ZKB-CEO Martin Scholl. (Bild: ZKB)
Zürich – Die im Eigentum der Kantonalbanken stehende Swisscanto-Gruppe wird von der Zürcher Kantonalbank (ZKB) übernommen. Die ZKB bezahlt den anderen Kantonalbanken für deren Anteil von 81,9% einen Preis von insgesamt 360,3 Mio CHF und wird in den Jahren 2016 bis 2018 weitere Zahlungen abhängig vom künftigen Geschäftserfolg leisten. Die Transaktion soll nach Vorliegen aller Bewilligungen im 1. Quartal 2015 abgeschlossen werden.
Den Verkauf der Swisscanto-Gruppe, über den seit Wochen Gerüchte im Umlauf waren, begründete deren Verwaltungsratspräsident Alois Vinzens an einer Medienkonferenz in Zürich mit den sich verändernden Rahmenbedingungen des Geschäfts, wobei er nicht zuletzt auf die steigenden regulatorischen Anforderungen und den Preis- und Margendruck verwies. Der Verwaltungsrat habe verschiedene Verkaufsoptionen geprüft: Letztlich habe jedoch nur das Angebot der ZKB überzeugt. «Alle Aktionäre haben den Entscheid unterstützt», betonte er. Die 1993 gegründete Swisscanto verwaltet Vermögen in Höhe von rund 53 Mrd CHF, davon über 42 Mrd in Anlagefonds.
Neue Nummer drei
Die ZKB wird nun die Produkte und Dienstleistungen von Swisscanto in ihr eigenes Angebot integrieren, wie ZKB-CEO Martin Scholl sagte. Sie werde dabei die vereinte Produkt- und Dienstleistungspalette – auch die eigenen Fonds – unter der Produktemarke Swisscanto weiterführen. Die kombinierte Einheit von Swisscanto und ZKB wird damit zur neuen Nummer Drei im Schweizer Fondsmarkt hinter den Grossbanken UBS und CS. Grösseneffekte waren eine wichtige Motivation für die Übernahme: «Das Anlagegeschäft ist ein Industriegeschäft», sagte Scholl.
Die Doppelspurigkeiten zwischen ZKB und Swisscanto werden bei beiden Belegschaften zu einem Stellenabbau führen, bestätigte der CEO. Zum Ausmass wollte er sich allerdings nicht festlegen, man werde die «Phase der Unsicherheit» aber schnell durchschreiten. ZKB-Mitarbeitende seien dabei durchaus nicht im Vorteil, versicherte er. Zudem wies Scholl darauf hin, dass es bei den Schweizer Kantonalbanken derzeit rund 200 vakante Stellen gebe. «Wir gehen davon aus, dass wir vieles auffangen können, wenn auch nicht alles.»
Swisscanto beschäftigt aktuell rund 400 Mitarbeitende an acht Standorten, davon den grössten Teil in Zürich. Sowohl die Aussenposten in London und in Luxemburg wie auch die Filialen in der Schweiz sollen bestehen bleiben, wie Scholl sagte. Dagegen werden Swisscanto-CEO Gérard Fischer und der Leiter Asset Management und CIO Peter Bänziger im Verlauf des nächsten Jahres ausscheiden.
Breitere ZKB-Ertragsbasis
Der ZKB-CEO strich vor den Medien auch die positiven Effekte der Übernahme auf das ZKB-Geschäftsmodell heraus. Dank dem Swisscanto-Kauf werde die Ertragsbasis der Kantonalbank verbreitert und – in Zeiten des Tiefzinsumfelds – die Abhängigkeit vom Zinsgeschäft reduziert. Im Jahr 2016 soll das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft bereits rund 38% des gesamten ZKB-Ertrags ausmachen, dies gegenüber einem Anteil von 27% im vergangenen Geschäftsjahr 2013.
Da es sich um ein wenig kapitalintensives Geschäft handle, brauche es auch wenig Eigenkapital, betonte der CEO. Temporär benötige die ZKB rund 400 Mio CHF an Eigenmitteln, über Goodwillabschreibungen reduziere sich der Betrag aber auf gut 100 Mio. Entsprechend sei auch kein zusätzliches Dotationskapital nötig. Wollte die ZKB den gleichen Ertrag mit Hypotheken erwirtschaften würden das zusätzliche Hypotheken im Umfang von 30 Mrd CHF und zusätzliches Eigenkapital von rund 1,8 Mrd CHF erfordern.
Verkaufserlöse fallen 2015 an
Zahlreiche Kantonalbanken teilten am Donnerstagmorgen separat mit, welchen Erlös und teilweise auch welchen Buchgewinn sie aus dem Verkauf des Swisscanto-Anteils erwarten. Verbucht werden die Erträge dabei erst im Geschäftsjahr 2015. Die Basler Kantonalbank (BKB), die mit knapp 11% nach der ZKB den grössten Anteil an Swisscanto hält, erhält für ihren Anteil einen Preis von 35,8 Mio CHF. Die erfolgsabhängigen Zahlungen in den Jahren 2016 bis 2018 erwartet sie bei 5 Mio bis 10 Mio CHF. Grössere Beträge erhalten etwa auch die Berner Kantonalbank (BEKB, Anteil von 7,6%) und Waadtländer KB (BCV, Anteil von 7,3%). (awp/mc/upd/ps)