Schwellenländer-Währungen stabilisieren sich nach Türkei-Entscheid
Erdem Başçı, türkischer Zentralbankgouverneur.
Frankfurt am Main – Die Entscheidung der türkischen Notenbank, wegen des Verfalls der Lira eine Sondersitzung einzuberufen, hat am Montag auch andere Schwellenländerwährungen stabilisiert. Zuvor hatte sich der am Freitag begonnene Ausverkauf fortgesetzt. Nach der Mitteilung der türkischen Notenbank erholten sich die viele Währung jedoch ein wenig.
Die Zentralbank der Türkei teilte mit, das geldpolitische Komitee werde am Dienstagabend bei einem Sondertreffen notwendige Massnahmen für Preisstabilität beschliessen. Entscheidungen würden in der Nacht zu Mittwoch veröffentlicht. Beobachter erwarten jetzt, dass die Notenbank Leitzinserhöhungen zur Stützung der Währung beschliessen wird. Die Lira ist in den vergangenen Tagen von einem Rekordtief zum nächsten gefallen. Der Verlust der Lira in der vergangenen Woche war der höchste seit vier Jahren.
Auch südafrikanischer Rand erholt sich deutlich
Neben der türkischen Lira erholte sich vor allem der südafrikanische Rand merklich. Dieser hatte zuvor zum amerikanischen Dollar wie auch die Lira um mehr als ein Prozent abgewertet. Auch die Währungen von Indonesien und Indien machten ein wenig von den vorherigen Verlusten wett. Das Ausmass der Erholung war jedoch nicht so stark wie beim Rand und der Lira.
Drastische Zuspitzung in der Vorwoche
Der Kursverfall an den Finanzmärkten grosser Schwellenländer hatte sich am Freitag drastisch zugespitzt. Ein Auslöser war die Entwicklung in Argentinien, wo die Notenbank zunächst die Kopplung des Peso an den amerikanischen Dollar gelockert und dann einen Teil der Devisenkontrollen aufgehoben hatte. Als schwerwiegendster Grund gilt jedoch die zusehends geringere Geldschwemme aus den USA. Die US-Notenbank Fed will ihre extrem lockere Geldpolitik im Jahresverlauf schrittweise zurückführen.
Hinzu kommen spezifische Probleme in den jeweiligen Schwellenländern, die teils politischer Natur, teils wirtschaftlicher Art sind. Unter besonderem Druck stehen Länder, die wegen grosser Handelsdefizite stark abhängig von ausländischem Kapital sind. Unter Investoren haben sich Indien, Indonesien, die Türkei, Brasilien und Südafrika herauskristallisiert. Sie werden als die «fragilen Fünf» bezeichnet.