Zürich – Die Grossbank UBS muss ihre vor ein paar Wochen veröffentlichten Gewinnzahlen für 2018 nach unten anpassen, und zwar um happige fast 400 Millionen US-Dollar. Hintergrund ist der Prozess in Frankreich, der für die UBS in erster Instanz mit einer Verurteilung und einer Milliardenbusse geendet hat. Auf den Lohn von Konzernchef Sergio Ermotti hat dies kaum Auswirkungen: er verdiente mit gut 14 Millionen Franken praktisch gleich viel wie im Jahr davor.
Konkret hat die grösste Schweizer Bank ihre Rückstellungen für Rechtsfälle und regulatorische Angelegenheiten gegenüber der ersten Veröffentlichung am 22. Januar um 382 Millionen-Dollar erhöht, wie sie am Freitag zusammen mit dem Geschäftsbericht 2018 mitteilte. Der Vorsteuergewinn wie auch der Reingewinn 2018 sinken deshalb um die entsprechende Summe.
Auch Kapitalquote etwas tiefer
Der Gewinn vor Steuern für das Gesamtjahr 2018 beträgt damit neu 5,99 Milliarden US-Dollar (statt der ursprünglich gemeldeten 6,37 Mrd) und der Reingewinn 4,52 Milliarden (4,90 Mrd). Beim Gewinn pro Aktie (EPS) sind es nun 1,18 US-Dollar und nicht mehr 1,27 US-Dollar.
Etwas tiefer fällt mit den zusätzlichen Rückstellungen auch die Kern-Kapitalquote (CET 1) aus. So lag diese Ende Jahr lediglich noch bei 12,9 statt bei den ursprünglich gemeldeten 13,1 Prozent. Die Leverage Ratio, also die ungewichtete Eigenkapitalquote, wird neu mit 3,77 Prozent statt 3,81 Prozent ausgewiesen. Bei der Kernkapitalquote gehört die UBS damit aber weiterhin zu den bestkapitalisierten Grossbanken weltweit. Keine Einfluss hat die Gewinnsenkung auf die Dividende: die Aktionäre sollen unverändert eine Auszahlung von 70 Rappen pro Aktie erhalten.
Hintergrund der Gewinnrevision ist der Prozess in Frankreich. Bekanntlich wurde die grösste Schweizer Bank vor wenigen Wochen von einem Pariser Gericht zu einer Rekordbusse von 3,5 Milliarden Euro verurteilt, zudem muss sie dem französischen Staat Schadenersatz in der Höhe von 800 Millionen Euro bezahlen. Im Prozess ging es um Geldwäsche und Beihilfe zu Steuerhinterziehung.
Halbe Milliarde für Frankreich
Die Bank hat dagegen Rekurs angekündigt und verlangt für sich einen Freispruch. Der Fall dürfte die UBS bis zu einem letztinstanzlichen Urteil daher vermutlich noch mehrere Jahre beschäftigen. Die Rückstellungen für den Frankreich-Fall werden von der UBS mit 516 Millionen beziffert. Die Bandbreite der möglichen Ergebnisse sei aber gross und trage zu einem grossen Mass an Schätzungsunsicherheit bei, schreibt die Bank dazu in ihrem Geschäftsbericht. Der zurückgestellte Betrag widerspiegle die bestmögliche Einschätzung der finanziellen Auswirkungen.
Insgesamt hat die UBS mit der neusten Erhöhung für Altlasten, Rechtsfälle und dergleichen Rückstellungen von 2,83 Milliarden US-Dollar in ihren Büchern. Die Bank geht auch nicht davon aus, dass sie ihre Altlasten so schnell los wird. Steuerbehörden in einer Reihe von Ländern hätten Ermittlungen in Bezug auf das grenzüberschreitende Vermögensverwaltungsgeschäft in Angriff genommen, Auskunftsersuchen gestellt oder Bankmitarbeiter in den entsprechenden Ländern geprüft, so die Bank in ihrem Geschäftsbericht.
Mit dem automatischen Informationsaustausch könnten nun weitere Auskunftsbegehren an die Schweizer Steuerbehörden gestellt werden. Die Daten, auf welche die Untersuchungen und Anfragen an die Schweizer Behörden basieren, stammen aus den Jahren 2006 bis 2008. Deutschland hat vor ein paar Jahren bekanntlich diverse CDs mit Steuerdaten erworben und diese laut UBS offenbar an andere Staaten weitergegeben. Man gehe denn auch davon aus, dass weitere Länder Anträge für den Erhalt von Kundendaten bei den Schweizer Behörden stellen würden.
Die Aktien der UBS verloren am Freitag 1,1% auf 12.23 Franken.
Hoher Lohn für Ermotti
Keinen Einfluss gehabt haben dürfte die Gewinnsenkung auf den Lohn von Konzernchef Sergio Ermotti. Wie dem ebenfalls am Freitag erschienen Vergütungsbericht zu entnehmen ist, erhielt Ermotti für das vergangene Jahr eine Gesamtentschädig 14,1 Millionen, was knapp 100’000 Franken weniger sind als für 2017. Die Entschädigung setzt sich aus fixen Entschädigungen von 2,8 Millionen und variablen Vergütungen von 11,3 Millionen zusammen. Die Gesamtentschädigung der Geschäftsleitung belief sich letztes Jahr auf 100,8 Millionen Franken, knapp eine Million mehr als 2017.
Ermotti habe 2018 die Erwartungen übertroffen, würdigte der Verwaltungsrat den Konzernchef. Der Tessiner in Diensten der UBS gehört mit seinem Lohn zur obersten Liga unter den Top-Verdienern. In der Schweiz dürfte er der bestbezahlte Top-Manager zumindest unter den börsenkotierten Unternehmen sein. Roche-CEO Severin Schwan etwa hat 11,8 Millionen, Nestlé-Chef Mark Schneider 9,0 Millionen und Novartis-CEO Vas Narasimhan 6,7 Millionen erhalten. Noch ausstehend ist der Lohn von CS-Chef Tidjane Thiam: dieser wird erst am nächsten Freitag veröffentlicht. (awp/mc/pg)