UBS-Gewinn im ersten Quartal stark geschrumpft
UBS-CEO Sergio Ermotti. (Foto: UBS)
Zürich – Die UBS hat im ersten Quartal 2016 unter der Risikoaversion der Kunden stark gelitten und entsprechend massiv weniger verdient als im Vorjahr. Besserung ist laut den Verantwortlichen keine in Sicht, so dass die Kostenfrage weiter im Vordergrund steht. Die Tatsache allerdings, dass kein neues Sparprogramm verkündet wurde und die Zahlen noch schwächer als erwartet ausgefallen sind, setzte die Aktie bis zum Mittag massiv unter Druck.
Entgegen den Erwartungen der meisten Marktteilnehmer verzichtete die Bank auf eine explizite Verschärfung ihres Sparkurses. Sie gab zwar – allerdings zuerst nur intern – eine Reorganisation ihres Bereichs Wealth Management per 1. Juli bekannt, bei der in erster Linie Funktionen ohne Kundenkontakt zusammengelegt werden sollen. Das Budget soll damit kostenseitig um mehrere hundert Millionen Franken entlastet werden, wobei die Reduzierung der Komplexität «in einigen Fällen zu einem gewissen Personalabbau» führen werde, hiess es im internen Memo an die Belegschaft.
Keine Verschärfung des Sparprogramms
Das Management unter CEO Sergio Ermotti und Finanzchef Kirt Gardner wollte am Dienstag an einem Call für Investoren allerdings nichts von einer Verschärfung des Sparkurses wissen. Die gegenwärtigen Anpassungen im Bereich Wealth Management seien Teil des seit einiger Zeit laufenden Programms und keine neuen Massnahmen, erklärte Ermotti. Dieses sieht vor die Kosten bis Ende 2017 im Vergleich zum Gesamtjahr um 2,1 Mrd CHF zu senken, wobei aktuell bereits 1,2 Mrd eingespart sind.
Jetzt zusätzliche drakonische Sparmassnahmen einzuleiten, wäre trotz des schwierigen Umfeldes falsch, so Ermotti. «Man würde damit das Kind mit dem Bade ausschütten», meinte er. Auch gebe es «keine Wunderwaffe», mit der man innert kurzer Frist die Kosten massiv senken könne. Man werde diszipliniert und kontinuierlich in allen Bereichen sparen, und zwar so, dass der Kunde möglichst wenig davon merkt. Jedenfalls dürfte die UBS nicht die Möglichkeiten aus der Hand geben, von einer allfälligen Erholung oder Normalisierung der Märkte dann auch richtig profitieren zu können.
Zahlen unter den Erwartungen
Wie stark die Bank angesichts des widrigen Umfeldes unter Druck ist, zeigen die Zahlen zum ersten Quartal. Verdient hat die UBS in der Periode von Januar bis März 2016 mit 707 Mio CHF nämlich fast zwei Drittel weniger als im – allerdings für die Bank sehr starken – Vorjahresquartal. Das erste Quartal ist gewöhnlich bei Grossbanken das beste im Jahresverlauf und entsprechend wichtig.
Auf Vorsteuerebene erzielte sie einen Gewinn von 978 Mio CHF und um gewisse Sonderfaktoren bereinigt von 1,37 Mrd CHF. Die gesamten Erträge nahmen derweil um 23% auf 6,83 Mrd CHF ab, die Kosten allerdings lediglich um 5% auf 5,86 Mrd CHF. Entsprechend verschlechterte sich das Verhältnis aus Kosten und Erträgen auf 86% von 69% im ersten Quartal 2015. Obwohl die Erwartungen bei Analysten relativ gering waren, blieben die Zahlen nochmals ein Stück dahinter zurück.
Die Bank schrieb in einer Mitteilung vom Dienstag, dass die erhöhte wirtschaftliche und geopolitische Unsicherheit sowie die Volatilität an den globalen Märkten zu einer verstärkten Risikoaversion bei den Kunden geführt hätten und die Transaktionsvolumen als Folge davon «ungewöhnlich tief» gewesen seien.
Hohe Zuflüsse an Neugeld
Sehr zufrieden zeigte sich die Bank derweil mit den neuen Geldern, die sie angezogen hat. Insgesamt waren es in den Wealth-Management-Einheiten rund 29 Mrd CHF an Nettoneugeld, wobei die Aufteilung zwischen Wealth Management (WM) und WM Americas bei 15,5 Mrd CHF bzw. 13,6 Mrd USD lag. Das Ausmass der Zuflüsse überraschte etwas, zumal die Bank im vierten Quartal noch Abflüsse hinnehmen musste. Sie betonte aber, dass man keine Kompromisse bezüglich Qualität gemacht habe.
In Bezug auf die Kapitalisierung musste die Bank einen leichten Rückgang des harten Kernkapitals hinnehmen. Die Kernkapital-Quote (CET 1-Basel III bei vollständiger Umsetzung) lag per Ende März bei 14,0% und fiel damit um 50 Basispunkte gegenüber dem Stand von Ende Dezember. Dies habe mit Wechselkurseinflüssen sowie den quartalsweise zurückgestellten Dividendenzahlungen zu tun, hiess es. Die für die Bank ebenfalls wichtige (ungewichtete) Schweizer Leverage Ratio (SRB Basel III bei vollständiger Umsetzung) erreichte 5,4% nach 5,3% Ende 2015.
«Gut aufgestellt»
Im Ausblick gab sich die UBS sehr vorsichtig. Zwar sei an den Finanzmärkten jüngst eine gewisse Stabilisierung zu erkennen gewesen. Eine Lösung der vielen bestehenden Probleme in naher Zukunft sei aber unwahrscheinlich. Das Zinsumfeld und die relative Stärke des Schweizer Frankens würden das Geschäft weiterhin belasten. Darüber hätten die angekündigten regulatorischen Verschärfungen für Banken erhöhte Kapitalanforderungen und Kosten zur Folge. Trotzdem sieht sich die Bank gut aufgestellt, wenn sich die Märkte auch nur leicht erholen würden.
Das sahen die Anleger allerdings weniger so: All die heutigen News setzten die Aktie jedenfalls stark unter Druck und am Handelsende notierte das Papier 7,5% tiefer bei 15,29 CHF (SMI -1,6%). Man habe vom Branchenprimus einfach mehr erwartet, hiess es etwas resigniert im Markt. Es sei entsprechend auch zu Verleiderverkäufen gekommen. (awp/mc/upd/ps)