Zürich – Die UBS hat im zweiten Quartal 2019 trotz anhaltend schwieriger Marktbedingungen etwas mehr verdient als in der gleichen Periode des Vorjahres. Während die Vermögensverwaltung als Hauptgeschäft unter den Erwartungen blieb, schlug sich die grösste Schweizer Bank in den anderen Bereichen besser als von Analysten geschätzt.
Vor Steuern erzielte die grösste Schweizer Bank in der Periode von April bis Juni einen Gewinn von 1,76 Milliarden US-Dollar und damit 3 Prozent mehr als im Vorjahr. Unter dem Strich waren es mit 1,39 Milliarden 1 Prozent mehr.
Das sieht zwar nicht nach hoher Dynamik aus, kam angesichts der Tatsache, dass das Ergebnis im Vorjahr relativ stark ausgefallen war, aber doch eher überraschend. Die UBS betonte denn auch am Dienstag, dass das Berichtsquartal in Bezug auf den Reingewinn das beste Zweitquartalsergebnis seit 2010 sei.
Konzernchef Ermotti zeigte sich entsprechend zufrieden mit den Zahlen: «Einmal mehr haben wir die Stärken unseres Geschäftsmodells bewiesen und unsere Fähigkeit unter Beweis gestellt, auch unter schwierigen Marktbedingungen ein sehr konkurrenzfähiges Ergebnis zu erzielen», sagte er an einer Telefonkonferenz für Investoren und Medien.
Starke Investmentbank
Er spielte damit auf die immer lautere Kritik von Analysten oder in Medien am Geschäftsmodell an. Die UBS sollte sich noch viel stärker auf die Vermögensverwaltung für reiche Kunden konzentrieren – wie das in der Schweiz etwa die Bank Julius Bär tut -, heisst es dort jeweils. Entsprechend sollte sie das Investmentbanking noch deutlicher zurückfahren, als sie dies in den letzten bald zehn Jahren bereits getan hat.
Zumindest im vergangenen Quartal hätte sich das allerdings nicht ausbezahlt. Gerade im Investmentbanking, also etwa dem Geschäft mit grossen Unternehmenskunden oder mit Aktien und Währungen, hat die UBS im zweiten Jahresviertel klar besser abgeschnitten als erwartet. Vor allem mit dem Beratungs- und dem Aktien-Kapitalmarktgeschäft zeigte sich die Bank sehr zufrieden.
Konzernchef Ermotti erwähnte in diesem Zusammenhang etwa die Abspaltung des Augenheilkonzerns Alcon von seiner früheren Mutter Novartis, die im Berichtsquartal stattgefunden hat und bei der die UBS in führender Position dabei war. Es handelte sich dabei um eine Transaktion im zweistelligen Milliardenbereich, mit der die Bank hohe transaktionsabhängige Gebühren eingespielt hat.
Das Gesamtergebnis der Investmentbank blieb unter dem Strich mit 427 Millionen US-Dollar zwar um rund ein Fünftel unter Vorjahr, aber war trotzdem klar stärker als geschätzt. Auch mit dem Schweizer Geschäft mit Firmen und Kleinkunden, der sogenannten Division P&C, und dem Asset Management als kleinster Division zeigte sich die Bank zufrieden.
Sinkende Zinsen drücken auf Ergebnis
Einziger Wermutstropfen war das Kerngeschäft: Vermögensverwaltung für reiche Kunden. Die entsprechende Division Global Wealth Management (GWM) verdiente mit 874 Millionen US-Dollar nämlich 9 Prozent weniger und verfehlte damit auch klar die Erwartungen.
Die Bank begründete den Rückgang vor allem mit der starken Konkurrenz (weltweit) im Hypothekengeschäft und der Zinsentwicklung in den letzten Monaten. So wird in den USA aufgrund der Eintrübung der Wirtschaft in Bälde mit einem ersten Zinsschritt nach unten gerechnet, was sich auf die Marktzinsen bereits seit einiger Zeit ausgewirkt hat.
Und auch in Europa werden weitere geldpolitische Massnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Unterstützung der Wirtschaft erwartet, was ebenfalls einen Zinsrutsch zur Folge hatte. Nicht zuletzt sind auch in der Schweiz die Marktzinsen zuletzt wieder markant gesunken und Experten schliessen nicht aus, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Zinsen noch weiter in den negativen Bereich drücken wird.
Negativzinsen auch für Kleinkunden?
Sollte die SNB dies tun, dürfte die UBS gemäss CEO Ermotti darauf mit gewissen Massnahmen reagieren. Ob dies Negativzinsen auch für Sparguthaben von Kleinkunden bedeuten würde, darüber wollte er nicht spekulieren. «Aber wir erwägen natürlich alle Massnahmen, um unsere Margen zu verteidigen», sagte er. Und er wollte auch «nichts ausschliessen», auch wenn es natürlich nicht einfach wäre, Negativzinsen auf die Retail-Kunden zu überwälzen. «Es kann aber nicht sein, dass nur die Aktionäre für die Politik der Zentralbanken zahlen», meinte er.
Insgesamt wurde das Zweitquartalsergebnis im Markt aber gut aufgenommen. Die UBS-Aktie legte bis Handelsschluss 2,6 Prozent zu. Im Fahrwasser der UBS stieg auch das Papier der CS um 2,5 Prozent – sie wird nächste Woche ihre Zahlen präsentieren. (awp/mc/ps)