Zürich – Wenn die Experten der UBS etwas über das kommende Jahr sagen sollen, schauen sie erst einmal zurück auf das auslaufende 2016. Denn ähnlich wie 2016 dürfte auch im kommenden Jahr die Politik mit den Wahlen in einigen europäischen Ländern und dem Amtsantritt von Donald Trump grossen Einfluss auf das Marktgeschehen haben. In diesem von Unsicherheit geprägten Umfeld dürften Dividenden-Titel weiterhin gefragt sein.
Anleger sollten sich auf eine stärkere Polarisierung innerhalb Europas einstellen, erklärt Mads Pedersen, Head of Global Asset Allocation bei der UBS, am Dienstag vor Journalisten. So stünden in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland wichtige Wahlen an. Zudem stehe in Italien noch kurz vor dem Jahreswechsel, Anfang Dezember, das Referendum auf der Agenda; und Trump wird im Januar sein Amt als US-Präsident offiziell übernehmen.
Brexit und Trump haben gezeigt: Panik zahlt sich nicht aus
«Spätestens seit dem Brexit und letztlich auch der Wahl Trumps zum US-Präsidenten haben wir gelernt, dass sich Panik nicht ausgezahlt hat», betont Pedersen. Entsprechend lautete auch ein Rat an Investoren, auch in Zukunft einen kühlen Kopf zu bewahren. Ausserdem hätten diese beiden Ereignisse auch gezeigt, dass man eine Möglichkeit nicht als gesetzt ansehen sollte. So hätten sowohl vor dem Brexit als auch vor der Wahl Trumps viele Prognosen in eine andere Richtung gezeigt.
Zentralbanken um Kontrolle bemüht
Der dritte Punkt, den Anleger auch in Zukunft nicht unterschätzen sollten, sei der Einfluss der Zentralbanken. Sowohl bei der US-Notenbank Fed als auch bei der EZB und letztlich der SNB seien die Währungshüter darum bemüht, die Märkte unter Kontrolle zu halten.
Mit Blick auf den weiteren Kurs der Notenbanken erklärt Daniel Kalt, Chefökonom und Regional CIO Schweiz an dem Anlass, dass sein Haus derzeit mit Blick auf die US-Notenbank mit einem Zinsschritt jetzt im Dezember rechne. Für das kommenden Jahr sehe die UBS zwei Schritte à 0,25%. Dies sei Teil des Basis-Szenarios, das die UBS erstellt habe.
Negativzinsen schaden auf Dauer
Dieses Szenario sieht auch vor, dass die EZB später im kommenden Jahr langsam damit beginnt, ihr Anleihekaufprogramm zu drosseln (Tapering). Für die SNB erwarten die Experten in einem solchen Fall, dass diese erstmals 2018 die Zinsen anheben könnte. Im Jahr 2019 könnte unter diesem Modell das Negativ-Zinsregime zu Ende gehen. Allerdings sei dieses Modell mit viel Vorsicht zu geniessen, betonen sowohl Kalt als auch Pedersen.
«Es ist schon so, dass Negativzinsen auf Dauer schädigend für die Wirtschaft sind», sagt Kalt. In einem Umfeld, in dem Anleger die Wahl hätten zwischen Barmitteln, die keine Rendite abwerfen, und der Investition in Eidgenossen mit Negativrendite, sei die Präferenz für Cash logisch. «Für die Banken ist das aber ein Problem, denn sie bekommen die Negativzinsen zu spüren und können diese nicht 1:1 an den Kunden weitergeben.» Denn täten sie das, «käme es zu einem Run auf die Banken».
Dividenden-Titel bieten Rendite
In dem Szenario der UBS wird zudem für das kommende Jahr ein Weltwirtschafts-Wachstum von 3,5% in Aussicht gestellt, einem leichten Plus gegenüber den 3,1%, die für das laufende Jahr erwartet werden.
Auch die Schweiz wird laut Kalt im kommenden Jahr weiter wachsen (Prognose unverändert bei +1,3%). Überhaupt habe sich die hiesige Wirtschaft über einen Zeitraum von zehn Jahren betrachtet, deutlich besser als andere grosse Länder wie Deutschland, USA und UK geschlagen – und das trotz Frankenschock vor einem Jahr.
Dennoch hat gerade der Schweizer Aktienmarkt für das aktuelle Umfeld ein grosses Problem: Er ist stark defensiv ausgerichtet. Mit dem Wirtschaftspaket, das derzeit von Trump erwartet wird, also Steuersenkungen und Investitionen in Infrastruktur und Rüstung, seien vor allem Zykliker gefragt.
Entsprechend behäbig dürfte sich der Schweizer Aktienmarkt bewegen. Eine nach wie vor attraktive Lösung, um dennoch Renditen zu erzielen seien die Aktien jener Unternehmen, die eine attraktive Dividendenrendite aufwiesen. (awp/mc/pg)