UBS: Händler setzt 2 Milliarden Dollar in den Sand
UBS-CEO Oswald Grübel.
Zürich – Die UBS muss wieder um ihren Ruf bangen. Ein Händler mit offenbar hoher krimineller Energie hat 2 Mrd USD in den Sand gesetzt. Nun stellen sich Marktteilnehmer die Frage, ob die Unternehmensführung die Risikokontrolle im Griff hat. Die Rufe nach einer Redimensionierung oder gar Abspaltung der Investment Bank finden damit neues Gehör. Aber auch die Frage nach personellen Konsequenzen wird gestellt.
Am Donnerstagmorgen kurz vor Börseneröffnung schreckte die UBS die Marktteilnehmer mit der Hiobsbotschaft auf, dass ein Händler in der Investment Bank aufgrund nicht autorisierter Geschäfte 2 Mrd USD verspielt hat. Das Institut schreibe deshalb im dritten Quartal möglicherweise rote Zahlen.
Händler in London verhaftet
Der mutmassliche Täter, ein 31-jähriger, in London tätiger Händler wurde am frühen Morgen von der britischen Polizei festgenommen. Gemäss Meldungen britischer Zeitungen, die bisher nicht bestätigt wurden, soll es sich dabei um Kweku Adoboli handeln. Dieser arbeite im European Equity Team im Range eines Directors der UBS Investment Bank. Wie genau die Verluste entstanden sind und welche Abteilung der Investment Bank dafür verantwortlich ist, bleibt noch unklar. Die UBS wollte sich dazu im Moment noch nicht äussern. Der Fall werde weiter untersucht, hiess es von der Grossbank einzig.
UBS-Mitarbeiter bleibt in Polizeigewahrsam
Der festgenommene UBS-Mitarbeiter bleibt weiter in Gewahrsam. Das teilte die Polizei der Londoner City am späten Donnerstagnachmittag mit. Die Ermittlungen in dem Fall gingen weiter. Der britischen Finanzaufsicht FSA (Financial Services Authority) zufolge arbeitet der Mann seit dem Jahr 2007 bei der UBS und ist sowohl beim Konzern in der Schweiz als auch bei der britischen Tochter UBS Limited in London registriert. Nach Angaben der Universität von Nottingham hat der Mann dort 2003 einen Bachelor in E-Commerce und Digitalwirtschaft absolviert. Von 1992 bis 1998 besuchte er ein Internat in West Yorkshire.
«Kundenpositionen nicht betroffen»
Kundenpositionen seien gemäss UBS von der kriminellen Tat aber nicht betroffen. Die fundamentale Stärke der Bank sei dadurch nicht beeinträchtigt, versicherte die Konzernleitung ihren Mitarbeitenden in einem Memo. Der finanzielle Schaden wird von Marktteilnehmern ebenfalls nicht als dramatisch eingestuft, hingegen der erneute Rufverlust schon. Das Ereignis in der Investment Bank könnte erneut zu einem Vertrauensverlust bei den Kunden im Wealth Management (WM) führen, meint man etwa bei Goldman Sachs.
«Katastrophaler» Betrugsfall
Denn wegen des Engagements der Investment Bank in verbriefte amerikanischen Hypotheken – sogenannten Subprime-Papieren – stand die UBS 2008 und 2009 beinahe vor dem Ruin. Kunden im WM zogen darauf in Scharen ihre Gelder ab. Von diesem Aderlass, der zusätzlich von der Affäre um unversteuerte US-Vermögen verstärkt wurde, begann sich die Division erst Ende 2010 wieder zu erholen. Vor diesem Hintergrund wird der Betrugsfall von den Marktteilnehmern denn auch durchwegs als «katastrophal» für das WM und für die Bank insgesamt bezeichnet.
Diskussion um Investmentbank beschleunigt
Nachdem sich die kriminelle Tat in der Investment Bank ereignete, drängt sich nach Ansicht von Marktexperten einerseits die Frage nach der künftigen Grösse dieser Division auf. Anderseits rücke die Fähigkeit des Managements, die Risiken zu kontrollieren, in den Vordergrund. Vermutet wird, dass sich auf Grund des Vorfalls die Entscheidungsfindung in der UBS hinsichtlich der künftigen Grösse ihrer Investment Bank beschleunigen könnte. Bekanntlich will die UBS, die unlängst im Rahmen eines Sparpakets bereits einen deutlichen Stellenabbau vornehmlich in der Investment Bank angekündigt hat, ihre künftige Strategie am 17. November anlässlich eines Investorentags vorstellen.
Personelle Konsequenzen erwartet
Der Verlust wirft nach Ansicht der Kommentatoren ein schlechtes Licht auf die Risikokontrolle der Bank. Es scheine, als ob das Management die Kontrolle nicht im Griff habe. Vor diesem Hintergrund müsse auch über personelle Konsequenzen nachgedacht werden, hiess es im Markt. Händler vermuten denn auch, dass schon bald eine entsprechende Information erfolgen werde.
UBS-Titel auf Tauchfahrt
Die Hiobsbotschaft führte zu einem deutlichen Kurstaucher in den UBS-Aktien. Die Titel, die sich kurzfristig vom schwachen Börsenstart zu erholen schienen, fielen im weiteren Verlauf unter die Marke von 10 CHF. Aktuell notieren die Valoren bei 9,97 CHF (-8,8%). Der Gesamtmarkt SMI gewinnt derweilen +0,49%. (awp/mc/upd/ps)
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