Axel Weber, designierter UBS-VRP.
Hamburg – Der ehemalige Bundesbankchef Axel Weber hat seinen Wechsel zur UBS damit begründet, dass es dabei «keine Interessenkonflikte» mit seinem früheren Amt gibt. Ihm sei bei seiner Entscheidung für die UBS wichtig gewesen, dass weder Bundesbank noch Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht das Schweizer Institut kontrolliert hätten, sagte Weber dem «Spiegel».
Ausserdem gehöre die Bank nicht zum Euro-Raum. Der Volkswirt war auch als Nachfolger von Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann gehandelt worden. Andere Angebote als das der UBS habe es aber nie gegeben, sagte Weber laut «Spiegel». «Es gab nie andere formale Vertragsverhandlungen oder Offerten.» Ein Job bei der UBS lässt sich nach Webers Einschätzung mit der früheren Tätigkeit vereinbaren. «Ich war ja in der Bundesbank nicht direkt für die Bankenaufsicht zuständig», sagte er. «Zudem warte ich ganz bewusst bis zum nächsten Jahr.» Er soll im Mai 2012 zunächst Vizepräsident und später Präsident des UBS-Verwaltungsrats werden. Weber hatte die Bundesbank im April verlassen. Die Notenbanker haben sich vor einem Wechsel selbst eine Schamfrist von einem Jahr auferlegt.
Villiger verteidigt Einmalzahlung
UBS-Präsident Kaspar Villiger verteidigt den millionenschweren «Goldenen Handschlag» für seinen designierten Nachfolger Axel Weber: «Es gibt einen Markt, dem wir uns anpassen mussten», sagte Villiger in einem Interview mit der «SonntagsZeitung». Zur Begrüssung erhält Weber eine Einmalzahlung von 2 Mio CHF und 200’000 für ein Jahr blockierte UBS-Aktien, die beim gegenwärtigen Aktienkurs 3,14 Mio CHF wert sind. Als Präsident soll er jährlich 2 Mio CHF sowie 200’000 Aktien erhalten, die vier Jahre lang blockiert sind. Zur Einmalzahlung von 5,14 Mio CHF sagte Villiger: «Sie müssen das als Gesamtpaket sehen, das mitberücksichtigt, worauf er verzichtet hat.» Die UBS habe die Chance packen müssen, die sich mit Webers plötzlichem Ausscheiden aus der Deutschen Bundesbank geboten habe. Weber sei auf dem Markt sehr begehrt gewesen. «Wenn wir nicht rasch entschieden hätten, wäre er wohl weg gewesen», sagte Villiger, der seine eigene Nachfolge ursprünglich erst im nächsten Jahr anpacken wollte.
Weber einziger Kandidat
Weber sei der einzige Kandidat für das UBS-Präsidium gewesen, das der Deutsche nach einem Jahr als UBS-Vizepräsident dann 2013 übernehmen soll. Der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, wäre ebenfalls eine hervorragende Persönlichkeit für dieses Amt gewesen, sagte Villiger. Aber Ackermann «führt einen wichtigen Konkurrenten, und das hätte Interessenskonflikte geben können». Mit Ackermann habe er nicht über den Job gesprochen. Mit Weber sei man sich rasch einig geworden, erklärte Villiger. «Ich habe mich bewusst für die UBS entschieden», sagte Weber seinerseits in einem Interview mit der «NZZ» vom Samstag. Zu gegebener Zeit werde Weber mitwirken an der Suche nach einem Nachfolger für den 68-jährigen Konzernchef Oswald Grübel, sagte Villiger. Der Generationenwechsel sei eine mittelfristige Aufgabe. Grübel werde nicht in den Verwaltungsrat einziehen. «Das ist auch nicht sein Wunsch», sagte Villiger.
Neue Mittelfristziele im Herbst
Villiger gab zu verstehen, dass die mittelfristigen Ziele der UBS nicht erreichbar seien. Grübel hatte Ende 2009 einen jährlichen Vorsteuergewinn von 15 Mrd CHF bis 2014 als Ziel ausgegeben. Seither liefen die Märkte deutlich schlechter und die regulatorischen Anforderungen hätten sich deutlich verändert. Unter Berücksichtigung aller Fakten werde die UBS voraussichtlich im November neue mittelfristige Ziele präsentieren, sagte Villiger. Der designierte UBS-Präsident Weber stellte sich bereits jetzt hinter die verschärften neuen Regulierungsvorschriften für Grossbanken in der Schweiz. «Regulatorisch wurden hier in der Schweiz vernünftige und tragbare Kompromisse gefunden», sagte Weber.
«Strategische Perspektiven weiterentwickeln»
Bisher hatten Grübel und Villiger immer die Banken-Regulierungspläne kritisiert, die vor allem die Schweizerische Nationalbank (SNB) vorangetrieben hatte. Die Schweizer Pläne gehen deutlich über das hinaus, was im Rahmen des internationalen Basel-III-Regelwerks geplant ist. «Global agierende Banken müssen in Zukunft deutlich höhere Kapitalstandards erfüllen als Institute, die nicht systemisch relevant sind», sagte Weber. Nach einer turbulenten Zeit in der Finanzkrise habe die UBS den Turnaround geschafft. «Jetzt geht es darum, die strategischen Perspektiven für die Zukunft weiterzuentwickeln», sagte Weber. Ein Verkauf des bislang enttäuschenden Amerika-Geschäfts sei kein Thema, sagte Villiger.
«Wir machen nur Geschäfte im Interesse der Kunden»
Ferner hat Villiger erneut Vorwürfe zurückgewiesen, seine Bank würde gegen den Franken spekulieren: Diese These von SP-Präsident Christian Levrat entbehre jeder Grundlage. «Wir machen nur Geschäfte im Interesse der Kunden», sagte Villiger. Im übrigen könne die UBS mit ihren Volumina die Währungskurse gar nicht wirklich beeinflussen. «Das kann ja nicht einmal die Nationalbank, obwohl sie mit Milliardensummen intervenieren kann.» Von einer Anbindung des Frankens an den Euro hält Villiger nichts: Das brächte grosse Nachteile. «Wenn wir den Franken jetzt anbinden, würden wir ihn auf einem sehr schlechten Kurs an den Euro binden. Der Franken wäre auf Dauer zu hoch», sagte Villiger. (awp/mc/ps)