UBS: Forderung nach Neuanfang nach Grübel-Abgang

Kaspar Villiger

«Wir beknieten Grübel»: UBS-VRP Kaspar Villiger.

Zürich – Der Rücktritt von UBS-Chef Oswald Grübel als Folge des Milliardendebakels eines Londoner Händlers eröffnet in den Augen von Politik und Medien der Grossbank eine Chance für einen Neuanfang. Verwaltungsratspräsident Kaspar Villiger will die umstrittene Investmentbank behalten, aber deren Risiken herunterfahren.

Unter dem neuen Chef Sergio Ermotti wird die Zukunft der Investmentbank zum Thema. Der 51-jährige Tessiner führt die Bank derzeit nur interimistisch: Schon Mitte November will die Bank die Aktionäre und die Öffentlichkeit aber darüber informieren, wie es mit der Bank weitergehen soll. Grübel hatte am Samstag seinen Rücktritt bekanntgegeben, nachdem vorige Woche ein Händler in der Investmentbank mit unerlaubten Geschäften in London 2,3 Mrd USD in den Sand gesetzt hatte. In Pressekommentaren vom Sonntag war zum Teil von einem «Scheitern» Grübels die Rede, der selbst ein ehemaliger Händler ist und der stets an der Investmentbank festgehalten hatte.

Investmentbank soll redimensioniert werden
In Gesprächen mit der «NZZ am Sonntag» und der «Sonntagszeitung» betonte Präsident Villiger noch einmal, die Investmentbank werde redimensioniert. Die Sparte müsse weniger komplex werden, mit weniger Kapital auskommen und ihre Risiken herunterfahren. Sie bleibe aber integraler Bestandteil der UBS. Nachfolger Ermotti hat wie Grübel einen grossen Teil seiner Karriere im Investmentbanking gemacht. Kommentatoren bezweifelten daher, ob der in den USA und Italien gross gewordene Top-Manager von der riskanten Gewinnmaximierungsstrategie dieser Sparte abkehre und stattdessen mehr Gewicht auf die profitable globale Vermögensverwaltung lege.

«Wir beknieten Grübel»
Grübel erhält laut Villiger keinen «goldenen Fallschirm», wird aber noch für weitere sechs Monate regulär entlöhnt. Seine Funktionen bei der UBS hat Grübel bereits abgegeben. Über die Umstände seines Rückzugs gab es am Sonntag Spekulationen, ob der Abschied freiwillig erfolgt sei. Laut Villiger fällte Grübel seinen Entscheid in Singapur, wo der Verwaltungsrat und die Konzernspitze der UBS in der vergangenen Woche tagten, von sich aus: «Im zuständigen Verwaltungsratsausschuss haben wir ihn sogar bekniet, dass er bleibt», sagte er. Der Staatsfonds aus Singapur habe keinen Druck ausgeübt. Die ungewöhnlich starke Kritik am Londoner Milliardenfiasko aus dem Stadtstaat habe vor allem innenpolitische Gründe gehabt, so Villiger. Singapur hat seit dem Milliardeninvestment 2007 bei der UBS bisher rund 6 Mrd USD verloren.

Kulturänderung gefordert
Die grossen Parteien mit Ausnahme der SVP begrüssten Grübels Rücktritt. CVP-Finanzpolitiker Pirmin Bischoff (SO) erinnerte daran, dass Grübel als UBS-Chef ab Februar 2009 die schwer angeschlagene Bank wieder auf Kurs gebracht habe. Für die grossen Veränderungen in der heutigen Bankenwelt sei er aber inzwischen der falsche Mann. SP-Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer (BL) kritisierte, Grübel habe das Risikomanagement der UBS nicht im Griff gehabt. Dass er die Fehler für das Londoner Fiasko übernommen hat, begrüsste die Politikerin. Der Bankpersonalverband äusserte sich ähnlich, forderte aber auch eine klare Kulturänderung bei der UBS.

Villiger will bleiben
Für die SVP ist mit Grübel der falsche Konzernlenker gegangen. Nationalrat Christoph Mörgeli (ZH) nutzte den Rücktritt Grübels für einen Angriff auf Verwaltungsratspräsident Villiger, der seiner Meinung nach seinen Posten hätte räumen sollen. Villiger bekräftigte in den Zeitungsinterviews hingegen, der Zeitplan für die Übergabe des Präsidiums bleibe intakt: Im kommenden Jahr werde der ehemalige deutsche Bundesbankpräsident Axel Weber Vize-Präsident, um Villiger 2012 abzulösen. «Es ist nicht optimal, wenn der Präsident und der Konzernchef gleichzeitig abtreten», sagte Villiger. (awp/mc/ps)

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