Zürich – Die UBS will die Übernahme der Credit Suisse «Ende Mai oder Anfang Juni» abschliessen. Derzeit warte man weiterhin auf die Bewilligungen der Aufsichtsbehörden in den USA, in der EU und in weiteren wichtigen Ländern, sagte UBS-CEO Sergio Ermotti am Mittwoch an einer Veranstaltung in Zürich.
Bis zum Abschluss der Transaktion sei die UBS auch in ihrer Kommunikation eingeschränkt, betonte Ermotti an seinem Auftritt an der Finanzmesse «Finanz 23». «Wir werden schnell handeln, aber nicht überstürzt», erklärte er. Zugeknöpft gab sich Ermotti zur Zukunft des Schweizer Geschäfts: Hierzu seien «alle Optionen auf dem Tisch».
Ein Stellenabbau im Rahmen der Übernahme werde nicht zu vermeiden sein, bestätigte Ermotti. Ein grosser Teil werde aber über Fluktuationen und Pensionierungen abgewickelt, gab er sich überzeugt. Gleichzeitig stellte der UBS-Chef bei Entlassungen einen grosszügigen Sozialplan in Aussicht.
Nicht zu gross für Schweiz
Ermotti bestritt gleichzeitig, dass die «neue UBS» zu gross sei für die Schweiz. Sowohl die UBS wie die CS hätten in den vergangenen Jahren ihre Bilanzen deutlich reduziert, betonte er. Entscheidend sei ohnehin nicht Grösse der Bilanz, sondern die darin enthaltenen Risiken. So habe etwa die Silicon Valley Bank, die mit ihrer Schieflage die derzeitige Bankenkrise ausgelöst hatte, in den USA nur gerade einen Marktanteil von 1 Prozent gehabt, betonte er.
Auch den Marktanteil der UBS in der Schweiz relativierte Ermotti: So hätten die Kantonalbanken in vielen Kantonen höhere Marktanteile im Hypothekargeschäft als die Grossbanken und die Raiffeisen-Gruppe verfüge über ein dichteres Filialnetz. Die UBS biete zwar ein «umfassendes Angebot» an, aber «in jedem einzelnen Segment» gebe es Wettbewerb.
Keine Verluste für Steuerzahler
«Wir werden zudem alles tun, dass es zu keinen Verlusten für die Steuerzahler kommt», versprach Ermotti. Er wies darauf hin, dass seine Bank potenzielle Verluste von 5 Milliarden Franken tragen muss, bevor die Staatsgarantie greift. Auch Verluste für den Bund und die SNB aus den gegebenen Darlehen seien «äusserst unwahrscheinlich», gab er sich überzeugt.
Wenig erfreut zeigte sich der UBS-Chef über Medienschlagzeilen um eine neue «Monsterbank» UBS – auch wenn er die Beunruhigung in der Bevölkerung verstehen könne. Dennoch sollte die Diskussion «faktenbasiert» geführt werden, betonte er. Es bestehe jetzt die Chance, etwas «Positives» aus der Übernahme der CS durch die UBS zu schaffen. Das sei im Interesse der Kunden, des Finanzplatzes und der Schweizer Wirtschaft.
Hitzige politische Diskussion
Auch die Politik habe eine wichtige Rolle zu spielen, so Ermotti: Sie sollte aber «nicht mit dem Feuer spielen» und die langfristigen Interessen der Schweiz im Blick behalten. Die hitzig verlaufene politische Diskussion um die CS-Rettung führte er dabei auch auf den bevorstehenden Wahltermin zurück: «Ich hoffe, der Oktober kommt bald.»
Kein Verständnis zeigte Ermotti allerdings für Forderungen etwa nach einem Trennbankensystem oder nach deutlich strengeren Regeln bezüglich der Kapitaldecke von Banken. Die Credit Suisse sei in die Krise geraten, weil sie nach einer Serie von Rückschlägen Vertrauen verloren habe und nicht mehr nachhaltig profitabel gewesen sei. «Kundenvertrauen und Profitabilität kann man nicht herbeiregulieren – auch nicht durch mehr Kapital und Liquidität.» (awp/mc/pg)