UBS sieht keine eigenständige Zukunft für die CS Schweiz
Zürich – Das Schicksal der Schweizer Traditionsbank Credit Suisse ist definitiv besiegelt. Auch das Schweizer Geschäft der CS wird vollständig in die UBS integriert. Rund 3000 Menschen verlieren hierzulande ihren Job.
Noch bis zuletzt hatten viele Schweizerinnen und Schweizer gehofft, dass die Marke «Credit Suisse» in irgendeiner Form – etwa als eigenständige CS Schweiz – doch noch überleben könnte. Doch die Integration der CS Schweiz sei ganz klar «bei weitem» die beste Lösung, betonte Konzernchef Sergio Ermotti am Donnerstag vor Analysten und Medienvertretern mehrfach.
Sein Team habe acht sehr intensive Wochen hinter sich. Es seien alle möglichen Szenarien geprüft worden: ein Börsengang, eine komplette oder teilweise Abspaltung, eine Doppelmarke, ein Verkauf und eben eine vollständige Integration. Letzteres sei am Schluss die einzige Option gewesen. «Allein wäre die CS Schweiz nicht überlebensfähig gewesen», so Ermotti.
Recht klarer Zeitplan
Die Integration wird zwar noch einige Zeit dauern, aber das Management geht schnell voran: Weltweit soll die Integration bis Ende 2026 weitgehend in trockenen Tücherm sein. Hierzulande soll der Zusammenschluss rechtlich bereits 2024 über die Bühne gehen. Danach werde die CS Schweiz bis 2025 schrittweise in die UBS-Systeme überführt.
Wie viele Jobs der Übernahme am Ende auf der ganzen Welt zum Opfer fallen, ist offen. Spekuliert wurde über 30’000 bis 35’000 Jobs von den insgesamt knapp 120’000. Einen Hinweis liefern aber die angepeilten jährlichen Kosteneinsparungen: Bis Ende 2026 sollen 10 Milliarden US-Dollar weniger ausgegeben werden als 2022. Zum Vergleich: 2022 lagen die gesamten Aufwendungen der Credit Suisse bei 18,2 Milliarden Franken.
Die UBS ist sich durchaus ihrer besonderen Verantwortung in der Schweiz und gegenüber den Mitarbeitern am Heimmarkt bewusst, sind die UBS und die frühere CS gemessen an der Bevölkerung doch so immens grosse Arbeitgeber. Hierzulande habe man sich entschlossen, die Zahl der Entlassungen konkret und bereits heute zu benennen, sagte Ermotti, um den Mitarbeitern Klarheit zu geben. Das sei bloss fair.
In Schweiz 3000 Entlassungen
Insgesamt soll es in der Schweiz 3000 Entlassungen geben. 1000 Entlassungen wegen der Integration des Schweiz-Geschäfts der Credit Suisse, weitere 2000 Entlassungen kommen in anderen hiesigen Geschäftsbereichen hinzu. Langfristig würden aber mit der Integration der CS Schweiz mehr Jobs gerettet werden können, sagte Ermotti.
Gleichzeitig hätte ihm zufolge ein anderer Entscheid auch nichts am Stellenabbau geändert: Bei einer Abspaltung der CS Schweiz etwa wäre ebenfalls eine Restrukturierung mit rund 600 Entlassungen nötig geworden.
Befürchtungen, die neue UBS werde zu gross, wischte Ermotti derweil erneut beiseite. Er sehe in der Schweiz keinerlei wettbewerbsrechtlichen Probleme auf die neue Megabank zukommen. «Die Konkurrenz bleibt hart», sagte er. Die Kantonalbanken zusammen würden etwa weiterhin den grössten Marktanteil aufweisen. Gemessen an der Anzahl der Filialen wiederum sei die Bankengruppe aus UBS und CS erst Nummer Drei.
Kamp um Marktanteile beginnt
Bei aller Restrukturierung und sorgfältigen Umsetzung der Integration darf die UBS aber auch das operative Geschäft nicht vernachlässigen. Auch weitere Investitionen in Technologie dürfen nicht zu kurz kommen. Die UBS will auch «alles daransetzen», ihre Marktanteile in der Schweiz zu verteidigen. Man wolle so wenig wie möglich vom Kuchen verlieren, so Ermotti. Man müsse allerdings realistisch sein. Einige Kunden dürften sich nach dem Zusammenschluss neu diversifizieren wollen.
Die Geschichte ist mit den heutigen Ankündigungen noch lange nicht zu Ende erzählt. Das UBS-Management kündigte bereits weitere Details zur Strategie bei der Publikation der Ergebnisse zum dritten Quartal Anfang November an sowie ein ausführliches Update Anfang Februar 2024 anlässlich der Jahreszahlen 2023.
Mittelfristig sehr zuversichtlich
Zunächst erzielte die Bankengruppe allerdings insgesamt – inklusive der übernommenen Credit Suisse – im zweiten Quartal einen absoluten Rekordgewinn: Da der Kaufpreis für die ehemals zweitgrösste Schweizer Bank deutlich unter dem Buchwert lag, konnte die UBS einen sogenannten negativen «Goodwill» in Milliardenhöhe verbuchen. Unter dem Strich erzielte die neue UBS Group so einen Reingewinn von 28,9 Milliarden US-Dollar. Der um Übernahme-Effekte bereinigte Vorsteuergewinn auf Gruppenstufe wird mit 1,1 Milliarden beziffert.
Derweil habe sich das Geschäft bei der Credit Suisse in der strategisch wichtigen Vermögensverwaltung stabilisiert, hiess es. Die Abflüsse konnten gestoppt werden, vielmehr können wieder Gelder angezogen werden. Für das jetzt laufende dritte Quartal geht die UBS davon aus, dass bereinigt ein ausgeglichenes Vorsteuerergebnis für das gesamte Geschäft erreicht werden kann. Auch hat die UBS bereits mittelfristige Ziele mit Blick auf die Profitabilität sowie das Kosten/Ertrags-Verhältnis vorgelegt.
Die Investoren scheint das zu überzeugen. Die Aktien legen bis Handelsschluss 6,1 Prozent auf 23,40 Franken zu und kosten damit wieder so viel wie letztmals 2008. Mit einem Plus von fast 30 Prozent in diesem Jahr lassen die Titel auch die anderen SMI-Werte weit hinter sich zurück. (awp/mc/ps)