Twint: Zahlen mit dem Handy bald Standard?

Twint: Zahlen mit dem Handy bald Standard?
(Bild: TWINT)

Zürich – Jetzt steht die neue Twint-App zum Download bereit. Mit der App zum Bezahlen wollen die Schweizer Banken den Markt aufmischen. Das Konsumenten-Portal Verivox hat Twint mit den Konkurrenzdiensten verglichen und diese einem Alltags-Check unterzogen.

Die Firmen Twint und Paymit haben bereits 2016 fusioniert. Jetzt folgt der nächste Meilenstein: Die erste Twint-App nach der Fusion steht zur Verfügung. Sie hat den sperrigen Namen «Twint: andere Banken & Prepaid». Mit dieser können die Konsumenten einerseits mit dem Smartphone im Laden zahlen, andererseits Geld an Freunde schicken.

«Die Schweizer Banken haben Angst vor Apple Pay
«Es ist gut, dass die grössten Schweizer Banken zusammenarbeiten statt gegeneinander», beurteilt Ralf Beyeler, Experte des Konsumenten-Portals Verivox, die Zusammenarbeit. Der Experte ist überzeugt: «Die Anbieter haben Angst vor Apple Pay». Ein Zeichen dafür sei, dass die grossen Schweizer Banken verhinderten, dass ihre Kreditkarten für das Bezahlen mit Apple Pay benutzt werden können.

«Es ist fraglich, ob diese Strategie aufgehen wird, sagt Beyeler. «Wenn der Kunde unbedingt Apple Pay nutzen will, wechselt er zu einer Kreditkarte, dies unterstützt». Verivox-Ratgeber: Liste der Kreditkarten, die Apple Pay unterstützen.

Twint-Nachteile: national, ohne Migros
Twint will damit punkten, dass Konsumenten Kundenkarten hinterlegen können und Coupons erhalten. Ein Augenschein zeigt jedoch, dass die Angebote derzeit noch bescheiden sind.

Ein grosser Nachteil ist, dass Twint nur in der Schweiz funktioniert. Aber selbst im Inland gibt es für den Konsumenten grosse Hürden: An vielen Kassen funktioniert die App noch nicht. So ist das Bezahlen mit Twint in den Migros-Filialen noch nicht möglich. «Eine Mobile Payment-Lösung, mit der man im beliebtesten Laden der Schweizer nicht zahlen kann, kann sich nicht durchsetzen», urteilt Verivox-Experte Ralf Beyeler. In Zukunft können Konsumenten auch in Migros-Filialen bezahlen. Unklar ist, ab wann dies möglich ist.

Verwirren dürfte die Konsumenten auch, dass man je nach Geschäft beim Bezahlen anders vorgehen muss. «Ein einheitlicher Prozess wäre jedoch wichtig, damit sich Twint durchsetzen kann», sagt Beyeler.

Bezahlt-Apps im Alltags-Check
Verivox-Experte Ralf Beyeler hat das «Bezahlen mit dem Smartphone¬ ausprobiert. Seine Einschätzung der verschiedenen Apps:

Apple Pay: Die Registration ist gut verständlich und schnell erledigt. Bezahlen ist sehr einfach: iPhone ans Terminal halten und mit dem Finger bestätigen. Detaillierte Beschreibung im Verivox-Ratgeber.

Migros-App: Der Registrationsprozess ist umständlich: Der Kunde erhält einen Brief mit einem Code und nicht mehr gültigen Anweisungen per Post. Das Bezahlen dauert lange, da man sich jedes Mal zuerst durch die Navigation der App kämpfen muss. Oft klappt auch das Abscannen des Smartphone-Displays in der Migros erst nach einigen Versuchen.

Postfinance-App: Voraussetzung ist ein Privatkonto der Postfinance. Der Registrationsprozess ist umständlich: Man braucht neben der Debitkarte ein Lesegerät und eine Freischalt-SMS. Der Bezahlvorgang dagegen ist unkompliziert: Einfach das Handy ans Terminal halten. Bei Einkäufen unter 40 Franken geht es sogar ohne Code. Grosser Nachteil: Die App funktioniert nur auf Android-Geräten.

Twint: Die grösste Schwäche: Je nach Geschäft gilt ein anderer Prozess. Ebenfalls verwirrend: Im Appstore wird es mehrere Twint-Versionen geben. Neben einer neutralen («Twint: andere Banken & Prepaid) gibt es noch im April auch die Versionen der UBS und der Zürcher Kantonalbank. Später im Jahr kommen folgen Credit Suisse, Raiffeisen, Postfinance und die Waadtländer Kantonalbank.

Fazit: «Egal ob Twint oder Apple Pay: Die grösste Herausforderung ist es, die Schweizer vom Zahlen via Smartphone zu überzeugen. Im Bargeld-Land Schweiz brauchen die Anbieter einen langen Atem», schätzt Beyeler den Markt ein. Zum Standard wird das Zahlen via Smartphone also noch nicht.

Das Konsumenten-Portal Verivox hat Twint und weitere wichtige Mobile Payment-Dienste genauer angesehen und analysiert.


1Die Twint-App der Banken belastet das Bankkonto direkt beim Zahlungsvorgang.
2Die neutrale Twint-App («Twint: andere Banken & Prepaid») funktioniert über ein Prepaid-Portemonnaie. Guthaben ist zum Beispiel in Coop-Filialen erhältlich oder kann auf die Twint-App überwiesen werden.
In der Tabelle wurden die drei bedeutendsten in der Schweiz universal einsetzbaren Systeme berücksichtigt. Ausserdem wurde mit der Migros-App die App der Handelsgruppe mit dem grössten Umsatz in der Schweiz analysiert. Auch andere Händler wie Coop oder Manor bieten Apps an, mit denen man in den jeweiligen Geschäften zahlen kann.
Hinweis: Verivox hat umfassende Informationen über Mobile Payment auf einer Ratgeberseite zusammengestellt.

(Verivox/mc/ps)

Über Verivox
Verivox.ch schafft für Konsumenten in den komplexen Versicherungsmärkten und im Bereich Telecom Transparenz. Als erstes Vergleichsportal in der Schweiz bietet Verivox zudem einen persönlichen Kundenservice an. Dazu gehören an sieben Tagen die Woche die kostenlose Beratung per Gratis-Hotline (0800 80 80 89) und ein Live-Dialog in Form eines Chats per Internet mit dem Kundendienst.
Für Telecom-Kunden bietet Verivox die Smart Mobile-App an, die für die Kunden das günstigste Handy-Abo findet.
Die Verivox Schweiz AG gehört zur Verivox-Gruppe, einem führenden unabhängigen Verbraucherportal in Deutschland. Verivox wurde 1998 in Heidelberg gegründet. Heute arbeiten an den Standorten der Verivox-Gruppe insgesamt rund 350 Menschen daran, Kunden den Vergleich von Tarifen und Angeboten so einfach wie möglich zu machen. Seit 2015 gehört die Verivox-Gruppe zur ProSiebenSat.1 Gruppe.

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