UBS-CEO Sergio Ermotti.
Zürich – Die UBS hat im zweiten Quartal 2012 unter den schwierigen Rahmenbedingungen an den Finanzmärkten gelitten und eine deutliche Gewinneinbusse hinnehmen müssen. Zusätzlich riss ein Verlust aus dem Börsengang von Facebook ein riesiges Lock in die Kasse der Bank. Bezüglich Ausblick auf die nächsten Monate gibt sich die Grossbank zwar sehr vorsichtig, sieht sich aber grundsätzlich gut aufgestellt. Das Management will den Fokus weiter auf den Abbau der Risiken bzw. den Kapitalaufbau sowie auf die Kosten legen. Am Markt wurde das Ergebnis allerdings nicht goutiert, so dass die Aktien deutlich unter Druck gerieten.
Der Konzerngewinn brach im Berichtszeitraum mit 425 Mio CHF im Vergleich zum Vorquartal um fast die Hälfte, zum entsprechenden Vorjahreszeitraum gar um 60% ein. Auch der Vorsteuergewinn sank zum Vorquartal um mehr als ein Viertel auf 951 Mio, primär bedingt durch einen niedrigeren Handelserfolg, einen Rückgang beim Dienstleistungs- und Kommissionsgeschäft sowie einen höheren Geschäftsaufwand, wie die Grossbank am Dienstag mitteilte.
UBS behält sich rechtliche Schritte gegen Nasdaq vor
Aus dem Facebook-Börsengang resultierte eine Belastung von hohen 349 Mio CHF. Dafür macht die Bank die US-Technologiebörse Nasdaq verantwortlich, welche Kaufaufträge nicht richtig ausgeführt habe. Sie hält sich entsprechend rechtliche Schritte gegen die Börsenbetreiberin vor. Insgesamt lagen die von der UBS vorgelegten Resultate aber in allen Bereichen – auch auf bereinigter Basis – unter den Erwartungen des Marktes.
«Neue Realitäten»
Konzernchef Sergio Ermotti zeigte sich mit dem Resultat vor den Medien in Zürich nicht zufrieden und meinte: «Unsere Ambitionen sind natürlich viel höher als die jetzt gezeigten Resultate.» Er liess aber durchblicken, dass die Bank derzeit die Prioritäten anderswo hat und sich auf die «neuen Realitäten» in der Bankenwelt vorbereitet. Dazu gehören ein weiterer Abbau der sogenannten risikogewichteten Aktiven (RWA), die weitere Verbesserung der Eigenmittelausstattung sowie «Wachsamkeit» bei den Kosten.
Weiterer Abbau der Risiken
Finanzchef Tom Naratil meinte gar, dass man bei der Investmentbank auf gewisse Geschäfte verzichte, um die RWA im geplanten Rahmen abzubauen. Derzeit ist die Bank diesbezüglich gar rascher unterwegs als ursprünglich geplant. Die RWA gemäss Basel III wurden im zweiten Quartal um weitere 45 Mrd auf 305 CHF gesenkt, dies bei einem ursprünglichen Ziel von 340 Mrd. Da die für 2012 angestrebte Reduktion damit nun aber früher als geplant erreicht wurde, senkt die Bank das angestrebte Ziel für nächstes Jahr um 20 Mrd auf 270 Mrd und für 2016 um 30 Mrd auf «weniger als 240 Mrd».
Verbesserte Eigenmittelquote
Stolz zeigte sich Ermotti hinsichtlich der Verbesserungen der Kernkapitalquote. Auf Basis einer vollständigen Umsetzung stieg diese gemäss Basel III auf 8,8% von 7,5%. Damit sei die UBS global führend, so der Konzernchef, ausserdem mache die UBS ihre Quoten im Gegensatz zu anderen Banken vollständig transparent. Und auch in den nächsten Quartalen will die Bank ihre Eigenmittelausstattung verbessern und das Institut damit sicherer machen: So soll die obige Quote Ende dieses Jahres bereits «komfortabel» über 9% zu liegen kommen.
Hoher Neugeldzufluss im Wealth Management
Deswegen dürften auch die Aktionäre weiter mit Schmalkost vorlieb nehmen müssen. Die Bank hat dieses Jahr bzw. für das letzte Geschäftsjahr 2011 erstmals seit vier Jahren wieder eine kleine Dividende ausgeschüttet. Ob auch für dieses Jahr eine solche bezahlt wird, liess das Management noch offen. Laut Finanzchef Naratil hat die Bank zwar auch im zweiten Quartal Geld für eine mögliche Dividende auf die Seite gelegt, ein entsprechender Entscheid falle aber erst Anfang nächsten Jahres. Konzernchef Ermotti seinerseits will die Aktionäre wieder vermehrt profitieren lassen, wenn die (im letzten November aufgestellten) Ziele erreicht sind.
Insgesamt soll mit diesen Massnahmen das Vertrauen der Kunden, das die Bank vor einigen Jahren verspielt hatte, wieder zurückgewonnen werden. Und dabei sieht sich die UBS schon recht weit fortgeschritten: Sie konnte nämlich im weltweiten Wealth Management für das zweite Quartal einen Nettoneugeldzufluss von über 13 Mrd CHF verbuchen. «Das ist bezüglich Neugeld das beste zweite Quartal der letzten fünf Jahre», sagte Ermotti freudig.
Kein zusätzlicher Profit
Leider aus Sicht der Bank bringen die neuen Gelder aufgrund der allgemeinen Zurückhaltung aber keinen zusätzlichen Profit. So ist etwa die für die Bank wichtige Bruttomarge auf den verwalteten Vermögen – hauptsächlich weil die Kunden im gegenwärtigen Umfeld am liebsten Cash halten und kaum Aktien kaufen – um weitere 4 Basispunkte auf noch 89 Basispunkte gesunken.
Und die Bank rechnet auch für die nächsten Monate oder Quartale kaum mit einer allgemeinen Verbesserung. Neben den bekannten Problemfeldern wie Verschuldungssituation in der Eurozone, Kapitalausstattung vieler europäischer Banken oder globaler Konjunkturschwäche befürchtet Ermotti aufgrund potentieller geopolitischer Ereignisse zusätzliche Verunsicherung bei den Anlegern.
Kosten weiter im Fokus
Entsprechend will die Bank auch die Kostenentwicklung weiter im Auge behalten. Das Programm, das Einsparungen bis Ende 2013 von 2 Mrd CHF gegenüber der Kostensituation im ersten Halbjahr 2011 vorsieht, steht derzeit bei 1,1 Mrd CHF. Ermotti zeigte sich mit den jüngsten Fortschritten hier insofern zufrieden, als der starke US-Dollar sich zuletzt mit 200 Mio negativ ausgewirkt habe. Insgesamt hat die Bank im zweiten Quartal 723 Stellen abgebaut und beschäftigte Mitte Jahr noch gut 64’000 Mitarbeiter. «Die Beachtung der Kosten ist ein ‹Must› im gegenwärtigen Umfeld», so Ermotti. Ein weiteres Sparprogramm, wie das zuletzt etwa die CS verkündet hat, wollte die Bank aber nicht lancieren. Man werde aber die Kostenbasis weiter senken, wenn dies nötig sei.
Wenig Neues zu Liboraffäre
Kaum News gab es zur sogenannten Liboraffäre, bei der es um von Grossbanken manipulierte Zinssätze geht, und die zuletzt unter den Investoren recht hohe Wellen geworfen hat. Man habe adäquate Rückstellungen für alle juristischen Fälle, sagte das Management dazu, und betonte vor allem auch bereits bekannte Fakten, wonach der UBS aufgrund der Zusammenarbeit mit den Behörden in verschiedenen Ländern eine gewisse Immunität gewährt worden sei.
Zwar zeigte sich das Management insgesamt recht optimistisch hinsichtlich der längerfristigen Zukunft der Bank, mit den heute verkündeten News konnte es die Investorenschaft aber nicht zufriedenstellen. «Alles in allem hat die UBS ein enttäuschendes operatives Ergebnis abgeliefert», brachte es ein Marktteilnehmer auf den Punkt. Die Aktie stand denn auch den ganzen Morgen deutlich unter Druck, am frühen Nachmittag notiert sie in einem mehr oder weniger stabilen Gesamtmarkt 5,0% tiefer bei 10,38 CHF. (awp/mc/pg)