UK: Banken müssen Milliarden für Fehlberatung zahlen
Lloyds-CEO Antonio Horta-Osorio.
London – Fehlberatungen beim Verkauf von überteuerten Lohnausfallversicherungen kommen die britischen Banken teuer zu stehen. Insgesamt drohen ihnen Schadensersatzzahlungen von mehr als acht Milliarden Pfund. Am Montag gab der britische Bankenverband seinen Widerstand gegen die von der Bankenaufsicht geforderten Kompensationen auf und kündigte an, auf weitere rechtliche Schritte zu verzichten.
Im April hatten die Banken einen entsprechen Prozess vor Gericht verloren. Die Banken sollen ihren Kunden die so genannten Payment Protection Insurances (PPI) ohne ausreichende Beratung angedreht haben. Mit diesen Restschuldversicherungen sollten sich Arbeiter und Angestellte für den Fall absichern, dass sie bei Arbeitslosigkeit oder Krankheit ihre Kreditkartenrechnungen und Hypothekenkredite nicht mehr hätten zahlen können. Verbraucherschützer warfen ihnen auch vor, die mit extrem hohen Prämien versehenen Policen an die Darlehensvergabe gekoppelt zu haben. Insgesamt sollen rund 20 Millionen dieser Restschuldversicherungen in Kraft sein. Beschwerden über die PPI-Verträge häuften sich, doch die Banken lehnten diese zumeist ab. Dagegen entschied ein unabhängiger Ombudsmann in der Regel zugunsten der Verbraucher.
Lloyds macht den Anfang
Als erste Bank hatte in der vergangenen Woche Lloyds die Waffen gestreckt und 3,2 Milliarden Pfund für die drohenden Zahlungen beiseite gelegt. Er wolle einen Schlussstrich unter dieses Kapitel der Vergangenheit legen, hatte der erst seit Anfang März amtierende Chef António Horta-Osório seinen Schritt begründet. Dem konnten sich die übrigen Grossbanken nach Experteneinschätzung nicht mehr verschliessen.
Barclays und HSBC ziehen nach
Am Montag kündigte Barclays an, eine Milliarde Pfund zurückzustellen. «Wir machen nicht immer alles richtig für unsere Kunden», erklärte Vorstandschef Bob Diamond. «Wenn wir sie falsch beraten haben, entschuldigen wir uns dafür und werden die Sache richtigstellen.» Konkurrent HSBC schrieb 440 Millionen Dollar ab und musste auch deshalb im ersten Quartal einen Rückgang des Vorsteuergewinns hinnehmen. Das Unternehmen betonte aber, dass es derzeit noch unklar sei, wie hoch die tatsächlichen Kosten sein werden. So wisse die Bank noch nicht, wie viele Kunden tatsächlich Ansprüche anmelden. Die in der Krise verstaatlichte Royal Bank of Scotland (RBS) konnte am Freitag bei der Vorlage ihrer Quartalszahlen die möglichen Belastungen noch nicht beziffern. Analysten der Deutschen Bank rechnen mit Rückstellung von rund einer Milliarden Pfund. (awp/mc/ps)