UBS von hohen Rückstellungen etwas zurückgebunden

UBS von hohen Rückstellungen etwas zurückgebunden
Sergio Ermotti. (Foto: UBS)

Zürich – Die UBS hat im zweiten Quartal 2020 wegen hoher Rückstellungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie etwas weniger verdient als im Vorjahr. Die Erwartungen des Marktes wurden allerdings klar übertroffen – einzig das Schweizer Geschäft hat enttäuscht.

In Anbetracht der grossen Verwerfungen an den Finanzmärkten und dem weltweiten Konjunktureinbruch hält sich der Gewinnrückgang für die Periode von April bis Juni allerdings in Grenzen. Der Vorsteuergewinn sank um 10 Prozent auf 1,58 Milliarden und der Reingewinn um 11 Prozent auf 1,23 Milliarden US-Dollar, wie die Bank am Dienstag mitteilte. Die Zahlen lagen knapp ein Viertel bzw. um gut 30 Prozent über den Marktschätzungen gemäss AWP-Konsens.

Halbe Milliarde Rückstellungen im Semester
Wegen des starken Einbruchs der Konjunktur respektive den eher düsteren Aussichten auch für die nächsten Quartale musste die Grossbank im zweiten Jahresviertel erneut hohe Wertberichtigungen tätigen. Zu den 268 Millionen aus dem ersten Quartal kam mit 272 Millionen ein ähnlich hoher Betrag dazu, sodass es im ersten Halbjahr insgesamt 540 Millionen Dollar waren. Wie die Bank in diesem Zusammenhang betonte, wäre der Vorsteuergewinn im zweiten Quartal ohne die Rückstellungen gar um 5 Prozent über dem Vorjahresergebnis gelegen.

Mit 104 Millionen Franken fiel im zweiten Quartal ein relativ grosser Betrag im Schweizer Geschäft an. Dabei handelt es sich vor allem um Wertberichtigungen im Unternehmenssektor, während der Immobilien- bzw. Hypothekensektor (noch) wenig von der Krise betroffen ist. Einerseits geht es um Kredite, die von den Unternehmen wegen des Wirtschaftseinbruchs nicht mehr bedient werden. Andererseits sind es aber auch Kredite, deren Rückzahlung wegen der gedämpften Aussichten gefährdet ist.

Grundsätzlich tätigte die UBS im ersten Quartal vor allem Wertberichtungen aufgrund von Kreditausfällen, während im zweiten Quartal vor allem die Annahmen für das makroökonomische Umfeld der Grund für die Wertberichtigungen waren. So hat die Bank im Laufe des zweiten Quartals etwa ihre Prognosen für das BIP, die Arbeitslosendaten oder die Immobilienpreise angepasst und auch Expertenschätzungen mit einbezogen.

Lockdown belastet Schweiz-Geschäft
Das Schweizer Geschäft litt allerdings nicht nur unter den zusätzlichen Wertberichtigungen, sondern auch direkt unter den Lockdown-Massnahmen des Bundes. So hätten rückläufige Kreditkartengebühren und weniger Devisentransaktionen zu einem Rückgang der transaktionsbasierten Erträge von 60 Millionen Franken geführt, so die UBS.

Alles in allem führte das im Schweizer Geschäft zu einem Gewinneinbruch von über 40 Prozent auf 229 Millionen Franken, was auch klar unter den Schätzungen von Analysten lag. Wesentlich besser hielten sich die anderen Bereiche: Das Kerngeschäft der globalen Vermögensverwaltung verdiente mit 880 Millionen Dollar 1 Prozent mehr als im Vorjahr, die Investmentbank mit 612 Millionen 43 Prozent mehr und das Asset Management mit 157 Millionen immerhin 27 Prozent mehr.

Für den weiteren Jahresverlauf gibt sich die Bank angesichts der grossen coronabedingten Unsicherheiten äusserst vorsichtig. Wie sich die Situation weiter entwickeln werde, sei nach wie vor völlig offen, betonte das Management um Konzernchef Sergio Ermotti.

Die Bank hat denn auch unterschiedliche Szenarios für ihre Modelle ausgearbeitet, wobei das mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 70 Prozent versehene Basisszenario eine klare Erholung im nächsten Jahr zeigt, während im Krisenszenario (30 Prozent) lediglich eine langsame Erholung erwartet wird, die zudem erst spät im nächsten Jahr beginnt.

Aktionäre zufrieden
Entsprechend erwartet die UBS auch weitere Wertberichtigungen für Kreditverluste im zweiten Semester, wenn auch nicht ganz so hohe wie im ersten Halbjahr. Der Grossteil der eigenen Kreditengagements konzentriere sich auf Kunden in der Vermögensverwaltung und in der Schweiz und weise ein hohe Qualität auf, meinten die Verantwortlichen.

CEO Ermotti sieht die Bank denn auch kurz vor seinem Abgang, der nach dem dritten Geschäftsquartal bzw. im kommenden Oktober über die Bühne gehen wird, sehr gut aufgestellt. Sein Nachfolger, der Niederländer Ralph Hamers, wird bekanntlich im September zur grössten Schweizer Bank stossen und das Zepter dann im November übernehmen. Über dessen Prioritäten werde dieser dann wohl bei Bekanntgabe der Jahresergebnisse 2020 – also Anfang nächsten Jahres – sprechen, sagte Ermotti auf entsprechende Fragen.

Nicht nur Ermotti selbst, sondern auch die Aktionäre waren für einmal sehr zufrieden mit dem Ergebnis der Bank. Die UBS-Aktie notierte bis Handelsschluss in einem leicht tieferen Gesamtmarkt jedenfalls 2,5 Prozent höher. Sollte sich das Umfeld weiter verbessern, wird die UBS ab dem vierten Quartal wohl gar wieder Aktienrückkäufe tätigen, wie der Konzernchef verlauten liess. (awp/mc/ps)

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