abzeichnende Inflation. Im laufenden Jahr gelang es der Gruppe, die Tarife wie kaum je zuvor um durchschnittlich 18 Prozent zu erhöhen.
Die Nettoprämien stiegen in der ersten Jahreshälfte um 4,4 Prozent auf 22,1 Milliarden Dollar und das Preisumfeld dürfte laut Dacey für künftiges Wachstum günstig bleiben. Der Konzern legt dabei den Fokus auf Grossrisiken wie Sturmkatastrophen und Erdbeben.
Wachstumschancen sieht Dacey im Bereich Windsturmrisiken ausserhalb Floridas, etwa im Nordosten der USA, oder in Italien zur Deckung von Erdbeben- und Flutrisiken. Aber auch in Ländern wie Thailand gebe es Potenzial. Dort nehme nach den schweren Überschwemmungen der letzten Jahre etwa in Industriegebieten die Nachfrage nach Risikodeckungen zu.
Die Aktien des Rückversicherers verloren am Freitag 1,6 Prozent auf 87,68 Franken. (awp/mc/pg)