Swissquote-CEO Marc Bürki.
Zürich – Der Online-Trader Swissquote bekommt die Unsicherheit an den Finanzmärkten deutlich zu spüren. Das Unternehmen hat zwar die Gewinnzahlen für das erste Halbjahr 2011 weiter verbessert. Allerdings haben sich im zweiten Quartal die Handelsaktivitäten der Kunden und der Neugeldzufluss deutlich abgeschwächt. Swissquote revidiert nun auch seine Prognosen für das Gesamtjahr nach unten.
Der Reingewinn der Online-Bank ist im ersten Halbjahr um 30% auf 17,8 Mio CHF gestiegen, wie Swissquote am Freitag mitteilte. Der Ertrag verbesserte sich im Vorjahresvergleich sogar um 36,1% auf 67,5 Mio CHF. Zurückzuführen ist das Ertragswachstum vor allem auf die Übernahme des Devisenhändlers ACM im Herbst 2010: Der Devisenhandel trägt bereits rund 40% zum Gesamtertrag bei.
Kommissionserträge steigen langsamer
Der Kommissionsertrag, der noch immer die grösste Ertragsquelle darstellt, stieg im ersten Semester trotz einer höheren Vermögensbasis nur noch um 2,3% auf 33,3 Mio CHF. Hauptursache sei die geringe Handelsaktivität der Kunden gewesen, schreibt Swissquote. Die Anzahl der Transaktionen pro Kunde und Jahr sank im zweiten Quartal auf gerade noch 11,1 nach 16,3 im ersten Quartal. Auch der starke Franken drückte auf die Erträge, da laut dem Online-Trader rund 50% der Erträge in EUR oder USD abgerechnet werden.
Zinsertrag verbessert sich um 47 Prozent
Deutlich höher ausgefallen ist dafür der Ertrag im Zinsengeschäft, der sich um 47% auf 7,8 Mio CHF verbesserte. Das Handelsgeschäft realisierte dank der ACM-Akquisition im Semestervergleich ein Wachstum um 126% auf 26,4 Mio CHF, obwohl die in USD realisierten eForex-Handelserträge ebenfalls unter dem starken Franken zu leiden hatten. Im Vergleich zum ersten Quartal gingen die Handelserträge um 7,1% zurück. Die Kosten erhöhten sich aufgrund der ACM-Übernahme um 38%.
Neugeldzufluss bricht ein
Nur noch wenig hat sich in den vergangenen Monaten die Zahl der Konten bei der Swissquote-Bank erhöht: Im Dreimonatsvergleich stiegen sie auf 179’698 von vorher 176’932. Abgeschwächt hat sich auch der Neugeldzufluss, der im 1. Halbjahr noch 387 Mio CHF (VJ: 662 Mio) betrug. Im zweiten Quartal alleine belief er sich aber gerade noch auf 94 Mio CHF. Die Abschwächung sei eine Folge der «unsicheren Wirtschaftslage und dem damit verbundenen generellen Misstrauen gegenüber den Finanzmärkten», kommentiert Swissquote. Die Kundenvermögen nahmen im Dreimonatsvergleich sogar um 7,9% auf 7,72 Mrd CHF ab.
Analystenerwartungen verfehlt – Prognose gekappt
Mit den Resultaten hat Swissquote die Erwartungen der Helvea-Analysten klar verfehlt. Diese waren von einem Ertrag von 72,7 Mio CHF und von einem Gewinn von 21,9 Mio CHF ausgegangen. Die verwalteten Vermögen hatte Helvea mit 8,68 Mrd CHF deutlich höher erwartet. Für das Gesamtjahr korrigiert Swissquote seine Prognosen aufgrund des derzeit ungünstigen Umfelds klar nach unten. So erwartet die Online-Bank im Gesamtjahr noch einen Ertrag von 135 Mio CHF und einen Neugeldzufluss von 1 Mrd CHF. Noch im März war das Unternehmen für 2011 von einer 50-prozentigen Zunahme des Ertrags (2010: 105 Mio CHF) sowie von einem Neugeldzufluss von 1,2 Mrd CHF ausgegangen. (awp/mc/upd/ps)