UBS-Präsident Weber erwartet grossen Wandel in der Finanzbranche
Zürich – Der Verwaltungsratspräsident der UBS, Axel Weber, erwartet grosse Veränderungen im Finanzsektor und in der Weltwirtschaft generell. Der Schweizer Finanzplatz sei stark, aber grossen Herausforderungen ausgesetzt. Der ehemalige Präsident der deutschen Bundesbank hält die seit der Finanzkrise 2007/08 verschärfte Bankenregulierung nicht für eine Bedrohung. «Ich halte die gezogenen Lehren aus der Finanzkrise für richtig», sagte er am Freitag bei einer Veranstaltung der ETH-Konjunkturforschungsstelle KOF.
Viele der neuen Regeln seien notwendig gewesen. Die Regulierung sei eine Herausforderung für die hiesige Finanzbranche. Die Schweiz habe angemessene Lösungen gefunden und nach 2008 schnell und gründlich nachreguliert. «Die Schweiz wird die Früchte davon tragen», sagte der seit Mai amtierende UBS-Präsident.
Auf Umsetzung pochen
Es müsse aber auch an den Wettbewerb gedacht werden. Die Regulierung müsse international nicht identisch, aber vergleichbar sein. Das bedeute auch, dass die Schweiz, die bei der Regulierung vorangegangen sei, von anderen Ländern die Durchsetzung international beschlossenener Regeln verlange.
Eine weitere Herausforderung sieht Weber im anhaltenden Druck auf das Bankgeheimnis. Im Steuerstreit hofft er nach wie vor, dass das deutsche Parlament die Vereinbarungen über die Abgeltungssteuer gutheisse. Der Weg, sich den internationalen Gepflogenheiten wie den OECD-Regelwerken in Steuerfragen zu stellen, sei für die Schweiz der richtige. Der erst seit kurzem in der Schweiz lebenden Weber ist sich aber auch bewusst, dass der Schutz der Privatsphäre in der Schweiz ein anderer sei als im übrigen Europa.
Banken rekapitalisieren
Schliesslich müssten sich die Schweiz und ihre Banken auch dem internationalen Umfeld stellen. So wie ein Abtauchen der US-Wirtschaft um 2% verheerend wäre, könne im schuldengeplagten Europa nur eine Lösung der Krise eine Beruhigung bringen. Eine solche Lösung komme weder schnell, noch sei sie einfach. Die Geldpolitik der EZB, welche den Banken Geld zur Verfügung stellt und Anleihen schwacher Euroländer kauft, könne grundlegende Schwachstellen nicht beheben, sondern nur Zeit gewinnen.
Die Banken in den Eurostaaten müssten rekapitalisiert werden, auch wenn das unpopulär sei. Es brauche strukturelle Massnahmen, welche auch den angeschlagenen Euro-Volkswirtschaften Wettbewerbsfähigkeit zurückgebe.
Reformen auch in Kern-Eurozone
Reformen seien nicht nur in der Euro-Peripherie, sondern auch in den starken Euroländern nötig. In Deutschland brauche es beispielsweise Reformen in Richtung einer Ausbalancierung der Rentensysteme. Derzeit sparten die Deutschen zu viel aus Angst vor Altersarmut.
Dem starken Franken, der immer noch schwer auf dem Export lastet, kann Weber auch positive Seiten abgewinnen: «Der starke Franken ist Ausdruck der Stärke der Schweiz», sagte er. Die Schweiz habe eine Solvenz, wie sie anderswo nicht existiere. Die Standort- und Wirtschaftspolitik der Schweiz nannte Weber «klug». (awp/mc/ps)