Türkische Notenbank belässt Leitzins bei 14 Prozent
Ankara – Die türkische Notenbank hat ihren Leitzins trotz einer extrem hohen Inflation nicht angetastet. Der Leitzins bleibe bei 14 Prozent, teilte die Zentralbank am Donnerstag in Ankara mit. Volkswirte hatten im Schnitt mit der Entscheidung gerechnet. Seit Januar halten die Währungshüter den Zins stabil.
Der Leitzins liegt deutlich unter der sehr hohen Inflationsrate. Die Verbraucherpreise waren im März um fast 61 Prozent zum Vorjahr gestiegen. Die Erzeugerpreise stiegen sogar um 115 Prozent. Durch den Ukraine-Krieg gestiegene Energiepreise und neue Lieferkettenprobleme haben die Entwicklung nochmal verschärft.
Erdogan – der «Feind» von Zinsen
Eigentlich müsste die Notenbank angesichts der hohen Inflation die Zinsen deutlich erhöhen. Die Notenbank wird jedoch durch Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan unter Druck gesetzt. Er bezeichnet sich als «Feind» von Zinsen. Erdogan hat bereits mehrere Notenbankmitglieder entlassen, die nicht auf seiner Linie waren. Er glaubt entgegen der vorherrschenden Lehrmeinung, dass hohe Zinsen eine Inflation verursachen.
Im vergangenen Jahr hatte die Notenbank trotz der hohen Inflation den Leitzins stark gesenkt. Seit dem Spätsommer wurde er um 5,0 Prozentpunkte reduziert. Diese Politik hat zu einem Verfall der türkischen Lira geführt, den die Regierung mit einem Garantieprogramm für Einlagen gestoppt hat. Am Donnerstag reagierte die Lira kaum auf die Notenbank-Entscheidung. (awp/mc/ps)