Schwyz – Im Dezember stehen einmal mehr die Notenbanken im Fokus. Gestern hat die Fed erwartungsgemäss die Leitzinsen um 0.25% erhöht. Die EZB hat bereits vor Wochenfrist die neuen Leitlinien ihrer Geldpolitik dargelegt. Heute folgte die SNB mit der (erwarteten) Ankündigung, die Negativzinsen unverändert zu lassen.
Die US-Notenbank (Fed) hat gestern die Leitzinsen um 25 Basispunkte (0.25%) auf 0.5% bis 0.75% angehoben. Der Entscheid war erwartet worden. Dennoch kam der US-Aktienmarkt gestern etwas unter Druck, Treasuries büssten an Terrain ein (die Rendite für 10-jährige US-Staatsanleihen stieg um etwa 15 Basispunkte) und der US-Dollar legte zum Euro und zum Schweizer Franken zu.
Restriktiverer Unterton der Fed
Der Fed-Entscheid kam erstmals seit dem Juli-Meeting ein-stimmig zustande. Für 2017 rechnen die US-Währungshüter mit drei weiteren Zinsschritten. Das ist einer mehr als die bisherige Projektion. Auch wenn Fed-Chefin Janet Yellen «deutlich gestiegene» Inflationserwartungen erkennt, so sieht die Fed doch nur eine langsame Annäherung der Preisentwicklung an das Inflationsziel von 2%. Ausserdem rechnet sie mit keiner Wachstumsbeschleunigung, sondern mit solidem Realwachstum um die 2% in den nächsten beiden Jahren. In einem solchen Szenario – das wir grundsätzlich teilen – scheinen drei Zins-schritte einer zu viel und wir rechnen lediglich mit zwei Erhöhungen.
Risiko eines stärkeren Bremsmanövers
Das Risiko liegt allerdings in einem schärferen Inflationsanstieg, etwa begünstigt durch Trumps unternehmens- und wachstumsfreundliche Politik. Diese könnte eine Aufwärtsspirale auslösen, welche über mehr Unternehmensinvestitionen und mehr Konsum einen unerwarteten Konjunkturboom mit steigender Inflation auslöst. Darauf würde die Fed mit einem stärkeren Bremsmanöver reagieren.
EZB mit k(l)einer Überraschung
Bereits vergangene Woche hat die EZB ihre neue geldpolitische Ausrichtung bekanntgegeben. Konkret hat sie folgende Änderungen ihrer bisherigen Politik beschlossen:
- Verlängerung des Anleihenkaufprogramms (QE) um mindestens 9 Monate bis Ende 2017.
- Reduktion des monatliche Kaufvolumens von bisher EUR 80 Mrd. auf neu EUR 60 Mrd ab April 2017.
- Verkürzung der Mindestrestlaufzeit für kaufbare Anleihen von bisher zwei Jahren auf ein Jahr.
- Neu können auch Anleihen gekauft werden, die eine geringere Rendite aufweisen als der EZB-Einlagensatz von -0.4%.
Die Reduktion des Kaufvolumens wirkt auf den ersten Blick wie ein Tapering (schrittweiser Ausstieg aus dem QE-Programm), was einer restriktiveren Geldpolitik gleich-kommen würde. Die übrigen neuen Massnahmen (Verlängerung, Mindestrestlaufzeit, Minimalrendite) stellen allerdings einen weiteren Expansionsschritt dar. EZB-Chef Mario Draghi wurde denn auch nicht müde zu betonen, dass die Neuausrichtung kein Tapering darstelle.
Fazit: Abgesehen von der kleinen Überraschung des reduzierten Kaufvolumens, waren die EZB-Massnahmen erwar-tet worden, wobei die Verlängerung um gleich 9 Monate sogar etwas über den Erwartungen lag. Summa summa-rum hat sich unser Gesamtbild dadurch nicht verändert.
Nichts Neues von der SNB
Der heutige Entscheid der SNB und die Kommentare ihrer Direktoren enthalten keine Überraschungen. Das Libor-Zielband verbleibt bei -1.25% bis -0.25%. Die gestrige Zinserhöhung der Fed wertet die SNB grundsätzlich als positives Signal. Dass hingegen die Leitzinsen in der Schweiz bald ansteigen werden ist allerdings praktisch ausgeschlossen. Vor Ende 2018 rechnen wir nicht mit einem Ende der Negativzinsen. Der Schweizer Franken ist in den Augen der SNB nach wie vor deutlich überbewertet und sie ist weiterhin bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren. Der Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken ist durch die neusten EZB-Ankündigungen nicht kleiner geworden. Die SNB hat allerdings die Gesamtlage am Devisenmarkt im Auge (und nicht nur den EUR/CHF-Wechselkurs). Die jüngste Dollarstärke gibt der SNB daher etwas Spielraum im Umgang mit dem Druck auf den Euro. (SZKB/mc/ps)