Luzern – UBS-CEO Sergio Ermotti denkt gar nicht dran, in der Diskussion über mögliche schärfere Eigenkaptalanforderungen leisere Töne anzuschlagen. Die Grossbank werde sich «weiterhin in die Debatte über die zukünftige Bankenregulierung einbringen, sowohl proaktiv als auch reaktiv», sagte Ermotti am Donnerstag gemäss Redetext an der Generalversammlung in Luzern.
Es sei «unser Recht und unsere Pflicht, uns in die Diskussion einzubringen», so Ermotti. «Wir werden uns weiterhin mit vollem Engagement für die Interessen aller unserer Stakeholder einsetzen, im Inland und im Ausland. Und dafür, dass die Diskussion und die Entscheidungen auf Fakten, und nicht auf persönlichen Meinungen, beruhen.»
Die Bank wolle aufzeigen, welchen Nutzen eine risikobewusste, global wettbewerbsfähige Grossbank der Schweiz bietet. Die Schweiz und die UBS könnten und sollten weiterhin starke Partner sein.
«Letzte grosse Integrationsphase»
Gleichzeitig verwies er gegenüber den Aktionären auf die grossen Fortschritte bei der Integration der Credit Suisse und die weiteren Meilensteine. «Ab diesem Jahr bringen wir alle Kundenkonten in der Schweiz auf der UBS-Plattform zusammen. Damit hat die letzte grosse Integrationsphase begonnen.»
Dabei gehe es um den Transfer von über 1 Million Kunden und 95 Petabyte an Daten. Es sei das grösste Datenvolumen, das je bei einer Bankenübernahme integriert wurde. Ein Petabyte entspreche 500 Milliarden A4-Seiten mit gedrucktem Text oder einem Film, der zweieinhalb Jahre dauert.
Die Bank versuche, dass die Kunden möglichst wenig merken. Er danke den Betroffenen aber jetzt schon für ihre Geduld, so Ermotti.
Die Übertragung der Kundenkonten in der Schweiz soll in der ersten Jahreshälfte 2026 abgeschlossen werden. Gleichzeitig bekräftigte der UBS-Chef frühere Aussagen mit Blick auf die Gewinne: «Wir sind fest entschlossen, zu einer Profitabilität wie vor der Übernahme zurückzukehren.»
Kelleher: Entscheidender Moment unserer Geschichte
UBS-Präsident Colm Kelleher betonte an der Generalversammlung, wie entscheidend der Ausgang der Diskussion über mögliche schärfere Eigenkapitalanforderungen für die Grossbank ist. «Dies ist ein entscheidender Moment in unserer Geschichte», sagte er. «Der Verlauf der Debatte um regulatorische Fragen wird die Zukunft unseres Unternehmens und des Schweizer Finanzplatzes prägen.» UBS unterliege bereits einigen der strengsten Eigenkapitalanforderungen weltweit, sagte Kelleher. Daher wehre sich die Bank gegen die «extremen zusätzlichen Eigenkapitalanforderungen», welche die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Finanzmarktaufsicht Finma fordern.
Der Wettbewerb unter den Finanzzentren ist Kelleher zufolge heute härter denn je: «Geopolitisch gibt es einen klaren Umschwung vom Multilateralismus hin zum Vorrang nationaler Interessen.» Die Schweiz müsse dafür Sorge tragen, dass ihre Regulierungen weltweit konkurrenzfähig und abgestimmt seien.
Bereits jetzt sei die UBS durch den «Swiss Finish» im Bereich der Regulierung beeinträchtigt. Ein weiterer «Swiss Finish» – während andere Finanzzentren Regulierungen eher abbauen – würde die UBS, den Finanzplatz Schweiz und die Gesamtwirtschaft schädigen, sagte der UBS-Präsident.
«Übertriebene Lobbyart» im Namen der Aktionäre
Der Untergang der Credit Suisse sei vor allem auf jahrelange strategische Fehler, Misswirtschaft und regulatorische Zugeständnisse zurückzuführen. Die UBS habe hingegen nie derartige Zugeständnisse angestrebt. Eine Konzentration auf Eigenkapitalanforderungen sei nicht die richtige Lehre aus den Ereignissen.
Die UBS unterstütze indes eine Verschärfung der persönlichen Rechenschaftspflicht, mehr Transparenz zur finanziellen Lage einer Bank und eine Verbesserung der Abwicklungsfähigkeit. Auch sei die nun einzig verbliebene Schweizer Grossbank für die Einführung einer staatlichen Liquiditätssicherung («Public Liquidity Backstop»), für «fokussierte» Schritte zur Stärkung der Finma und «zielgerichtete» Anpassungen im Hinblick auf die Kapitalqualität.
Manche Stakeholder und Medien würden der UBS eine übertriebene Lobbyarbeit in Bern vorwerfen, fuhr Kelleher fort. Ein sehr grosses Risiko für den langfristigen Erfolg der Bank sei aber eine mögliche Überregulierung in der Schweiz. Es sei daher ihre treuhänderische Pflicht, im Namen der Aktionäre dieses Risiko zu verringern.
«2025 wird ein sehr herausforderndes Jahr für die Märkte mit viel Unsicherheit», sagte Kelleher weiter. Es sei auch ein entscheidendes Jahr für die UBS, sagte er und verwies dabei auf bedeutende Meilensteine bei der Integration der Credit Suisse. Gleichzeitig will die Bank das Augenmerk auch wieder stärker auf Wachstum richten. Im Mittelpunkt stünden dabei weiterhin «die USA, der weltweit grösste Vermögensverwaltungsmarkt, und Asien, der weltweit am schnellsten wachsende Vermögensverwaltungsmarkt». (awp/mc/pg)