Twitter erhofft sich eine Milliarde Dollar durch Börsengang
Dick Costolo, CEO Twitter. (Bild: Twitter)
New York – Der Kurznachrichtendienst Twitter will bei seinem Börsengang bis zu eine Milliarde Dollar einnehmen. Das Unternehmen schreibt bislang Verluste, während der Umsatz wächst. Das geht aus dem Börsenprospekt hervor, den Twitter vorlegt hat. Der Online-Dienst hatte den seit langem erwarteten Börsengang vor drei Wochen angekündigt, zunächst aber alle Details geheimgehalten.
Was die Investoren anlocken soll, ist die grosse Reichweite: Laut dem Börsenprospekt hat Twitter mehr als 215 Millionen aktive Nutzer pro Monat. Rund 100 Millionen Menschen nutzten den Dienst sogar täglich, «und das annähernd weltumspannend», hiess es. Sie schrieben rund 500 Millionen Tweets pro Tag.
Noch kein Termin
Einen genauen Termin für den Börsengang nennt Twitter bisher nicht. Gerechnet wird mit November. Zunächst muss Twitter die Anleger auf einer sogenannten Roadshow überzeugen, ins Unternehmen zu investieren.
Umsatz in wenigen Jahren vervielfacht
Die Anleger werden sich nun die Geschäftszahlen ganz genau anschauen: Während Twitter im Jahr 2010 erst 28 Millionen Dollar an Einnahmen hatte, waren es 2011 schon 106 Millionen und im vergangenen Jahr dann 317 Millionen. Und Twitter wächst weiter: Im ersten Halbjahr diesen Jahres hat das Unternehmen bereits 254 Millionen Dollar Umsatz gemacht.
Bisher ein Verlustgeschäft
Allerdings verliert Twitter – wenig überraschend für Experten – bislang Geld. Alleine im ersten Halbjahr lag der Verlust bei unterm Strich 69 Millionen Dollar und war damit fast eineinhalb Mal so hoch wie im Vorjahreszeitraum. Insgesamt sammelte sich in den Jahren ein Minus von über 400 Millionen Dollar an.
Haupteinnahmequelle des Unternehmens ist Werbung, eingestreut in den Nachrichtenstrom. Fast zwei Drittel der Anzeigen-Erlöse kommen von mobilen Geräten. Dem stehen jedoch hohe Ausgaben für Rechenzentren, neue Produkte und die Vermarktung gegenüber.
Mitgründer Evan Williams auf dem Sprung zum Milliardär
Der Börsengang dürfte zumindest einen neuen Milliardär schaffen: Mitgründer Evan Williams ist grösster Anteilseigner mit 12,0 Prozent. Sein Kompagnon Jack Dorsey, der als letzter des Gründertrios noch bei Twitter aktiv ist, kommt auf 4,9 Prozent. Der aktuelle Chef Dick Costolo hält 1,6 Prozent der Anteile.
Medium für «Breaking News»
Die Aktienplatzierung wird der prominenteste Börsengang eines Internetunternehmens seit Facebook im Mai vergangenen Jahres. Facebook kam zuletzt auf 1,15 Milliarden Mitglieder und ist an der Börse inzwischen rund 120 Milliarden Dollar wert.
Twitter hat sich zu einem Medium für «Breaking News» gemausert. So ist der Dienst bei dramatischen Ereignissen wie dem Bombenanschlag auf den Marathon in Boston dank seiner vielen Nutzer eine der schnellsten Informationsquellen, wenn auch nicht immer eine der verlässlichsten.
Umfangreiche Selbstdarstellung
Der Börsenprospekt ist eine umfangreiche Selbstdarstellung des Unternehmens samt Geschäftszahlen, Risiken, Aussichten und Eigentumsverhältnissen. Als Risiko wird ausdrücklich die Marktmacht grösserer Technologiefirmen genannt, allen voran Google .
Twitter verpflichtete die federführenden Wall-Street-Häuser Goldman Sachs, JPMorgan Chase und Morgan Stanley, um dem Unternehmen beim Schritt aufs Parkett zu helfen. Das Börsenkürzel lautet «TWTR». (awp/mc/pg)