Twint kommt gemäss aktuellen Zahlen langsam in Schwung
Zürich – Die von vielen Schweizer Banken und Grosskonzernen getragene kontaktlose Bezahllösung Twint – angetreten, um den ausländischen Konkurrenten die Stirn zu bieten – kommt gemäss aktuellen Nutzungszahlen langsam in Schwung. Aktuelle Daten machen deutlich, dass Twint nicht nur in Sachen Nutzerzahlen, sondern auch bei der Anzahl Transaktionen seit Ende Juni zulegen konnte.
Konkret waren es im Juni 2017 monatlich noch rund 270’000 Transaktionen. Für den Monat August weist die von Twint zur Verfügung gestellte Statistik bereits 335’000 Transaktionen aus. Eine Zunahme von gut 22% über 2 Monate also. Auch die Anzahl Nutzer stieg in diesem Zeitraum um rund 20% auf 450‘000, wie den AWP vorliegenden Zahlen zu entnehmen ist.
Weiteres Wachstum im Onlinehandel angestrebt
Grösstenteils wird das «Mobile Payment»-Angebot für das Bezahlen an der Ladenkasse und für Direktüberweisungen genutzt. Mit 48% gehen fast die Hälfte aller Transaktionen an Bezahlterminals von Händlern vonstatten (POS). Weitere 41% sind Überweisungen zwischen Privatpersonen (P2P).
Als Schlusslicht folgt der Onlinehandel mit 11%. Hier bestehe zwar noch Aufholbedarf, wie ein Sprecher gegenüber AWP sagt. Aufgrund der hohen Benutzerfreundlichkeit von Twint rechne man aber mit einer mittel- bis langfristig deutlich steigenden Anzahl an Transaktionen.
Positiv stimme zudem die Tatsache, dass im Onlinegeschäft mit 120 CHF pro Transaktion die im Schnitt höchsten Beträge ausgegeben werden. Bei P2P-Überweisungen sind es immerhin noch 77 CHF und am POS gerademal noch 25 CHF. Hier handle es sich eben meist um tägliche Besorgungen für geringere Beträge, so der Sprecher.
Hohe Volumen bei Direktüberweisungen
Betrachtet man die Nutzung von Twint hinsichtlich des Transaktionsvolumens, so wird ersichtlich, dass per Ende August mit 55% des Gesamtvolumens die überwiegende Mehrheit zwischen Privatpersonen verschoben wird. Dahinter folgen die Onlinekanäle mit 25%. Nur 20% gehen bisher über Verkaufspunkte (POS).
Dass Twint im Markt der mobilen Payment-Angebote «nur langsam in Schwung» kommt, meint auch Andreas Dietrich, Dozent am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern. Dietrich legt in einem Blogbeitrag dar, dass das Bezahlen mit dem Smartphone noch Zeit brauche, um sein Potenzial zu entfalten.
Interesse vorhanden
Eine Umfrage des IFZ habe ergeben, dass etwas weniger als 20% der befragten Personen bereits einmal mobile Payment-Angebote genutzt haben. Der Rest gab Sicherheitsbedenken oder keinen erkennbaren Mehrwert als Grund für die Nichtnutzung an. Davon seien aber rund 62% bereit, in Zukunft via Smartphone zu bezahlen, so die Befunde.
Laut Dietrich zeige dies das «grundsätzlich hohe Interesse» an mobilen Payment-Angeboten. Viele der derzeitigen «Nicht-Nutzer» hätten zudem bereits solche Dienste «im weiteren Sinn» benutzt, so der Dozent. Ziehe man beispielsweise die Bezahlung mit Kreditkarten innerhalb von Apps mit ein, so zähle über die Hälfte der Umfrageteilnehmer zu «Mobile Payment Usern».
Derweil scheinen sich für Twint die Werbemassnahmen auszuzahlen. Bezüglich Bekanntheitsgrad ist die Schweizer Bezahllösung laut Umfrage bekannter als ApplePay. Grundsätzlich brauche aber der gesamte Markt eine Angewöhnungszeit, so Dietrich. Analog zur kontaktlosen Bezahlfunktion, die sich in den letzten drei Jahren etablierte, würde es Dietrich «nicht erstaunen», wenn in weiteren drei Jahren monatlich bis zu 3 Millionen Transaktionen via Smartphone getätigt werden.
Dennoch entspräche dies in Bezug auf die Gesamtzahl an Transaktionen einem Marktanteil von unter 2%, rechnet Dietrich vor. (awp/mc/ps)