UBS erzielt im zweiten Quartal Reingewinn von 1,2 Mrd CHF
UBS-CEO Sergio Ermotti. (Foto: UBS)
Zürich – Die UBS Group hat im zweiten Quartal 2015 deutlich mehr verdient als von Analysten erwartet. Zwar blieben die Zahlen hinter dem saisonal jeweils starken ersten Jahresabschnitt zurück, waren aber deutlich besser als im Vorjahresquartal. Für den weiteren Jahresverlauf gibt sich die Bank wie gewohnt zurückhaltend, will aber ihren seit bald vier Jahren dauernden Strategiewechsel hin zu einer stärkeren Vermögensverwaltung und einem abgespeckten Investment Banking weiter vorantreiben. Die UBS-Aktie ist trotz der guten Zahlen nach einem festeren Beginn schnell ins Minus gerutscht.
Aufgrund eines Artikels in der Schweizer Sonntagspresse hat die Bank ihren Zahlenrapport um einen Tag vorgezogen. Sie wolle damit «Transparenz schaffen» und «gewissen falschen und irreführenden Informationen» entgegentreten, hielt sie am Montag fest. Der Reingewinn nach Minderheiten erreichte im Berichtsquartal 1,21 Mrd CHF, dies nach 1,98 Mrd im Vorquartal bzw. 0,79 Mrd im Vorjahresquartal. Beim Vorsteuerergebnis und dem Nettoertrag lagen die Werte bei 1,64 Mrd CHF bzw. 7,49 Mrd CHF. Wie gewohnt gab es verschiedene Sonderposten, wobei ein Gewinn von 259 Mio aus der Bewertung des eigenen Kreditrisikos und 191 Mio an Restrukturierungskosten die grössten waren.
Mit den veröffentlichten Zahlen lag die UBS praktisch bei allen Bereichen über den AWP-Konsensschätzungen. Konzernchef Sergio Ermotti zeigte sich denn auch äusserst zufrieden und sprach von einem «soliden» Ergebnis. «Wir haben unsere Dynamik trotz der anhaltenden Herausforderungen des Marktes aufrechterhalten.» Und mit Bezug auf die Zukunft: «Wir bleiben weiter darauf fokussiert, den Vorsprung auszubauen, den wir uns mit unserer klaren Strategie erarbeitet haben.»
Netto-Abfluss im Wealth Management unter Erwartungen
Das Kerngeschäft Wealth Management hat laut den Angaben mit einem Vorsteuergewinn von 769 Mio CHF das beste Ergebnis in einem zweiten Quartal seit 2009 erzielt. Die (bereinigten) Nettoneugelder in Höhe von 8,4 Mrd CHF kamen aus allen Regionen, insbesondere aber aus Asien/Pazifik und von den ultrareichen Kunden, aber auch aus dem Heimmarkt Schweiz. Die Bank fokussiert dabei vermehrt auf die Profitabilität ihrer Kunden und hat entsprechend mit wenig rentierenden Grosskunden, die viel Liquidität halten, Gespräche geführt.
Dies führte zwar zu einem Abfluss von 6,6 Mrd CHF im zweiten Quartal und dürfte nochmals einen Nettoabfluss von 4 Mrd im dritten Quartal zur Folge haben, so die UBS. Die Abflüsse seien damit insgesamt aber unter den Erwartungen geblieben. Vor Quartalsfrist war jedenfalls noch von 30 Mrd CHF möglichen Abflüssen die Rede gewesen. Die Bank hat mit der Massnahme dafür zusätzliche Vermögensverwaltungs-Mandate über 1 Mrd CHF erhalten und rechnet mit einem steigenden Gewinn in der Division.
Starkes Aktiengeschäft
Die Investment Bank erzielte derweil einen bereinigten Vorsteuergewinn von 617 Mio CHF, wobei im Aktiengeschäft das beste Ergebnis in einem zweiten Quartal seit 2012 verbucht worden sei. Die bereinigte Rendite auf dem zugeteilten Eigenkapital betrug 33,8%, ohne dass das Risikoprofil erhöht worden sei.
Aber auch mit den anderen Bereichen zeigte sich die Bank zufrieden. Beim Wealth Management Americas etwa seien der Geschäftsertrag und die wiederkehrenden Nettoerträge bei Rekordwerten. Der Gewinn fiel wegen Rückstellungen für Rechtsfälle hingegen geringer aus als erwartet. Spekulationen, wonach das Geschäft abgestossen werden könnte, wies Ermotti allerdings vehement zurück. Er verstehe nicht, warum gewisse Konkurrenten mit dem Vermögensverwaltungsgeschäft in den USA nicht zufrieden seien, er sei es jedenfalls, sagte er an einem Webcast für Investoren.
Der Bereich Retail & Corporate hat mit einem bereinigten Vorsteuergewinn von 414 Mio CHF das beste Ergebnis in einem zweiten Quartal seit 2010 ausgewiesen. Die Wachstumsrate des Nettoneugeldes bei Privatkunden sei mit 3,1% für ein zweites Quartal besonders hoch gewesen. Finanzchef Tom Naratil meinte dazu, dass die Auswirkungen auf die KMU-Kunden wegen der Aufhebung des Euro-Mindestkurses durch die SNB bisher noch limitiert seien. Man gehe aber davon aus, dass sich dies in den nächsten zwölf Monaten vermehrt bemerkbar machen dürfte.
Weitere Fortschritte bei der Kapitalisierung
Weitere Fortschritte zeigten sich auch bei der Kapitalisierung. Die Kernkapital-Quote (CET 1-Basel III bei vollständiger Umsetzung) lag per Ende Quartal Jahr bei 14,4% und damit um 70 BP höher als Ende März. Die für die Bank ebenfalls wichtige (ungewichtete) Schweizer Leverage Ratio (SRB Basel III bei vollständiger Umsetzung) erreichte 4,7% nach zuletzt 4,6%. CEO Ermotti bestätigte in diesem Zusammenhang einmal mehr die Politik, wonach mindestens 50% des Gewinns an die Aktionäre ausgeschüttet werden soll, solange die Kapitalziele erfüllt bleiben.
Für den weiteren Ausblick gab sich die Bank wie gewohnt zurückhaltend. Wieweit die Turbulenzen um Griechenland oder in Asien sich negativ auf das Geschäft ausgewirkt haben, wollte Ermotti nicht im Details sagen. Bezogen auf Asien meinte er lediglich, dass man keine grösseren Auswirkungen aus der erhöhten Volatilität erwarte, zumal man dort eine langfristige Sicht habe. Saisonale Effekte dürften allerdings wie üblich (Ferienzeit etc.) die Erträge und den Gewinn im dritten Quartal beeinflussen.
Aktie im Minus
Die UBS-Aktie lag nur kurzfristig zu Handelsbeginn etwas im Plus und legte dann schnell den Abwärtsgang ein. Am Ende verlor das Papier in einem allerdings ebenfalls relativ schwachen Gesamtmarkt 1,6% auf 21,23 CHF. Einige Marktteilnehmer dürften nach der deutlich positiveren Ergebnisüberraschung der Credit Suisse und den in der Presse kolportierten höheren UBS-Gewinnzahlen von der grössten Schweizer Bank noch etwas mehr erwartet haben und entsprechend Gewinne mitnehmen, hiess es im Markt. (awp/mc/upd/ps)