UBS schreibt 2012 einen Verlust von 2,51 Mrd Franken
UBS-CEO Sergio Ermotti.
Zürich – Die Grossbank UBS hat 2012 zum vierten Mal seit Ausbruch der Finanzkrise 2007 rote Zahlen geschrieben. Es resultierte ein Minus von 2,51 Mrd CHF, wobei die Hauptgründe Restrukturierungskosten, Abschreiber im verkleinerten Investmentbanking und die Busse wegen des Libor-Skandals waren. Die Auszahlung an die Aktionäre wird allerdings im Vergleich zum Vorjahr um 50% erhöht werden, was als «Zeichen der Zuversicht» gelten soll. Die UBS-Aktie reagierte auf die heutigen News sehr volatil, am Nachmittag stand sie rund ein halbes Prozent im Minus.
Allein im vierten Quartal 2012 fuhr die UBS einen Verlust von 1,89 Mrd CHF ein. Selbst unter Ausklammerung von Sonderkosten fiel ein Vorsteuerverlust von 1,2 Mrd an. Für das Gesamtjahr liegt der bereinigte Vorsteuergewinn mit 3,0 Mrd CHF am oberen Ende der UBS-Prognose. Die Grossbank hatte im Dezember bekannt gegeben, wegen Manipulationen des Referenzzinssatzes Libor rund 1,4 Mrd CHF an mehrere Finanzaufsichtsbehörden zahlen zu müssen. Zudem bildete sie wegen Klagen im Geschäft mit hypothekarisch besicherten Wertpapieren (RMBS) Rückstellungen und auch die Neubewertung von Schulden minderte das Ergebnis. Im dritten Quartal war ein Verlust von 2,17 Mrd CHF vor allem wegen der Neuausrichtung angefallen: Die Investmentbank wird verkleinert und bis zu 10’000 Stellen gehen in den nächsten drei Jahren verloren.
«Substanzielle Fortschritte» bei Risiko-Reduktion
Konzernchef Sergio Ermotti zeigte sich trotz der tiefroten Zahlen optimistisch: «Wir haben im vergangenen Jahr substantielle Fortschritte bei der Reduzierung unserer Risiken und der Verkleinerung der Bilanz gemacht. Und ins neue Jahr sind wir als die bestkapitalisierte Bank innerhalb der Vergleichsgruppe gestartet», sagte er am Dienstag an der Bilanzmedienkonferenz in Zürich. Insgesamt wurden die risikogewichteten Aktiven (RWA) letztes Jahr um 122 Mrd CHF reduziert. Die Basel-III-Kernkapitalquote (Common Equity Tier 1 auf Basis einer vollständigen Umsetzung) stieg um 310 Basispunkte auf 9,8% per Ende Jahr.
Kosten um 1,4 Mrd Franken gesenkt
Insgesamt hat die UBS die Kosten seit Mitte 2011 um netto 1,4 Mrd CHF gedrückt. Die Zahl der Vollzeitstellen sank innert Jahresfrist von 64’820 auf 62’628. «Die Transformation unserer Bank ist auf Kurs, auch wenn der Job noch nicht getan ist», so Ermotti. Als «Zeichen der Zuversicht» soll denn auch die Dividendenerhöhung um 50% auf jetzt 15 von 10 Rappen pro Aktie interpretiert werden. Substantiellere Erhöhungen versprach der CEO für den Zeitraum, wenn die Kapitalziele erreicht sind, was Ende 2014 der Fall sein soll.
«Nicht übermässig beunruhigt» von Entwicklung in der Vermögensverwaltung
Im operativen Geschäft leidet die Bank aber weiter unter dem schwachen Umfeld. Im wichtigsten Bereich Wealth Management erzielte die Bank im vierten Quartal einen Vorsteuergewinn von lediglich 398 Mio CHF, was im Vergleich zum Vorquartal einem Minus von über 30% entspricht. Die Bruttomarge auf den verwalteten Vermögen ging dabei um 4 Basispunkte (BP) auf 85 BP zurück. Die Hauptgründe dafür seien der rückläufige Zinsertrag wegen der tiefen Zinsen, und niedrigere Erträge infolge geringerer Kundenaktivitäten, hiess es.
Finanzchef Tom Naratil zeigte sich diesbezüglich allerdings «nicht übermässig beunruhigt». Die Zielgrösse von 95 bis 105 Basispunkten bezeichnete er als adäquat, auch wenn es Jahre dauern könne, bis sich das Umfeld wieder richtig erhole. Dazu brauche es aber auch eine Lösung im Streit um die unversteuerten Gelder.
Einbussen bei Nettoneugeldern in Q4
Letzteres war denn auch ein Grund, dass die UBS bei den Nettoneugeldern ebenfalls einen Rückschritt machte. Die Nettoneugelder in der Division beliefen sich im vierten Quartal lediglich auf 2,4 Mrd CHF, gegenüber 7,7 Mrd im Vorquartal. Während es vor allem in Westeuropa zu einem Abfluss von Vermögen kam, gab sich die UBS-Spitze bezüglich der Entwicklung in der Region Asien-Pazifik und in den Emerging Markets sehr zufrieden.
Im Gesamtjahr hat die Bank in ihren Wealth Management Einheiten Nettoneugelder von 46,9 Mrd CHF erhalten, die verwalteten Vermögen lagen Ende Jahr bei 2’230 Mrd CHF, nach 2’242 Ende September bzw. 2’088 Mrd Ende 2011.
Anleihen-Rückkauf im Umfang von 5 Mrd Franken
Die Fortschritte bei der Kapitalisierung ermöglichten es ausserdem, dass die UBS nun eigene Anleihen im Umfang von bis zu 5 Mrd CHF zurückkaufen wolle. Damit würden die künftigen Finanzierungskosten gesenkt, erklärte Naratil. Zudem kündigte die UBS ein neues Vergütungsmodell an: Die Boni sollen länger aufgeschoben und weniger in bar ausbezahlt werden sowie an mehrjährige Leistungskriterien sowie Kapitalquoten gekoppelt werden. 2012 wurden die Boni gegenüber dem Vorjahr um 7% auf 2,5 Mrd CHF reduziert.
Vorsichtiger Ausblick
Der Ausblick bleibt allerdings vorsichtig. Der Januar sei an den Finanzmärkten zwar ein guter Monat gewesen, aber die ersten Februar-Tage hätten gezeigt, dass man realistisch bleiben müsse, so Ermotti. Im ersten Quartal 2013 dürften die gleichen Faktoren wie bereits 2012 das Vertrauen der Kunden und damit die Kundenaktivitäten beeinflussen. Dazu gehören unter anderem weitere Fortschritte in der Eurozone. Für den Fall, dass sich keine Fortschritte einstellten, seien weitere Ergebnisverbesserungen unter den herrschenden Marktbedingungen unwahrscheinlich, so die Einschätzung.
Die Aktie zeigte sich in den ersten zwei Handelsstunden äussert volatil, danach pendelte sie sich auf etwas tieferem Niveau ein (Stand 15 Uhr -0,5% auf 15,55 CHF). Das Zahlenset für das vierte Quartal enthalte sowohl Licht als auch Schatten, hiess es dazu im Markt. (awp/mc/pg)