Zürich – Die Grossbank UBS hat im vergangenen Jahr 2018 fast 5 Milliarden US-Dollar verdient. Allerdings hätte es noch mehr sein können, wenn nicht die Finanzmarktturbulenzen im vierten Quartal gewesen wären. Als die Börsen gegen Jahresende verrückt spielten, waren die Kunden schnell sehr zurückhaltend und bescherten der grössten Schweizer Bank ein Quartalsergebnis deutlich unter den Erwartungen der professionellen Beobachter. Die UBS-Aktie geriet denn auch unter Druck.
Eigentlich sieht das Gesamtjahresergebnis gar nicht schlecht aus. 4,9 Milliarden Dollar – das Ergebnis wurde erstmals in der US-Währung präsentiert – blieben der Bank unter dem Strich, wie sie am Dienstag mitteilte. Dies ist im Vergleich zum Vorjahresergebnis mehr als eine Verfünffachung. Allerdings strotzt die Bank nicht ganz so vor Kraft, wie das diese Wachstumsrate vermuten lassen könnte. Der Vorjahresgewinn war nämlich wegen einem Milliarden-Abschreiber im Zusammenhang mit der US-Steuerreform von Donald Trump sehr schwach ausgefallen.
Da dieser Abschreiber mehr ein buchhalterisches Phänomen ist, drängt sich allerdings eher ein Vergleich des operativen Ergebnisses bzw. des Gewinns vor Steuern auf. Hier erreichte die UBS einen Wert von 6,4 Milliarden Dollar gegenüber 5,4 Milliarden im Gesamtjahr 2017. Dies ist zwar eine klare Steigerung, aber deutlich unter derjenigen beim Reingewinn. Am Erfolg sollen auch die Aktionäre in Form einer um 5 auf 70 Rappen eröhten Dividende profitieren.
Schwaches viertes Quartal
Dass das diesjährige Ergebnis nicht noch deutlich besser ausfiel, hat vor allem mit dem letzten Quartal zu tun. Ab Oktober gerieten die weltweiten Aktienmärkte in Turbulenzen, im Dezember und ganz speziell um Weihnachten spielten die Märkte richtiggehend verrückt. UBS-Konzernchef Sergio Ermotti sprach vor Analysten und der Presse gar von «historisch schwierigen Marktbedingungen».
Die Unsicherheit an den Börsen belastet die Banken auf verschiedenen Seiten. So nehmen etwa die Kundenaktivitäten rasant ab, weil Investoren ihre Papiere verkaufen und dann an der Seitenlinie abwarten, bis die Zeiten wieder besser werden. Da zudem die Vermögen der Kunden aufgrund der tieferen Aktienkurse abnehmen, sinken auch die von den Vermögen abhängenden Gebühren. Und nicht zuletzt werden grosse Firmentransaktionen wie etwa Börsengänge oder Übernahmen abgesagt, was ebenfalls zu Mindereinnahmen bei den Banken führt.
Fortschritte über 5 Jahre
All das hatte zur Folge, dass die UBS im vierten Quartal enttäuschte und die bereits zurückgenommenen Analystenschätzungen nicht erfüllen konnte. Insgesamt verdiente die grösste Schweizer Bank in dieser Periode noch 0,7 Milliarden Dollar, was lediglich rund 14 Prozent des gesamten Jahresgewinnes entspricht. Die Investment Bank, welche stark von der Entwicklung der Finanzmärkte abhängt, wies zwischen Oktober und Dezember gar einen Verlust aus.
Aber auch die globale Vermögensverwaltung für Privatpersonen – und damit das Kerngeschäft der UBS – oder das Schweizer Geschäft mussten deutliche Gewinneinbussen im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal hinnehmen. Einzig die Vermögensverwaltung für institutionelle Kunden wie Pensionskassen konnte ihren Gewinn etwas verbessern.
Es ist aufgrund dieser Zahlen nicht ganz überraschend, dass das UBS-Management das Jahres- und nicht das Quartalsergebnis in den Fokus stellte und vor allem auch die Fortschritte über die letzten fünf Jahre betont haben wollte. Gemäss CEO Ermotti hat die Bank in dieser Zeit nämlich – trotz über 9 Milliarden an Zahlungen für die Bereinigung von Altlasten – Milliarden an Gewinnen erzielt und die Kapitalstärke gemessen etwa an der Kernkapitalquote deutlich verbessert. Seine Ziele, die Altlasten zu beseitigen und zu den sichersten Grossbanken der Welt zu gehören, hat CEO Ermotti zweifelsfrei erreicht oder ist mindestens schon recht nahe dran.
Diese Verbesserungen werden von Marktbeobachtern durchaus wahr genommen, allerdings fehlt vielen Beobachtern der Glaube, dass die UBS in ihrer Kernsparte künftig deutlich mehr verdienen wird. Zumindest kurzfristig dürfte das jedenfalls nicht der Fall sein. Das Management gibt sich nämlich trotz der jüngsten Erholung an den Aktienmärkten sehr vorsichtig, was das Geschäft im laufenden Jahr angeht. Die schwache Stimmung an den Märkten dürfte gemäss UBS jedenfalls auch im ersten Quartal auf die Kundenaktivität und die Erträge drücken.
Langfristperspektive im Fokus
Auch hier betonte CEO Ermotti vor allem die Langfristperspektive, wenn auch diesmal mit Blick nach vorne. Er sieht seine Bank jedenfalls bestens aufgestellt und glaubt weiterhin an ein langfristiges Wachstum der Vermögensverwaltungsbranche. Vor allem auch die Position der UBS in China bestärkt Ermotti in seiner Meinung. Dort konnte die Bank bekanntlich vor kurzem als erstes ausländisches Institut eine Mehrheit an einem chinesischen Börsenhandels-Unternehmen übernehmen.
Da für den Aktienkurs allerdings meist eher die kurzfristige Perspektive im Vordergrund steht, büsste die UBS am Aktie am Dienstag stark an Wert ein. Bei Börsenschluss notierte sie – in einem insgesamt schwächeren Gesamtmarkt (SMI -0,5%) – um 3,2 Prozent unter Vortagesschluss. (awp/mc/ps)