Zürich – Der Zustand des Schweizer Vorsorgesystems hat sich erneut verschlechtert und einen neuen Tiefpunkt erreicht. Nach einer leichten Erholung im Jahr 2019 machte die Corona-Krise im ersten Semester 2020 die Verbesserungen jäh wieder zunichte. Sowohl die 1. wie auch die 2. Säule befinden sich weiter in Schieflage.
Die seit 2016 anhaltende Talfahrt des UBS-Vorsorgeindex Schweiz hat sich weiter fortgesetzt und endet im ersten Halbjahr 2020 erneut auf einem Allzeittief, wie die UBS am Dienstag in einer Studie zum Zustand des Vorsorgesystems schreibt.
Zwar habe es 2019 eine Verschnaufpause gegeben, dank Reformvorschlägen, herausragender Börsenperformance und robustem Wirtschaftswachstum. Doch die Corona-Krise habe dies rasch in den Schatten gestellt. Am schwersten ins Gewicht fällt laut der UBS der Einbruch des Subindex Wirtschaftsentwicklung, was insbesondere auf die schlechten Arbeitsmarktdaten, höhere Schulden und die rasant einbrechende Wirtschaftsdynamik zurückzuführen war.
Die anderen drei Subindizes – Finanzen, Demografie und Reformen – trügen ebenfalls seit einigen Quartalen kaum mehr einen positiven Beitrag bei. Die dank der starken Börsenentwicklung zustande gekommene Verbesserung des Subindex Finanzen im Jahr 2019 habe nicht ausgereicht, um die Lage der 1. und 2. Säule zu verbessern.
Alterung der Bevölkerung bleibt Knackpunkt
Hauptherausforderung für das Vorsorgesystem bleibt laut UBS die demografische Entwicklung, das heisst die Alterung der Bevölkerung. Die Rentnerpopulation wird in den nächsten Jahren weit schneller ansteigen als diejenige der Erwerbstätigen, bedingt durch den Eintritt der Babyboomer-Generation in den Ruhestand. Dies werde die Situation vor allem für die im Umlageverfahren finanzierte AHV verschärfen, warnen die Ökonomen der Bank.
Ein Problem sind laut den Angaben aber auch die rekordtiefen Zinsen, welche verhindern, mit dem angesparten Kapital einigermassen vernünftige Renditen zu erwirtschaften.
Die UBS bekräftigt ihren Ruf nach Reformen. Solche seien dringend notwendig, um die Altersvorsorge zu sichern. Die im Januar 2020 in Kraft getretene Steuerreform und AHV-Finanzierung (STAF) biete keine langfristige Lösung, auch wenn damit der AHV jährlich zwei Milliarden Franken mehr zuflössen. Diese Liquiditätsspritze gewähre der staatlichen Vorsorge lediglich eine Verschnaufpause, schliesse aber weder die finanzielle Lücke noch stelle sie die Gerechtigkeit unter den Genrationen her. (awp/mc/ps)