Zürich – Die Grossbank UBS bläst den gross angekündigten Kauf des amerikanischen Online-Vermögensverwalters Wealthfront ab. Mit der im Februar angekündigten Transaktion wollte die Grossbank junge Reiche der Generationen Y und Z als Kunden gewinnen.
Man habe sich einvernehmlich darauf verständigt, die 1,4 Milliarden Dollar schwere Transaktion nicht zu vollziehen, teilte die UBS am späten Freitagabend ohne Angabe von Gründen mit. Die Integration von Wealthfront als Tochter der UBS-Sparte Wealth Management war eigentlich für die zweite Jahreshälfte geplant gewesen.
In der Mitteilung heisst es lediglich, die UBS halte an ihren Wachstumsplänen in den USA fest und werde das digitale Wealth-Management-Angebot weiter ausbauen. Zudem werde die Bank eine in Wealthfront-Aktien wandelbare Schuldverschreibung in Höhe von 69,7 Millionen Dollar kaufen.
Weiteres Vorzeigeprojekt eingestampft
Wealthfront ist ein Anbieter von automatisierten Vermögensverwaltungslösungen. Die Kalifornier haben gemäss früheren Angaben 470’000 Kunden und mehr als 27 Milliarden Dollar an verwalteten Vermögen.
Ralph Hamers, der seit November 2020 CEO der UBS ist, ist unter anderem wegen seiner Kompetenzen im Bereich Digitalisierung zur Grossbank geholt worden. In Wealthfront wurden grosse Hoffnungen gesetzt, dem Ziel näherzukommen, künftig auf der ganzen Welt auch ein digitaler Vermögensverwalter zu sein und vor allem auch junge wohlhabende Neukunden zu erreichen.
2018 war die UBS bereits in Grossbritannien mit der digitalen Vermögensverwaltung namens SmartWealth gescheitert und hatte diese nach weniger als zwei Jahren wieder eingestampft. Man habe vielleicht zu früh zu sehr auf Gewinn fokussiert, hatte Hamers Anfang Februar gesagt. Bei Wealthfront liege der Fokus nun zunächst erst einmal auf dem Wachstum und auf Skalierung – mit allen nötigen Investitionen. Ausserdem sei Wealthfront kein reiner Robo-Advisor, betonte der CEO damals die Unterschiede.
Bessere Alternativen
Eine Anfrage der Nachrichtenagentur AWP zu den Gründen für das Scheitern des Wealthfront-Deals blieb von der UBS bisher unbeantwortet. Analysten zeigen sich am Montag überrascht.
Die Experten vermuten allerdings den hohen Preis als Problem, angesichts der jüngst stark rückläufigen Bewertungen an den Aktienmärkten, vor allem bei Fintechunternehmen. Ein Aktienrückkauf im Wert von 1,4 Milliarden würde den Gewinn pro Aktie der UBS um rund 3 Prozent steigern, heisst es etwa bei Jefferies. Das wäre mehr als was die Investition in Wealthfront eingebracht hätte, insbesondere im ersten Jahr.
UBS verlieren am Montag kurz vor dem Mittag im Rahmen des Gesamtmarkts 1,4 Prozent auf 15,38 Franken. (upd/awp/mc/pg)