Anshu Jain (r.) und Jürgen Fitschen, Co-Führungsduo Deutsche Bank. (Foto: Deutsche Bank)
Basel – Beim Ringen um strengere Regeln für Banken (Basel III) hat die Branche einen weiteren Teilerfolg bei wichtigen Details erzielt. Die von 2018 an geplante Verschuldungsquote (Leverage Ratio) soll nicht so streng ausfallen wie es die Aufseher bisher geplant haben, teilte der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht am Sonntagabend mit. Bei dem Gremium laufen die Fäden für die Vorschriften für die Finanzwelt zusammen. Hierzulande ist vor allem die Deutsche Bank von der neuen Kapitalvorgabe betroffen. Aber anders als bisher von ihr befürchtet soll sie jetzt keine Nachteile gegenüber der US-amerikanischen Konkurrenz, die sich aus verschiedenen Bilanzregeln ergeben, bekommen.
Von 2018 an müssen die grossen Banken dann wohl für weite Teile der Bilanzsumme – und nicht nur wie bisher für die von den Instituten als risikoreich eingestuften Aktivitäten – Kapital vorhalten. Allerdings wurden die geplanten Regeln in einigen Punkten aufgeweicht. Etwa bei der Verrechnung von bestimmten Positionen oder der Berücksichtigung von nicht bilanzierten Geschäften. Gerade für europäische Banken soll es aber nicht so dick kommen wie befürchtet. Dies betrifft vor allem die Bilanzregeln von Derivaten. In den USA dürfen Banken diese grösstenteils verrechnen. Dies ist nach internationalen Vorgaben, die für die meisten europäischen Banken gelten, nicht möglich.
Nutzen für Deutsche Bank
Dieser Effekt wirkt sich vor allem bei der Deutschen Bank, die besonders stark im Derivategeschäft engagiert ist, aus. Ende September 2013 belief sich die Bilanzsumme des grössten deutschen Kreditinstituts auf knapp 1,8 Billionen Euro – durch die Verrechnung von Derivaten und anderen Geschäften würde dies um 666 Millionen Euro sinken. Ohne die jetzt von den Aufsehern geplanten Änderungen bei der Verschuldungsquote wäre der Kapitalbedarf der Deutschen Bank deutlich höher ausgefallen als zum Beispiel bei der wichtigen internationalen Konkurrenz wie etwa den US-Instituten Goldman Sachs und JPMorgan .
Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen hatte in der Vergangenheit die geplante Verschuldungsquote immer wieder hart kritisiert. Er warnte davor, dass sich Banken deshalb zum Beispiel bei abgesicherten Krediten an Exporteure oder bei Staatsanleihen zurückhalten könnten. Stattdessen könnten sie vermehrt in riskantere Geschäfte investieren. Bisher müssen die Banken nur den von ihnen selbst als risikoreich eingestuften Teil ihrer Anlagen und Kredite mit Kapital absichern. Diese sogenannte Kernkapitalquote soll weiter gelten. Sie wird zudem in den kommenden Jahren schrittweise erhöht. Die Verschuldungsquote soll die Kernkapitalquote ebenso wie Vorgaben für die Liquiditätssicherung ergänzen.
Aufseher wollen Zügel anziehen – Banken wehren sich
Zudem wollen die Staaten die Zügel für die Finanzbranche in vielen anderen Punkten anziehen. Es gelang den Banken zuletzt aber immer wieder, einige Details aufzuweichen oder auf Zeit zu spielen. Der Ton unter Regierungsvertretern und Aufsehern ist zuletzt rauer geworden. In Deutschland spitzt sich der Streit vor allem zwischen der Deutschen Bank und der Regierung sowie der Finanzaufsichtsbehörde Bafin zu. (awp/mc/upd/ps)