Nach dem fulminanten Jahresstart haben sich die Finanzmärkte im April etwas abgekühlt. Geopolitische Spannungen und enttäuschende US-Konjunkturzahlen haben dazu beigetragen. Die Lage im Nahen Osten ist zumindest bis jetzt nicht weiter eskaliert, was an den Märkten für Entspannung sorgt. Für unsere Einschätzung des zukünftigen Verlaufs schauen wir momentan besonders auf zwei Faktoren: Die US-Inflation und die Resultate der Technologiekonzerne.
von Thomas Rühl, Chief Investment Officer SZKB
Zuerst zur US-Wirtschaft: Das unerwartet schwache BIP-Wachstum und die anhaltend (zu) hohe Inflation haben aufgeschreckt. Ein näherer Blick auf die Zahlen zeigt jedoch durchaus erfreuliche Entwicklungen. So haben die Unternehmen ausgiebig investiert, unter anderem in künstliche Intelligenz. Und hinsichtlich der Inflation gibt es Hinweise, dass diese im Jahresverlauf in Richtung der Preisstabilität sinkt. Die Wohnkosten, die grösste Komponente im Preisindex, dürften wieder schwächer wachsen und ab dem Herbst Zinssenkungen erlauben.
Und zu den Technologiekonzernen: Das Thema künstliche Intelligenz (KI) hat die Gewinnerwartungen bei den entsprechenden Anbietern von Hard- und Software sowie Cloud-Diensten in die Höhe geschraubt. Trotz starken Quartalsabschlüssen einzelner Unternehmen ist der Beweis für das Gewinnpotenzial von KI-Angeboten noch nicht endgültig erbracht. Beispielsweise könnte das angekündigte Gratis-Angebot des FacebookMutterhauses Meta die Margen anderer Anbieter in Bedrängnis bringen. Wir sind dennoch zuversichtlich und halten die Gewinnerwartungen für erreichbar.
Wir haben unsere Anlagetaktik daher leicht angepasst: Weiterhin bleiben wir bei US- und Schweizer Aktien übergewichtet sowie bei Eurozonen-Aktien untergewichtet. Wir setzen aber nicht mehr auf den gleichgewichteten US-Index, sondern den normalgewichteten Index. Dieser besteht zu einem grösseren Anteil aus Technologiefirmen und ist weniger stark von der schwächeren US-Konjunktur und dem verzögerten Zinssenkungspfad abhängig.
Ausserdem glauben wir, dass aktuell ein guter Zeitpunkt ist, die Fremdwährungsgewinne in Ihrem Portfolio zu realisieren. Der USD hat gegenüber dem Franken seit Jahresbeginn über 9% gewonnen, der Euro über 5%. Für den Moment rechnen wir nicht mit weiteren Anstiegen. (SZKB/mc)