Genf – Temenos übernimmt das US-Bankensoftwareunternehmen Kony. Der Kauf bewertet Kony mit 559 Millionen Dollar und einer Earn-Out-Komponente von 21 Millionen. Kony hat zudem Verbindlichkeiten von 50 Millionen Dollar. Die Übernahme soll noch im vierten Quartal abgeschlossen werden, muss zuvor aber noch von den Behörden genehmigt werden.
«Der Kauf erlaubt es uns, unsere wichtigsten Wachstumsfelder voranzutreiben: Digital Banking und der Ausbau des US-Marktes», sagte Temenos Max Chuard an einer Telefonkonferenz am Mittwochabend. Die Kony-Plattformen DBX (digital banking experience) und MXDP (multi-experience development platforms) liessen sich mit den besten Komponenten von Temenos Infinity und Avoka kombinieren, so der CEO weiter. «Damit schaffen wir das marktführende Produkt im Digital Banking und können das Wachstum beschleunigen.»
Kony-CEO Hogan wird Nordamerika-Chef
Mit der Übernahme werden auch Kony-Manager in die Geschäftsleitung von Temenos eintreten. So soll CEO Thomas Hogan als Präsident Nordamerika in das Executive Committee aufgenommen werden. Zudem wird Emily Steele als Vize-Präsidentin Field Operations and Delivery in Nordamerika und Jeffery Kendall Vize-Präsident Verkauf und Vertrieb berufen.
Temenos will den Kauf in Bar und mit Krediten bezahlen. «Zur Finanzierung wird eine Kombination aus den bestehenden Kreditfazilitäten und einer Brückenfinanzierung genutzt», sagte der Finanzchef weiter. Der Verschuldungsgrad, gemessen an der Nettoverschuldung im Verhältnis zum EBITDA, soll per Ende Jahr unter 2,5x liegen und per Ende 2020 unter 1,5x.
Kony-Umsatz 2020 von 115 Mio USD erwartet
Kony dürfte bis 2020 Umsätze von 115 Millionen Dollar erreichen und das Wachstum von Temenos ab 2020 befeuern, hiess es weiter. Über 60 Prozent der Umsätze seien wiederkehrend, da der Grossteil aus dem Software-as-a-Service-Geschäft (SaaS) stamme. Dabei wird die Software aus der Cloud betrieben und vom Kunden als Dienstleistung genutzt.
Mit einem globalen Team von 1’500 Mitarbeitenden verfüge man zusammen über eine einzigartige Expertise. 2019 werde man in den USA pro forma einen Umsatz von rund 200 Millionen Dollar erreichen. Gemeinsam wird die Kundenbasis in den USA auf rund 1’300 Banken und Credit Unions steigen und das Unternehmen an sieben Standorten vertreten sein.
Zudem verfügt Kony über ein Entwicklungszentrum im indischen Hyderabad mit 1’100 Mitarbeitenden. Dieses soll zusammen mit den dortigen Temenos-Standorten zum Hub für die Entwicklungsarbeit werden.
Die Übernahme solle sich im nächsten Jahr neutral auf den Gewinn pro Aktie (non-IFRS) auswirken und ab 2021 zum Gewinn beitragen. Das Level der Temenos-Marge soll Kony innerhalb von drei Jahren erreichen.
Zum Vergleich: Temenos hatte 2018 im Gesamtjahr einen Umsatz von 847 Millionen Dollar erzielt und eine EBIT-Marge von 31,5 Prozent ausgewiesen. (awp/mc/ps)