Zürich – Die Grossbank UBS hat im zweiten Quartal 2017 etwas mehr verdient als von Analysten geschätzt. Zudem ist sie mit Blick nach vorne etwas optimistischer als auch schon. Zu reden gab derweil die Kernkapitalquote, die aufgrund von regulatorisch bedingten Anpassungen der Risiken einen unerwarteten Rückgang erfuhr. Dies hatte denn auch zur Folge, dass die UBS-Aktie deutlich unter Druck geriet, zumal das Papier vor den Zahlen in der Nähe des Jahreshoch notiert hatte.
Unter dem Strich verdiente die Bank gemäss Angaben vom Freitag 1,17 Mrd CHF – 7% weniger als im ersten Quartal 2017 bzw. 14% mehr als im entsprechenden Vorjahresabschnitt. Der Vorsteuergewinn wurde mit 1,50 Mrd CHF beziffert, auf bereinigter Basis waren es 1,68 Mrd CHF. Bei letzterer Zahl werden Spezialfaktoren wie etwa Restrukturierungskosten (258 Mio im Q2) oder Veräusserungsgewinne (107 Mio) heraus gerechnet.
Margen weiter unter Druck
Mit den vorgelegten Zahlen wurden die Gewinnprognosen von Analysten übertroffen. Die UBS-Spitze zeigte sich denn auch zufrieden. «In Anbetracht der Marktbedingungen haben wir im zweiten Quartal ein sehr gutes Ergebnis erzielt», sagte CEO Sergio Ermotti an einem Call für Investoren.
Besonders angetan zeigte sich das Management von der globalen Vermögensverwaltung mit den beiden Divisionen Wealth Management (WM) und Wealth Management Americas (WMA), die auf (bereinigter) Basis gut 1 Mrd CHF verdienten (+15%) und insgesamt Nettoneugelder von 7,5 Mrd CHF verbuchen konnten.
Weiter kämpfen muss die Bank hier allerdings mit eher tiefen Margen. Die kombinierte Nettomarge etwa lag bei 19 Basispunkten (BP), in der Division WM allein waren es 27 BP. Dass die Bruttomargen im zweiten Quartal zum Teil noch weiter fielen, beunruhige nicht, solange die Nettomargen nicht betroffen seien, meinte Finanzchef Kirt Gardner. Er geht davon aus, dass der Tiefpunkt hier erreicht ist und sich die WM-Marge in den nächsten Quartalen im Bereich von 25 bis 30 BP bewegen wird.
Weitere Kostenreduktion
Auf Kurs sieht sich die Bank bezüglich ihrer Bemühungen um Kostenreduktion. So wurden im zweiten Quartal weitere rund 100 Mio eingespart, womit sich die annualisierten Einsparungen (gegenüber 2013) nun auf 1,8 Mrd belaufen. Bis Ende Jahr will die UBS bekanntlich 2,1 Mrd erreichen. Danach seien keine grossen Sparprogramme mehr zu erwarten, versicherte der Finanzchef. Man werde die Kosten aber immer im Auge behalten und weitere Effizienzverbesserungen vornehmen.
Gesunkene Kapitalquote gibt zu reden
Mehr als die insgesamt soliden Zahlen gab allerdings die CET1-Kernkapitalquote zu reden. Diese verminderte sich per Mitte Jahr nämlich auf 13,5% von 14,1% per Ende März. Hintergrund sind laut UBS regulatorisch bedingte Anpassungen der Methodologie (durch die Finma) und die «regulatorische Inflation». Die Bank musste in diesem Zusammenhang ihre sogenannten risikogewichteten Aktiven (RWA) um 15 Mrd CHF nach oben anpassen, was zu der tieferen Rate führte.
Konzernchef Ermotti zeigte sich darob denn auch etwas verärgert. Die Unsicherheiten in Bezug auf die Regulierung seien nach wie vor gross, meinte er. Die Bank erwartet im weiteren Jahresverlauf denn auch eine weitere RWA-Erhöhung um 6 Mrd CHF. In Bezug auf die Kapitalquoten – neben der gesunkenen Kernkapitalquote stieg die CET1-Leverage-Ratio leicht an auf 3,7% – gab sich Ermotti allerdings einigermassen gelassen. «Wir fühlen uns absolut wohl mit unseren Kapitalpositionen», sagte er. Es seien denn auch keine Änderung in Bezug auf die Ausschüttungspolitik zu erwarten.
Mehr Freude hatte Ermotti zudem an den UBS-Kunden. Diese seien nun bereits zum zweiten Mal in Folge aktiver geworden, entsprechend sei man für den Ausblick etwas optimistischer geworden als auch schon. Die verbesserte Stimmung zeige sich etwa darin, dass sich die Kunden wieder vermehrt verschulden würden bzw. dass die Phase des «Deleveraging» vorbei sei, hiess es.
Etwas optimistischer – Risiken werden weiter betont
Die Risiken wollte der UBS-Chef allerdings nicht wegreden. Vor allem die geopolitischen Unsicherheiten würden von den Kunden immer wieder ins Feld geführt. Zudem könnten die weiter tiefe Volatilität sowie saisonale Effekte die Kundenaktivität weiterhin beeinträchtigen. Insgesamt sieht Ermotti die UBS aber als gut aufgestellt, auch wenn er einmal mehr vor höheren Zins- und Betriebskosten als Folge einer verschärften Regulierung warnte.
Die UBS-Aktie geriet von Beginn des Handels an unter Druck und notierte zum Börsenschluss 2,9% tiefer bei 16,90 CHFAnalysten machten vor allem die (negativen) Überraschungen im Zusammenhang mit der Kernkapitalquote für den Kursrückgang verantwortlich. Da die Aktie vor den Zahlen nahe am Jahreshoch notierte, war aber vor allem auch von Gewinnmitnahmen die Rede. (awp/mc/upd/pg)