Titus Meier, CEO Betriebsgesellschaft Kongresshaus Zürich AG, im Interview

Titus Meier, CEO Betriebsgesellschaft Kongresshaus Zürich AG, im Interview
Titus Meier, CEO Betriebsgesellschaft Kongresshaus Zürich AG. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Meier, das Kongresshaus Zürich ist jetzt für drei Jahre geschlossen. Als Angestellte verbleiben nur Sie und Ihr Stellvertreter Claudio Kaul. Wie arbeitet denn ein Kapitän ohne Mannschaft?

Titus Meier: Es ist tatsächlich eine grosse Umstellung, ohne Veranstaltungen und Mitarbeitende. „Plötzlich“ haben wir einen „8 to 5 Job“ mit freien Abenden und Wochenenden… Im Moment sind wir noch am Abschliessen der Vergangenheit und parallel arbeiten wir an der Neueröffnung.

Werden die Zürcher Ihr Kongresshaus je wiedererkennen?

Oh ja! Kongresshaus und Tonhalle Zürich stehen unter Denkmalschutz. Wenn es auch durch den Rückbau des Panoramasaals und den Anbau im Garten räumliche Veränderungen gibt, so bleibt das Haus und sein Charme doch weitgehend gleich. Das heisst, Elemente wie der Verputz an den Wänden, die Bodenplatten, Lampen aus der Entstehungszeit bleiben erhalten oder werden gar weiter den Originalen nachgebaut.

Braucht es dann eine Eingewöhnungszeit? Wie kann man denn nach so einer langen Pause überhaupt durchstarten?

Ja, eine Eingewöhnungszeit oder „Einspielzeit“ wird benötigt. Ich hoffe natürlich, dass wir gleich von Beginn weg richtig durchstarten könnten. Die Eröffnung mit einem komplett neuen Mitarbeiterteam und neuen Abläufen muss aber von langer Hand geplant sein und der Betrieb sich erst einspielen. So darf das Haus zu Beginn erst etwa zu 50-60 Prozent ausgelastet werden. In dieser Phase muss sich das Team bilden, Abläufe angepasst oder Fehler behoben werden.

«Unser Ziel ist, die drei Jahre ohne Einnahmen sowie die Investitionen ins Inventar und in das neue Restaurant ohne Aufnahme von Fremdkapital zu finanzieren.»
Titus Meier, CEO Betriebsgesellschaft Kongresshaus Zürich AG

Die Betriebsschliessung bedeutet auch gleichzeitig weitere drei Jahre ohne Dividende. Was spricht überhaupt noch für die Kongresshaus-Aktie?

Viele unserer Aktionäre sind auch emotional mit dem Kongresshaus und der Tonhalle Zürich verbunden und sind auf das Haus nach der Rennovation gespannt. Über 70 Prozent unserer Aktionäre besitzen lediglich eine Aktie, und weitere 26 Prozent sind im Besitz von zwei bis zehn Aktien. Da steht nicht die Dividende oder die Rendite im Vordergrund.

Haben Sie tatsächlich schon Reservationen für Kongresse und Events? Und wenn ja, welche?

Ja, es liegen uns einige provisorische Reservationen für die zweite Hälfte 2020 und für 2021 vor. Dies für einzelne Kongresse und vor allem für bestehende Kunden, die mit ihren Veranstaltungen nach dem Umbau wieder ins Kongresshaus zurückkehren möchten. Die definitive Bestätigung erfolgt in der Regel jeweils erst 1-2 Jahre vor der Veranstaltung. Deshalb ist es nun noch zu früh zu sagen, welche dieser Veranstaltungen dann tatsächlich nach Zürich oder zu uns zurück kommen werden.

Wenn dann in drei Jahren alles neu sein wird, ist allerdings das Betriebskapital auch tiefer, denn es fallen ja drei Jahre Kosten und keine Einkünfte an. Wo meinen Sie, wird die Eigenkapitalquote zu liegen kommen?

Unser Ziel ist, die drei Jahre ohne Einnahmen sowie die Investitionen ins Inventar und in das neue Restaurant ohne Aufnahme von Fremdkapital zu finanzieren. Wir haben uns so schlank aufgestellt, dass sich die Reduktion des Eigenkapitals durch die dreijährige «Durststrecke» in engen Grenzen hält.

«Vorgesehen ist eine fixe Sockelmiete von 2.65 Millionen. Dazu kommen Nebenkosten von einer Million.»

Wird das Kongresshaus und die angegliederte Tonhalle ein Zuschussgeschäft?

Die Betriebsgesellschaft bezahlt einen hohen und erfolgsabhängigen Marktpreis basierend auf dem möglichen Ertrag, den sie in dieser Immobilie erzielen kann. Zusammen mit dem Mietzins der Tonhalle werden damit nicht alle Kosten der Immobilie gedeckt, weshalb die Stadt Zürich auch einen jährlichen Zuschuss an die Stiftung als Grundeigentümerin beschlossen hat. Dieser dient insbesondere dazu, einen nachhaltigen Unterhalt und Ersatzinvestitionen sicherzustellen.

Die Ausbaupläne sehen eine optische Oase in Seenähe vor. Wird es bei der vorgesehenen fixen Sockelmiete von 2.8 Millionen Franken pro Jahr bleiben?

Vorgesehen ist eine fixe Sockelmiete von 2.65 Millionen. Dazu kommen Nebenkosten von 1 Million sowie eine umsatzabhängige Komponente.

Trotz Ausbau bleibt natürlich die Kapazität an dieser zentralen Lage beschränkt. Welche Besucherzahlbandbreite spricht der neue Kongresssaal an?

Der renovierte Kongresssaal wird aufgrund des Einbaus eines neuen Warenliftes im hinteren Bereich etwas Kapazität verlieren, soll aber mit Konzertbestuhlung immer noch etwa 1700 Personen Personen fassen.

Veranstaltungen kleiner und mittlerer Grösse haben wegen der menschlichen Nähe, die sie herstellen, eine grosse Zukunft. Daran wird auch das Internet nichts ändern. Ich nehme an, Sie rechnen beim Kongresshaus mit jährlichem Umsatzwachstum im niedrigen einstelligen Bereich?

Ja, wir rechnen in den Jahren nach der Eröffnung mit einem jährlichen Umsatzwachstum von circa 3-3.5%.

Wird sich das neue Kongresshaus mit Tonhalle zum Platzhirsch in der Innenstadt entwickeln?

Was den Veranstaltungsmarkt betrifft, hoffen wir dies natürlich. Die einmalige Lage, der grosse Bekanntheitsgrad und das Renommee sowie die zusätzliche Anziehungskraft durch den „Neuheitseffekt“ werden uns helfen, das Haus neu zu positionieren.

Zur Person:
Titus Meier, Schweizer, geboren 1967, absolvierte die Hotelfachschule in Lausanne (Diplôme d’Etudes Supérieures en Restauration an der EHL Ecole hôtelière de Lausanne) und das NDS Nachdiplomstudium HF Hotelmanagement bei der Hotelleriesuisse (Dipl. Hotelmanager NDS HF). Nach mehrjähriger Erfahrung und verschiedenen Engagements in der hochwertigen Gastronomie in der französischen und deutschen Schweiz wechselte Titus Meier in die Hotellerie und war 5 Jahre im Food & Beverage Management sowie im Bankett- und Konferenzbereich des 5-Sterne-Hauses Zürich Airport Hilton tätig. 1997 trat er als Stellvertretender Direktor und Food & Beverage Manager in die Betriebsgesellschaft Kongresshaus Zürich AG ein; seit Juli 2014 leitet er das Unternehmen als geschäftsführender Direktor.

Zum Unternehmen:
Das Kongresshaus Zürich ist ein führender, traditionsreicher Veranstaltungsort für Kongresse, Messen, Ausstellungen und Anlässen aller Art mit nationaler und internationaler Ausstrahlung. Neben Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft sind auch Kultur und Unterhaltung prominent im Programm vertreten. Im Kongresshaus und in der angrenzenden Tonhalle sind schon viele Weltstars aufgetreten. Jazzlegenden wie Duke Ellington, Benny Goodman und Ella Fitzgerald haben genauso begeistert wie die Entertainer Josephine Baker, Sammy Davis Jr. und Harry Belafonte oder Rock- und Popgrössen von Ray Charles, Tina Turner, Deep Purple bis Patricia Kaas. Das Gelände und das Haus, welches anlässlich der Zürcher Landesausstellung im Jahr 1939 von den Architekten Häfeli Moser Steiger erstellt wurde, liegt im Eigentum der Kongresshaus-Stiftung, die von der Stadt Zürich unterstützt wird. Die Betreibergesellschaft ist nicht an den Immobilien beteiligt, aber eine ausserbörslich (otc) gehandelte AG, welche der Stiftung Miete zahlt. Seit 14. Juli sind das Kongresshaus und die angrenzende Tonhalle wegen Umbau geschlossen.

Kongresshaus Zürich
Firmeninformationen bei monetas

 


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