Basel – Mit den immer tieferen Preisen für das Telefonieren bröckelt das herkömmliche Geschäft der Telekommunikations-Unternehmen langsam weg. Neu werden Daten in immer grösseren Mengen übertragen, doch lassen sich damit zu wenig Erträge generieren. Deshalb sollen innovative Mobildienste neue Geschäftsfelder erschliessen.
Generell bergen Datendienste allerdings aufgrund ihrer Anfälligkeit für Cyber-Attacken hohe Risiken. Beim Thema Datenschutz werden die Anbieter deshalb zunehmend in die Pflicht genommen. Das Nachhaltigkeitsresearch der Bank Sarasin identifiziert in ihrem aktuellen Faktenpapier die Klassenbesten: Eine Gruppe überdurchschnittlich nachhaltiger Unternehmen wie Vodafone, Telefónica, Swisscom, Belgacom und Telenor hat die Chancen und Risiken erkannt und über die letzten drei Jahre an der Börse überdurchschnittlich rentiert.
Digital-Geschäft mit Potenzial von 415 Mrd Euro
Das digitale Geschäft hat im Jahr 2015 ein Potenzial von geschätzten 415 Mrd Euro. Die Übertragung von Daten ist das Zukunftsgeschäft der Telekommunikationsunternehmen. Viele Anbieter betreiben deswegen eigene Innovationsabteilungen. Diese neuartigen Dienstleistungen decken ein breites Themenspektrum ab: Sicherstellung von Datentransfer, um den Betrieb intelligenter Stromnetze zu ermöglichen, Vernetzung von Fahrzeugen, Initiativen im Bereich der Tele-Gesundheit, Cloud Computing oder auch Finanzdienstleistungen via Handy. Gekoppelt mit dem Entwicklungspotenzial der Schwellenländer verfügt die Branche insgesamt über gute Wachstumsaussichten.
Neue Dienstleistungen in neuen Märkten
In den Schwellenländern besitzen viele Menschen noch kein Mobilfunkgerät. Im Gegensatz zu den gesättigten entwickelten Ländern liegt hier die Penetrationsrate (Anzahlt Geräte pro 100 Personen) bei unter 80%. Vielerorts werden gar keine Festnetzinfrastrukturen mehr gebaut, sondern direkt Mobilfunknetze eingerichtet. Infolge dieser technologischen Entwicklung können neuartige Anwendungen unmittelbar eingesetzt werden. Finanzdienstleistungen via Mobilfunkgeräte entwickeln sich demnach schneller als in den entwickelten Ländern. Da für Banken dieses Geschäft nicht rentabel erschien, bieten nun gewisse Telekommunikationsunternehmen diese Dienstleistung, wie Vodafone mit dem mobilen Zahlungssystem M-Pesa, erfolgreich an.
Risiken nicht ausser Acht lassen
Diese Marktchancen sind jedoch auch mit Risiken verbunden. Täglich befallen neue Würmer und Trojaner die inzwischen fünf Milliarden internetfähigen Mobilfunkgeräte. Das Risiko von Cyber-Attacken wird inzwischen sogar höher eingestuft als das weltweite Wasserversorgungsrisiko (WEF Risiko Report 2012). Die direkten finanziellen Risiken sowie Reputationsschäden, die dabei für die betroffenen Unternehmen entstehen, können grosse Auswirkungen haben. Eine Cyber-Attacke kann ein Unternehmen sogar bis in den Konkurs treiben. Obwohl der Ursprung dieser Attacken meist nicht beim Telekommunikationsunternehmen selbst liegt, sondern bei Dritt-Partei-Anbietern, sehen die Kunden die Hauptverantwortung für den mangelnden Datenschutz bei den Telekommunikationsunternehmen. Bei der Implementierung neuer Datenschutzmassnahmen sind diese deshalb besonders gefordert.
Nachhaltige Titel bringen Mehrwert
Es ist dabei erfreulich festzustellen, dass 84% der untersuchten Telekommunikationsunternehmen bereits Prozesse und Richtlinien eingeführt haben, um den Datenschutz und die Datensicherheit zu erhöhen. Bei den Anbietern aus den Schwellenländern, die viel Wachstumspotenzial versprechen, gibt es diesbezüglich allerdings noch Nachholbedarf. Die konsequente Auswahl nachhaltiger Titel zahlt sich aus. Ein grober Performancevergleich bestätigt diese Annahme. Während die Rendite der MSCI World Telecom Service Sector Index für die letzten drei Jahre eine Rendite von 12,7% ausweist, betrug die Performance der überdurchschnittlich nachhaltig eingestuften Titel 24,5%. (Bank Sarasin/mc/pg)
Das Faktenpapier «Das Telekom-Dilemma: Mehr Daten, mehr Gefahren» (Autor: Thomas Dietzi) ist in deutscher und englischer Sprache gratis erhältlich bei: media@sarasin.ch