Übersterblichkeit bleibt auch nach Covid-19-Pandemie ein Thema
Zürich – Auch rund vier Jahre nach dem Höhepunkt der Covid-19-Pandemie verzeichnen viele Länder eine erhöhte Übersterblichkeit. Das hält das Swiss Re Institute in einer am Montag publizierten Studie fest. Der Grund für die über dem langjährigen Durchschnitt liegende Sterblichkeit bleibt Covid-19.
Die Übersterblichkeit bezeichnet die Zahl der Todesfälle, die über dem Durchschnitt der vorhergehenden Jahre liegt. Wenn in einem bestimmten Jahr mehr Menschen sterben als normalerweise zu erwarten wäre, dann spricht man von Übersterblichkeit. Während der Pandemie sind die Zahlen dazu in die Höhe geschnellt.
Übersterblichkeit in den USA 2021 bei 23 Prozent
In den USA etwa kletterte die Übersterblichkeit laut der Studie im Jahr 2021 im Vergleich zu 2019 auf 23 Prozent und in Grossbritannien auf 11 Prozent. Und auch im 2023 sei sie in den USA (3 bis 7%) und in Grossbritannien (5 bis 8%) immer noch klar erhöht gewesen.
Die Experten des Rückversicherers gehen auch in Zukunft von höheren Werten aus: Laut dem Swiss Re Institute wird die Übersterblichkeit in den USA bis 2033 bis zu 3 Prozent betragen und in Grossbritannien werden Werte im Bereich von 2,5 Prozent erwartet. Das würde in den USA die längste Phase mit erhöhter Übersterblichkeit in Friedenszeiten bedeuten, hiess es.
«Covid-19 ist noch längst nicht vorbei. Die USA haben 2023 pro Woche durchschnittlich 1500 direkte Todesfälle durch Covid-19 verzeichnet – mehr als durch Schusswaffen und ähnlich viele wie durch Fentanyl», wird Paul Murray, CEO des Bereichs Life&Health Reinsurance, in der Mitteilung zitiert.
Massnahmen notwendig
Hauptursache für die nach wie vor erhöhte Sterblichkeit seien die anhaltenden Auswirkungen von Covid-19. Insbesondere bei älteren und gefährdeten Bevölkerungsgruppen führe dies zu einer überhöhten Herz-Kreislauf-Sterblichkeit. Das Virus trage zu Todesursachen wie Herzversagen bei. Als weitere Gründe kommen auch noch Krebs- und Stoffwechselerkrankungen hinzu.
Damit die Übersterblichkeit auf null sinken könne, brauche es längerfristig medizinische Fortschritte, eine Normalisierung des Gesundheitsbetriebs und eine gesündere Lebensweise, hält das Institut weiter fest. Dabei könne das Problem unter anderem durch Impfungen für gefährdete Personen eingegrenzt werden.
Die Übersterblichkeit sei auch für die Versicherer ein wichtiger Indikator. Denn grössere Verschiebungen bei Todesursachen erforderten oft eine Neubewertung in den Sterblichkeitsportefeuilles. Erst- und Rückversicherer könnten etwa über die Preisgestaltung und Reservierung zu solchen Risiken Massnahmen ergreifen und die Prämien erhöhen. Zugleich empfiehlt das Swiss Re Institute die Lancierung von Präventionsprogrammen für ein gesünderes Leben. (awp/mc/pg)