Pensionskassen nutzen gutes Anlagejahr für Verbesserungen
Swisscanto-CEO Gérard Fischer.
Zürich – Das Jahr 2013 geht als gutes Jahr für die berufliche Vorsorge in die Annalen ein. Die markanten Kurssteigerungen bei Aktien verhalfen den Pensionskassen trotz anhaltend tiefer Zinsen zu einer überdurchschnittlichen Performance und, wie schon im Vorjahr, zu einer Erhöhung der Deckungsgrade. Zusätzlich haben die Pensionskassen auf breiter Front die technischen Zinsen und Umwandlungssätze gesenkt und mit dem damit verbundenen Aufbau von Schwankungsreserven die finanzielle Lage der Kassen weiter verbessert. Damit sind die Pensionskassen dem Gesetzgeber, der entsprechende gesetzliche Anpassungen erst mittelfristig mit seiner «Altersvorsorge 2020» vorsieht, einen Schritt voraus.
Die tiefen Zinsen und die gleichzeitig starke Kursentwicklung an den Börsen haben zu den erwarteten Verschiebungen im Anlageportefeuille der Pensionskassen geführt. Der Obligationenanteil wurde stetig gesenkt und ist mit 34,5 Prozent auf einen Tiefststand gefallen, was angesichts des Tiefzinsumfeldes und der guten Aktienperformance auch logisch und richtig ist. Gleichzeitig erhöhte sich der Aktienanteil primär aufgrund der Performance auf durchschnittlich 29,4 Prozent. Damit erreicht die Aktienquote den höchsten Anteil seit Ende 2007, liegt aber immer noch unter den 30,7 Prozent von Ende 2006.
Grösster Handlungsbedarf weiterhin bei öffentlich-rechtlichen Kassen
Die Performance für 2013 wurde mit durchschnittlich 6,3 Prozent ermittelt. Über die Hälfte der teilnehmenden Kassen melden für ihre Rendite einen Wert zwischen 5 und 7,5 Prozent. Dies führte zu einer Steigerung des vermögensgewichteten Deckungsgrades bei den privatrechtlichen Kassen von 108 auf 110 Prozent. Die öffentlich-rechtlichen Kassen mit Vollkapitalisierung (keine Staatsgarantie) weisen einen Deckungsgrad von 101, jene mit Teilkapitalisierung und Staatsgarantie von 75 Prozent aus.
Die erzielte Anlagerendite hat im vergangenen Jahr die erforderlichen Zinssätze deutlich übertroffen. Da die Pensionskassen auch in schlechten Anlagejahren eine positive Verzinsung gewähren müssen, ist es unablässig, dass in guten Jahren Reserven aufgebaut werden. Entsprechend besteht bei den öffentlich-rechtlichen Kassen weiterhin Handlungsbedarf.
Umwandlungssätze sinken – nur teilweise Kompensation
Die Stabilisierung ihrer Finanzierungssituation angesichts historisch tiefer Zinsen und einer steigenden Lebenserwartung erreichten die Pensionskassen vor allem mit der Senkung ihrer technischen Zinsen respektive der Umwandlungssätze. Der technische Zins im Beitragsprimat ist bei den privaten Kassen seit 2007 von durchschnittlich 3,7 Prozent auf 2,9 Prozent zurückgenommen worden, bei den öffentlichen Kassen von 3,5 auf 3,1 Prozent.
Es ist absehbar, dass die Anpassung weiter voranschreitet. Die laufenden Senkungen, die von den Teilnehmern gemeldet werden, weisen mittlere Zielgrössen von knapp unter
6 Prozent auf, womit bereits jener Wert anvisiert wird, der auch in der «Altersvorsorge 2020» geplant ist. Allerdings sind auch weit tiefere Sätze vorgesehen. Ein geringerer Umwandlungssatz ist mit einer verringerten Rentenleistung verbunden. Dies kann nur mit kompensierenden Massnahmen verhindert werden. 40 Prozent der Kassen, welche ihren Umwandlungssatz senken, sehen keine solchen Massnahmen vor. Dort, wo Ausgleichsmassnahmen vorgesehen sind, kommen bei zwei Dritteln der Kassen höhere Sparbeiträge zur Anwendung, 40 Prozent erhöhen die Sparkapitalien der Versicherten, eine Minderheit von 13 Prozent setzt das Rentenalter herauf. Hier sind insbesondere öffentliche Vorsorgeeinrichtungen anzutreffen.
«Altersvorsorge 2020» – Teil berufliche Vorsorge: insgesamt wohlwollende Aufnahme
Die Umfrage hat auch Reaktionen zum Projekt «Altersvorsorge 2020» ermittelt. Dabei wurden einige der zentralen Elemente im Bereich der beruflichen Vorsorge aufgenommen. Eine hohe Zustimmung findet insbesondere die Erhöhung des Referenzalters für Frauen auf 65 Jahre; ähnlich gross ist die Unterstützung für die Senkung des BVG-Mindestumwandlungssatzes. Auf Ablehnung stossen hingegen die vorgeschlagenen Einmalzahlungen an die Mitglieder der Übergangsgeneration über den Sicherheitsfonds BVG sowie die Erhöhung des Alters zum Bezug von Altersleistungen. Mit dessen Erhöhung auf 62 Jahre werden in erster Linie die Möglichkeiten zum Einkauf in die Vorsorgeeinrichtungen reduziert. Eine Verbesserung der Altersvorsorge bedeutet dies nicht.
Schwächung des Sicherheitsfonds wird abgelehnt
Obwohl rund zwei Drittel der Befragten mit dem Fahrplan des Bundesrates grundsätzlich einverstanden sind, werden mindestens zwei vom Gesetzgeber verursachte Probleme nicht gelöst.
Die Senkung des BVG-Mindestumwandlungssatzes auf 6 Prozent ist als Reaktion auf die veränderten Marktverhältnisse ungenügend und kommt viel zu spät. Die Umsetzung wird erst nach einer Übergangszeit im Jahr 2024 stattfinden, wenn die geburtenstarken Jahrgänge bereits pensioniert sind. Wie aus der Umfrage hervorgeht, agieren deshalb viele Pensionskassen bereits heute.
Die Senkung des Umwandlungssatzes führt zu Senkungen bei den Rentenansprüchen. Es ist nachvollziehbar, dass dies ausgeglichen werden soll. Weniger nachvollziehbar, und deshalb in der Umfrage mehrheitlich abgelehnt, ist, dass für den Ausgleich von Leistungssenkungen der «Übergangsgeneration» ein anderes Sicherungsinstrument der zweiten Säule, nämlich der Sicherheitsfonds BVG beigezogen werden soll. Dies schwächt die zweite Säule und führt zu weiteren Umverteilungen, die nicht offengelegt werden.
14. Umfrage mit noch grösserer Datenbasis
An der Umfrage teilgenommen haben 370 (Vorjahr 343) Pensionskassen. Die öffentlich-rechtlichen Kassen sind mit 52 (51) Kassen vertreten, darunter mit zwei Ausnahmen alle kantonalen Vorsorgeeinrichtungen sowie die Pensionskassen fast aller SMI-Gesellschaften. Das erfasste Vermögen beträgt 506 (481) Mrd. Franken, die Zahl der Destinatäre bei den teilnehmenden Kassen 2,8 Mio., davon sind 2,1 Mio. Aktive und 0,7 Mio. Rentenbezüger.
Unter den Teilnehmern bilden die grossen Kassen mit über eine Milliarde Franken Anlagevermögen ein Schwergewicht. Auf sie entfallen 85% des erfassten Gesamtvermögens. Teilgenommen haben aber wiederum auch zahlreiche kleine und mittlere Vorsorgeeinrichtungen mit teilweise unter 100 Versicherten.
Im Rahmen ihrer 14. Auflage liefert die Umfrage von Swisscanto für viele Bereiche derzweiten Säule wertvolle Zeitreihen zu wichtigen Kenngrössen, die fundierte und differenzierte Aussagen zur aktuellen Lage der beruflichen Vorsorge in der Schweiz ermöglichen. Dadurch bieten die Umfrageergebnisse den Verantwortlichen in den Vorsorgeeinrichtungen, aber auch den Interessierten in Politik, Wissenschaft und Medien ein wertvolles und viel genutztes Hilfsmittel.
Detail-Auswertung
Weiterführende Informationen sowie detaillierte Resultate mit Grafiken und Kommentaren sind ab sofort unter www.swisscanto-pk-studie.ch abrufbar.
Im kommenden September wird Swisscanto erneut einen ausführlichen Studienband mit Analysen und Kommentaren von Fachleuten publizieren. (Swisscanto/mc/ps)
Swisscanto – ein führender Asset Manager
In der Schweiz ist Swisscanto einer der führenden Anlagefondsanbieter, Vermögensverwalter und Anbieter von Lösungen der beruflichen und privaten Vorsorge. Das Gemeinschaftsunternehmen der Schweizer Kantonalbanken verwaltet Kundenvermögen von CHF 51,9 Mrd. und beschäftigt 400 Mitarbeitende in Zürich, Bern, Basel, Pully, London, Frankfurt am Main und Luxemburg (Stand 31. März 2014).
Als ausgewiesener Spezialist entwickelt Swisscanto qualitativ hochstehende Anlage- und Vorsorgelösungen für private Anleger, Firmen und Institutionen. Als Fondsanbieter wird Swisscanto national und international regelmässig ausgezeichnet. Weiter ist Swisscanto für seine Vorreiterrolle bei nachhaltigen Anlagen sowie für die jährlich publizierte Studie «Schweizer Pensionskassen» bekannt.