SZKB Standpunkt: Eurozone meldet sich zurück
Wir sind in einer heissen Phase des Superwahljahrs 2024: Südafrika, Indien und Mexiko haben bereits gewählt. Bald folgen die Wahlen für das Europaparlament und im Vereinigten Königreich. Die siegreichen Personen und Parteien sowie deren Wirtschaftspolitik beeinflussen den Ausblick der betreffenden Finanzmärkte. Dennoch stehen sie im Schatten der US-Wahlen im November. Die Zusammensetzung der beiden Parlamentskammern und der gewählte Präsident werden die (Finanz-)Welt gestalten.
von Thomas Rühl, Chief Investment Officer SZKB
Auch wenn die Urnen erst in sechs Monaten öffnen, stellen die Präsidentschaftskandidaten ihre Ideen bereits jetzt vor: So hat z.B. die Biden-Regierung Zölle von bis zu 100% auf chinesische Elektroautos, Solarzellen und weitere Produkte angekündigt. Der Einfluss auf die Inflation in den USA dürfte sich in Grenzen halten. Ausserdem soll die Südgrenze stärker geschützt werden. Wir verzichten auf eine Einschätzung, wie dies die Chancen der beiden Kandidaten in den entscheidenden sechs «Swing States» beeinflusst. Erfahrungsgemäss sind Wahljahre jedoch sehr gute Anlagejahre. Neben der sanften Landung und den guten Resultaten der Technologiekonzerne ist dies ein guter Grund für Optimismus. Wir bleiben in unseren Portfolios daher bei der Übergewichtung von Aktien generell und speziell von US-Aktien.
Ausserdem verhilft der Dienstleistungssektor der Eurozonen-Wirtschaft zum Ausbruch aus der Stagnation. Die Aussichten stehen auf Wachstum, die Inflation lässt nach und der Zinssenkungsreigen der EZB ist eingeläutet. Gleichwohl gibt es Risiken: Handelsstreitigkeiten mit China könnten den Exportsektor treffen. Ausserdem sind die Erholungstendenzen noch etwas brüchig, besonders im Industriesektor. Wir bleiben bei Anlagen in Eurozonen-Aktien daher vorerst vorsichtig.
Für Spannung sorgen derzeit auch die Zinsen: Der Abstieg von den hohen Leitzinsniveaus in den USA ist auf den Herbst vertagt. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist vorgeprescht und hat die Zinssenkungsphase eingeläutet. Für den Juni rechnen wir nicht mit einem Zinsschritt, im zweiten Halbjahr dürfte jedoch noch eine Senkung von 25 Basispunkten folgen. Seit Januar hat sich der Franken gegenüber den Leitwährungen stark abgeschwächt. Mit Blick auf die nächsten Monate rechnen wir wieder mit tieferen Euro- und Dollar-Kursen. Wir empfehlen daher, die Währungsgewinne zu realisieren. (SZKB/mc)