Türkische Notenbank reduziert Leitzins erneut – Ende der Zinssenkungen in Sicht
Ankara – Die türkische Notenbank hat ihren Leitzins ungeachtet der sehr hohen Inflation erneut gesenkt. Der Leitzins werde um 1,5 Prozentpunkte auf 9,0 Prozent reduziert, teilte die Zentralbank am Donnerstag in Ankara mit. Volkswirte hatten dies erwartet. Es ist die vierte Leitzinssenkung in Folge.
Die Notenbank will die Zinsen jedoch nicht noch weiter senken. «In Anbetracht der zunehmenden Risiken für die globale Nachfrage kam der Ausschuss zu dem Schluss, dass der derzeitige Leitzins angemessen ist und beschloss, den im August eingeleiteten Zinssenkungszyklus zu beenden», heisst es in der Mitteilung zur Zinsentscheidung.
Die Inflation hatte im Oktober bei 85,5 Prozent gelegen – so hoch wie zuletzt 1998. Eigentlich wären nach ökonomischer Lehrmeinung deutliche Zinserhöhungen angesagt, um die wirtschaftliche Aktivität abzukühlen und die Teuerung so in den Griff zu bekommen. Allerdings ist der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ein Gegner hoher Zinsen. So hat er zuletzt gefordert, dass die Leitzinsen noch in diesem Jahr in den einstelligen Bereich sinken sollten.
Die türkische Lira reagierte am Donnerstag nur mit vorübergehenden Kursausschlägen. Die extrem lockere türkische Geldpolitik und die Zinserhöhungen anderer wichtiger Notenbanken hatten den Kurs der Lira in diesem Jahr stark belastet. Die schwache Lira verteuert die Importpreise und treibt die Inflation zusätzlich an. Hinzu kommen anhaltende Probleme in den internationalen Lieferketten, die Vorprodukte teurer machen. Daneben steigen die Preise von Energie und Rohstoffen, vor allem wegen des russischen Kriegs gegen die Ukraine. (awp/mc/ps)