Zürich – Die UBS hat trotz Corona-Krise im ersten Quartal 2019 deutlich mehr verdient. Die grösste Schweizer Bank hat dabei von einer höheren Kundenaktivität an den Finanzmärkten profitiert. Die positiven Effekte des Virus haben fürs erste somit die negativen Aspekte in Form von zusätzlichen Rückstellungen überkompensiert. Die Investoren zeigten sich sehr zufrieden mit dem Ergebnis.
Insgesamt verbesserte die UBS den Gewinn in der Periode von Januar bis März 2020 um fast 40 Prozent auf knapp 1,6 Milliarden Dollar, wie sie am Dienstag mitteilte. Das sind sogar noch rund 100 Millionen mehr als die Bank kurz nach Quartalsende vorangekündigt hatte. Vor Steuern blieben mit 2,0 Milliarden rund 30 Prozent mehr.
Konzernchef Sergio Ermotti zeigte sich schon fast euphorisch: «Das war UBS in Bestform in allen Dimensionen», sagte er an einer Telefonkonferenz für Investoren. Die Bank sei in einem höchst volatilen und unsicheren Umfeld ein verlässlicher Partner für die Kunden gewesen und habe über alle Bereiche hinweg eine hohe Widerstandsfähigkeit im operativen Geschäft bewiesen.
«Dank der hohen Investitionen in die Technologie haben wir auch in den turbulentesten Momenten Mitte März gut funktioniert und sind den Kunden mit Rat und Tat beigestanden», sagte der Konzernchef. So habe man etwa allein im März für die Kunden weltweit über 13’000 Research-Reports veröffentlicht und über 1’500 Conference Calls, Life-Streams, Web-Seminare oder Podcasts abgehalten bzw. produziert.
Zudem sei für die UBS als grösste Schweizer Bank auch eine spezielle Unterstützung der Schweizer Wirtschaft wichtig, fuhr Ermotti fort. So habe man im Rahmen des Schweizer Kreditprogramms für KMUs über 21’000 Anträge bearbeitet und Kredite in Höhe von mehr als 2,5 Milliarden Franken zugesagt. Daneben seien aber auch ausserhalb des Programms 2 Milliarden an Krediten für Schweizer Unternehmen und 1 Milliarde Franken in Form von Hypotheken an Individualkunden vergeben worden.
Turbulenzen treiben Erträge an
Profitiert hat die UBS im ersten Quartal vor allem von den hohen Handelsvolumen in den Bereichen Globale Vermögensverwaltung (GWM) und in der Investment Bank. Die Corona-Krise führte bekanntlich zu starken Turbulenzen an den Finanzmärkten und zu einer entsprechend hohen Aktivität der Kunden in Form von Aktienkäufen und -verkäufen bzw. Portfolio-Umschichtungen. In Bezug auf die Erträge etwa erzielte die GWM-Einheit gar das beste Resultat seit der Finanzkrise vor über zehn Jahren, wie CFO Kirt Gardner aufzeigte.
Insgesamt erzielte die Kerndivision einen Gewinn vor Steuern von rund 1,2 Milliarden und damit etwa 60 Prozent des gesamten operativen Gewinns. Der Gewinn habe sich dabei mehr oder weniger gleichmässig auf die drei Monate verteilt, was ein Beweis dafür sei, dass die Bank sowohl in guten wie auch in schwierigen Zeiten eine ausserordentliche Performance erzielen könne, meinte der Finanzchef.
Das gute Resultat der Sparte wurde in Investorenkreisen denn auch speziell gelobt. Die UBS-Aktie kletterte am Dienstag stetig in die Höhe und schlossen den Handel mit 7,1 Prozent im Plus und damit wieder mit einem Kurs von über 10 Franken ab. Für einmal sei nicht nur die Gewinnhöhe stark gewesen, sondern auch die Gewinnqualität gut, hiess es bei Analysten. Ein Fakt, der etwa bei der Credit Suisse bemängelt wurde. Die zweitgrösste Schweizer Bank hatte zwar auch den Gewinn gesteigert, mehrheitlich aber wegen Sonderfaktoren.
Wie die CS kam aber auch die UBS nicht um zusätzliche Rückstellungen wegen befürchteter Pleiten und Kreditausfällen im Zusammenhang mit der Corona-Krise herum. Insgesamt waren sie bei der UBS mit netto 268 Millionen Dollar aber nur etwa halb so hoch wie bei der Credit Suisse. Allerdings wird es in den nächsten Quartalen – je nach Verlauf der Pandemie – weitere Rückstellungen geben.
Schwierigere Zeiten voraus
Das nächste oder die nächsten Quartale könnten überhaupt schwieriger werden für die Bank. Neben den höheren Rückstellungen auf Kreditrisiken dürften nämlich auch die Erträge unter das Niveau vom ersten Quartal zurückfallen. Da die Kundenvermögen wegen der schwachen Entwicklung an den Börsen Ende März deutlich unter dem Niveau von Ende 2019 standen, werden erstens die vom Vermögensstand abhängigen Gebühren tiefer ausfallen. Dieser Effekt könnte rund 200 bis 300 Millionen US-Dollar ausmachen, sagte CFO Gardner.
Auch werden die Gebühren aus Transaktionen wohl tiefer ausfallen, da die gehandelten Volumen eher tiefer sein werden als zuletzt. Und wegen der Zinssenkungen in den USA werden auch die Nettozins-Erträge tiefer ausfallen. Und nicht zuletzt fällt das zweite Quartal jeweils saisonbedingt schwächer aus als das erste.
Es ist denn auch nicht überraschend, dass die Bank sich sehr zurückhaltend bezüglich der weiteren Aussichten zeigt. «Wie sich die Situation entwickeln wird, ist nach wie vor völlig offen», hiess es lediglich. Es könnte also durchaus sein, dass die negativen Effekte der Corona-Krise in nächster Zeit die positiven überkompensieren werden. (awp/mc/ps)