Neuer UBS-Chef kann starkes Gewinnwachstum präsentieren
Zürich – Die Grossbank UBS hat von der guten Stimmung an den Aktienmärkten profitiert und im vierten Quartal wie auch im Gesamtjahr 2020 deutlich mehr verdient als im Jahr davor. Gespannt war man aber vor allem auf den ersten offiziellen Auftritt des neuen Konzernchefs Ralph Hamers vor Investoren und den Medien.
Hamers hat vor fünf Monaten bei der UBS angefangen und Anfang November dann den langjährigen CEO Sergio Ermotti abgelöst. Er zeigte sich beeindruckt von dem, was er bei der grössten Schweizer Bank bisher gesehen habe. Vor allem in diesem herausfordernden, von der Corona-Pandemie geprägten Umfeld seien die Zahlen sehr stark ausgefallen, meinte er am Dienstag vor Analysten und Medienleuten.
So konnte die UBS für das Gesamtjahr 2020 ein Gewinnplus von 54 Prozent auf 6,63 Milliarden US-Dollar ausweisen und damit das beste Ergebnis seit 10 Jahren. Allein im vierten Quartal gelang der Bank mit 1,71 Milliarden mehr als eine Verdoppelung. Dabei zeigten sich bis auf das Schweizer Geschäft alle Bereiche in guter Form. Vor allem die Investment Bank und das Asset Management konnten ihre Gewinnzahlen im Jahresvergleich massiv verbessern.
Nur Schweizer Geschäft schwächelt
Hierzulande musste die UBS für 2020 hingegen einen Gewinnrückgang ausweisen von knapp einem Fünftel. Hauptgrund seien vor allem Wertberichtigungen für Kreditrisiken von 243 Millionen Franken im Zusammenhang mit dem coronabedingten Wirtschaftseinbruch gewesen, begründete die UBS. Aber auch die weiterhin tiefen bzw. negativen Zinsen hätten das Ergebnis belastet. Die UBS hat denn auch Massnahmen zur Verbesserung ergriffen. Wie vor kurzem bekannt wurde, werden in den nächsten Monaten 44 der 240 Schweizer Filialen geschlossen. Zudem wurde die Freibetragsgrenze für Negativzinsen herabgesetzt.
Vom guten Ergebnis der Gesamtbank sollen auch die Investoren profitieren. Allerdings werden die direkten Ausschüttungen in Form von Dividenden deutlich gekürzt – auf 0,37 US-Dollar pro Aktie von 0,73 im Vorjahr. Dafür sollen die indirekten Ausschüttungen in Form von Aktienrückkäufen nach dem Unterbruch (wegen Corona) im Vorjahr wieder im grossen Stil aufgenommen werden.
Die Bank hat dazu ein Rückkaufprogramm über 4 Milliarden Franken angekündigt über drei Jahre. «Wir werden ab morgen wieder mit Aktienrückkäufen beginnen», sagte Finanzchef Kirt Gardner dazu. Dabei seien die 4 Milliarden keine Zielgrösse, es könnten durchaus auch mehr werden.
Digitalisierung soll vorangetrieben werden
Welche strategischen Prioritäten der neue Chef vorantreiben will, wurde noch nicht im Detail bekannt. Ein Strategie-Update hat er für das zweite Quartal versprochen. Hamers, der von der niederländischen ING zur UBS stiess, wurde dort bekannt als Digitalisierer und wurde auch dank dieser Fähigkeiten zur Bank geholt.
Entsprechend dürfte dies ein Hauptfokus in nächster Zeit sein. Man habe schon gewisse Fokus-Bereiche definiert, sagte Hamers. Allzu konkret wurde er dabei aber noch nicht. «Wir wollen mit der Strategie grundsätzlich agiler und flexibler werden», sagte er. So habe etwa die Corona-Pandemie die Digitalisierung des Geschäftes um drei bis fünf Jahre beschleunigt, was den Handlungsbedarf unterstreiche.
ING-Prozess kaum ein Thema
Kaum ein Thema an diesem Tag war hingegen der Geldwäschereinfall von ING. Hintergrund der Geschichte ist, dass die niederländische Justiz einen 2018 mit einem Vergleich beigelegten Geldwäscherei-Fall während der Zeit von Hamers als ING-Chef neu aufrollt. Die Bank musste damals zwar eine hohe Busse bezahlen, Hamers hingegen kam ungeschoren davon.
«Ich habe immer nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt bei ING. Daher habe ich volles Vertrauen, dass das Verfahren gut herauskommen wird», sagte er gegenüber Radio SRF. Und er sieht sich auch nicht abgelenkt von seiner eigentlichen Aufgabe. «Seien Sie versichert, ich konzentriere mich voll und ganz auf meine Arbeit als Chef der UBS», sagte er.
Aktie steigt
Die UBS-Aktie gewann am Dienstag bis Handelsschluss 2,4% auf 13,23 Franken. (awp/mc/ps)