UBS-Konzernchef Oswald Grübel tritt zurück
Oswald Grübel tritt ab.
Zürich -Als die UBS wegen toxischer Wertpapiere und der Mithilfe zur Steuerhinterziehung in der Finanzkrise in ein Tief fiel, kam Oswald Grübel als Retter. Wegen eines milliardenschweren Handelsverlusts nimmt er nun bei der UBS gegen den Willen des Verwaltungsrats frühzeitig wieder den Hut. Der Betrugsskandal in der UBS-Handelsabteilung in London, welcher die Grossbank 2,3 Mrd USD kostet, hat UBS-Konzernchef Oswald Grübel zum Rücktritt bewogen.
Wie UBS-Verwaltungsratspräsident Kaspar Villiger am Samstag ausführte, hat Grübel es als seine Pflicht betrachtet, die Verantwortung für den Vorfall zu übernehmen. In einer Mitteilung an die UBS-Mitarbeiter schrieb Grübel, er sei über den Verlust in Milliardenhöhe «zutiefst schockiert». Als Konzernchef trage er die volle Verantwortung für das, was in der UBS passiere. Sein Rücktritt sei ihm nicht leicht gefallen, er sei jedoch überzeugt, dass es für die UBS am besten ist, mit einer neuen Spitze in die Zukunft zu gehen. Mit seinem sofortigen Rücktritt wird die nach Bekanntwerden des Betrugsfalls aufgekommene öffentliche Kritik an der UBS vielleicht etwas abnehmen. Grübel selbst hofft dies jedenfalls, wie er im Memo an die Mitarbeitenden schreibt. Allerdings ist durch den raschen Abgang der geplante Generationenwechsel in der Führung der UBS durcheinandergeraten.
Sergio P. Ermotti übernimmt Führung interimistisch
Die Nachfolge Grübels übernimmt interimistisch Sergio P. Ermotti. Der Tessiner hat Karriere bei der US-amerikanischen Merrill Lynch sowie bei der italienischen UniCredit gemacht, wo er zuletzt stellvertretender Konzernchef war. Zur UBS, wo er für das Bankengeschäft in Europa, im Mittleren Osten und in Afrika verantwortlich ist, stiess er erst diesen Frühling. Ermotti wurde – neben Investmentbank-Chef Carsten Kengeter und anderen – bereits vor Grübels abrupten Abgang als potentielle zukünftige Nummer Eins der UBS gehandelt. Denn angesichts seines Alters war schon immer klar, dass Grübel nicht ewig auf dem Posten bleiben wird.
Bitte um längeres Bleiben abgelehnt
Da 2013 voraussichtlich auch Verwaltungsratspräsident Kaspar Villiger durch den Deutschen Axel Weber ersetzt wird, hat sich das oberste Führungsgremium der UBS wahrscheinlich einen geordneteren Chefwechsel gewünscht. An einer Telefonkonferenz gab Villiger denn auch zu, dass Grübel die Bitte des Verwaltungsrates, doch erst nach der Generalversammlung im Frühling 2012 zurückzutreten, ausgeschlagen habe. Für den ehemaligen UBS-Chef wäre ein Rücktritt erst zu diesem Zeitpunkt ein zu wenig starkes Zeichen gewesen, erklärte Villiger den Grund dafür, dass es nun zuerst zu einer Übergangslösung an der operativen Spitze der Bank kommt.
Festhalten an Investmentbank
Am mehrtägigen Treffen des Verwaltungsrates in Singapur wurde aber auch über die Zukunft des nach dem Milliardenverlust erst recht in Kreuzfeuer geratene Investmentbankings debattiert. Das Führungsgremium hat sich dabei hinter das derzeitige Modell einer integrierten Bank gestellt. Anders ausgedrückt wurde eine Abspaltung der Investmentbanking abgelehnt. Allerdings soll die Konzernleitung die Sparte noch rascher und konsequenter auf das Kundengeschäft ausrichten und sich auf das Beratungs- und Kapitalmarktgeschäft sowie auf den Handel für Kunden konzentrieren, wie es in einem Communiqué hiess. Laut Villiger wird die Investmentbank zukünftig weniger komplex sein, weniger Risiken eingehen und auch weniger Kapital beanspruchen. Auf diese Weise soll es zuverlässig Erträge generieren und im Zusammenspiel mit der Vermögensverwaltung einen Beitrag zu den Gesamtzielen der UBS leisten.
Keine Abgangsentschädigung
Eine Abgangsentschädigung wird Grübel keine erhalten. Grübel verlasse die Bank auf eigenen Wunsch und erhalte während sechs Monaten weiterhin sein Salär, sagte Villiger. Der ehemalige Bundesrat betonte zudem, dass nicht Ergebnisse der internen Untersuchungen zum Milliardenverlust in London der Auslöser für Grübels Abgang gewesen seien. Solche liegen laut dem interimistischen Konzernchef Ermotti erst in 10 bis 14 Tagen vor. Fest stehe aber, dass der Verlust auf alle Fälle nichts mit der Festlegung eines Mindestkurses des Frankens zum Euro durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) zu tun habe. Kurz nach Bekanntgabe des Verlusts waren Spekulationen aufgekommen, der fehlbare Händler sei von der SNB-Intervention auf dem falschen Fuss erwischt worden. (awp/mc/upd/pg/ps)
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