Weinfelden – Die Thurgauer Kantonalbank (TKB) ist im Geschäftsjahr 2016 weiter gewachsen und hat die Gewinnzahlen erneut verbessert. Dabei profitierte das Institut von einem guten Verlauf des Zinsengeschäfts und von der Auflösung von Wertberichtigungen und Rückstellungen. Im laufenden Jahr 2017 erwartet die TKB wieder ein tieferes operatives Ergebnis.
Der Geschäftserfolg als Kennzahl für die operative Leistung kletterte 2016 um 13% auf 168,5 Mio CHF, wie dem am Dienstag veröffentlichten Jahresergebnis zu entnehmen ist. Nach einer weiter erhöhten Zuweisung an die Reserven für allgemeine Bankrisiken resultierte unter dem Strich ein um 2,9% höherer Jahresgewinn von 125,9 Mio CHF. Die Inhaber der TKB-Partizipationsscheine erhalten ein weiteres Jahr in Folge eine Ausschüttung von 2,75 CHF pro PS. Zudem profitieren Kanton und Gemeinden von einer Ausschüttung von 40 Mio CHF.
Starkes Zinsengeschäft
Insgesamt erwirtschaftete die Ostschweizer Kantonalbank einen um 3,3% höheren Geschäftsertrag von 333,7 Mio CHF. Wachstumstreiber war das Zinsengeschäft, das von höheren Volumen und einer günstigeren Refinanzierung profitierte. Gleichzeitig kam der Bank die Auflösung von Kredit-Wertberichtigungen zugute – laut Angaben von TKB-CEO Heinz Huber handelt es sich um zwei Kreditpositionen von Unternehmen, die im vergangenen Jahr übernommen und rekapitalisiert wurden. Insgesamt stieg der Netto-Zinserfolg um 6,6% auf 257,8 Mio CHF.
Negativzinsen hat die TKB im vergangenen Jahr ihren Kunden kaum belastet, sie plane das für Privatkunden auch weiterhin nicht, wie Huber versicherte. Bei Grosskunden mit hohen Guthaben suche man nun allerdings das Gespräch. Die Grenze auf ihren SNB-Girokonti, innerhalb derer die TKB von Negativzinsen befreit ist, hat die Bank im vergangenen Jahr nicht überschritten und entsprechend auch keine Negativzinsen an die Nationalbank bezahlt.
Sinkende Kosten
Im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft (-6,3% auf 47,6 Mio) bekam die Bank wie andere Institute das weiterhin zurückhaltende Anlageverhalten der Kunden zu spüren. Auch der Handelserfolg (-3,7% auf 23,5 Mio) bildete sich zurück – das Geschäft habe sich nach dem Rekordjahr 2015 «auf einem erhöhten Niveau eingependelt».
Den Geschäftsaufwand konnte die TKB um 1,2% auf 159,7 Mio CHF senken, wobei sie von einem etwas verringerten Personalbestand profitierte. Das Kosten-Ertrags-Verhältnis verbesserte sich damit leicht auf 49,0% (VJ 49,5%).
Wachsendes Hypothekarvolumen
Im Hypothekarmarkt war die Bank mit einem Plus von 4,4% auf 17,5 Mrd CHF weiterhin schnell unterwegs – Anzeichen für eine Überhitzung im örtlichen Immobilienmarkt sehen die TKB-Verantwortlichen aber weiterhin nicht. Dank einem kräftigen Neugeldzufluss konnte die Kantonalbank auch die verwalteten Vermögen steigern (+5,1% auf 16,6 Mrd).
Weiter gestärkt wurden die Eigenmittel: Die Kapitalquote belief sich per Ende des Jahres auf 18,1% (VJ 17,8%), womit die TKB «eine der bestkapitalisierten Banken der Schweiz» sei. Die Leverage Ratio verbesserte sich auf 8,8% (8,7%).
Tieferer Geschäftserfolg 2017
Den Steuerstreit mit den USA 2016 hat die TKB im vergangenen Jahr ohne Bussenzahlung abgeschlossen, dennoch kostete das Verfahren die Bank über 5 Mio CHF. Auch im Geschäft mit deutschen Offshore-Kunden habe die Bank «nichts Unrechtes» getan, gaben sich die Verantwortlichen überzeugt. Mit den Behörden in Nordrhein-Westfalen, die 2015 an eine Reihe von Schweizer Banken Briefe versandt hatten, sei man im Kontakt, von «Verhandlungen» könne man aber nicht sprechen, sagte Huber auf eine entsprechende Frage.
Im laufenden Geschäftsjahr 2017 erwartet die TKB bei einem wenig veränderten Zinsumfeld einen insgesamt «stabilen Geschäftsgang». Angesichts des anhaltenden Margendrucks im Zinsengeschäft und der «von Unsicherheiten geprägten Finanzmärkte» rechnet sie allerdings mit einem tieferen Geschäftserfolg als 2016. (awp/mc/pg)