Zürich – Small Caps mit innovativen Ideen und dem Potenzial ihre Ideen auch langfristig kommerziell zu nutzen haben eindeutig die Nase vorn. Sie gelten als gute Investitionsmöglichkeit, da Innovation ein wichtiger und langfristiger Treiber ist. Doch wie selektiert man genau die Unternehmen, die nicht nur innovativ sind, sondern auch das Potenzial und den Geschäftssinn haben, ihre Ideen langfristig zu nutzen?
Innovation hat viele Facetten, doch drei breite Klassifizierungen bilden die Grundlage für unser Research:
- Neue Produktinnovationen: Dies ist eine sehr breite Kategorie, zu der nicht zuletzt neue Medikamente, neue Software oder Technologien gehören. Sie umfasst neue Marken, neue Produkte sowie neue Geschäftsmodelle und Dienstleistungen.
- Disruptive Innovationen: Kleinere Firmen, die darauf abzielen, etablierte Unternehmen herauszufordern.
- Nachhaltige Innovationen: Junge Unternehmen müssen sich immer wieder neu erfinden, um den Wettbewerbern einen Schritt voraus zu sein. Die wirklich grossen Erträge generieren diejenigen Gesellschaften, die das umsetzen.
Wir versuchen, Unternehmen zu identifizieren, von denen wir glauben, dass sie dauerhaft signifikant wachsen und ihre Rentabilität und Rendite langfristig erhalten oder verbessern können. Anfang dieses Jahres haben wir eine Studie erstellt, um festzustellen, wie viele Small Caps über einen Zeitraum von zehn Jahren eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von mindestens 20 Prozent erreicht haben. Das Ergebnis war sehr aufschlussreich: Nur ein Prozent der untersuchten Firmen haben dies über verschiedene Zeiträume hinweg geschafft.
Innovationspotenzial erkennen
Kleine Unternehmen mit grossem Innovationspotenzial zu finden, erfordert das Aufspüren bahnbrechender Ideen, die das Potenzial haben, den Status quo zu ändern und das Wachstum voranzutreiben. Börsengänge bieten eine Fülle neuer Ideen – und die Chance, innovative Ideen kleinerer Firmen frühzeitig zu erkennen. Mit Blick auf den aktuellen IPO-Markt dürften wir uns dem Ende des Zyklus nähern. Immer weniger neue Unternehmen kommen auf den Markt, die zudem qualitativ schlechter sind und meist höhere Bewertungen aufweisen.
Während die Suche nach innovativen Unternehmen zusätzliches Research erfordert, ist es umso wichtiger, festzustellen, welche Firmen in der Lage sind, ihre Chancen zu einem langfristigen Erfolg zu machen. Sie mögen zwar bahnbrechende Ideen haben – aber oft dauert es länger als ursprünglich geplant, diese am Markt umzusetzen. Zudem sind die Hürden häufig zu hoch.
Der Schlüssel zum Erfolg: Geduld geht vor Bewertung
Investitionen in Jungunternehmen erfordern eine Betrachtung, die über die reine Bewertung hinausgeht. Ein 20- oder 30-faches Kurs-Gewinn-Verhältnis etwa muss im Zusammenhang mit dem längeren Zeithorizont betrachtet werden, der für Innovationen erforderlich ist. Wirkliche Innovation hat einen Anlagehorizont jenseits von ein bis drei Jahren. Es ist ein langfristiges Unterfangen. Scheinbar teure Aktien können daher für geduldige Investoren auf absehbare Zeit spürbare Gewinne abwerfen, wenn die Vorteile ihrer Innovationen realisiert werden.
Wie schlägt sich Europa im Vergleich zum Rest der Welt? Wir glauben, dass das europäische Small-Cap-Universum gute Chancen bietet, innovative Unternehmen zu entdecken. So gibt Europa einen erheblichen Teil seiner Mittel für Forschung und Entwicklung aus. Die USA haben in punkto Innovation sehr gut abgeschnitten, wenn man sich beispielsweise den Aufstieg der FAANGs vor Augen führt. Auch China und Japan weisen einen guten Track Record auf. Zwar hat Europa wohl noch nicht die Art von Start-up-Unternehmen hervorgebracht, die zu einer Amazon oder Microsoft werden könnten, doch verfügt es über eine reiche Kultur der Innovationsförderung. Der Kontinent beheimatet einige der innovativsten Industrien der Welt. Die Automobilindustrie ist ein herausragendes Beispiel, auch die Genomik, Teilchenphysik und erneuerbare Energien stehen auf einem starken Fundament.
Innovative und gut geführte Small Caps, die dauerhaft ein starkes und dauerhaftes Wachstum erzielen können, sind auch in der traditionellen Industrie zu finden. Der in Deutschland ansässige Grossküchen-Ausrüster Rational etwa hat 1976 mit einem Ofen Massstäbe gesetzt, der Dampf und Trockenwärme in einem Gerät kombiniert. Die Geräte sind einfach zu bedienen, verkürzen die Garzeit, senken die Energiekosten und benötigen weniger Öl. Dank neuer Features liegt Rational teils fünf Jahre vor dem nächsten Konkurrenten und hat einen Marktanteil von etwa 50 Prozent, was beträchtliche finanzielle Erträge ermöglicht.
Solche Unternehmen früh zu entdecken und zu halten, während sie langfristig stark wachsen, bietet die Chance, hohe Renditen zu erzielen. (T. Row Price/mc)
Über den Autor:
Ben Griffiths ist Portfoliomanager der European Smaller Companies Strategie bei T. Rowe Price und führt die Anlageanalyse zu europäischen Small-Cap-Aktien durch.